Nicht nur Corona: Kampf gegen Rassismus eint die Sportwelt

Der Tod des Afroamerikaners George Floyd und ähnliche Vorfälle haben 2020 auch die Sportwelt zutiefst bewegt. Nie zuvor hat es von Sportlern, Vereinen und Verbänden einen solchen Aufschrei gegen Rassismus gegeben.
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Formel-1-Weltmeister Lewis Hamilton bezieht klar Stellung: «Black lives Matter».Foto: Stephanie Lecocq/POOL EPA/AP/dpa/dpa
Epoch Times25. Dezember 2020

Nicht nur das Coronavirus hat die Sportwelt 2020 auf den Kopf gestellt. Auch die Sportler selbst sorgten mit einem nie da gewesenen Engagement gegen Rassismus und andere soziale Ungerechtigkeiten dafür, dass dieses Jahr unvergessen bleiben wird.

Der Tod des Afroamerikaners George Floyd bei einem brutalen Polizeieinsatz in den USA am 25. Mai und ähnliche Fälle führten zu einem beispiellosen Aufschrei und warfen die alte Regel über Bord, Sport und Politik nicht zu vermischen. Die Bewegung „Black Lives Matter“ (schwarze Leben zählen) erhielt dank der Unterstützung von Weltklasse-Athleten wie NBA-Basketballstar LeBron James, der über soziale Medien Millionen Menschen erreicht, zusätzlichen Auftrieb.

Formel 1-Weltmeister Lewis Hamilton und sein Mercedes-Team ließen die Silberpfeile schwarz lackieren, um ein Zeichen gegen Rassismus und Diskriminierung zu setzen. „Wir möchten gemeinsam ein Vermächtnis aufbauen, das über den Sport hinausgeht“, sagte der Brite, der in diesem Jahr bereits seinen siebten WM-Titel feierte.

Hamilton, der erste schwarze Fahrer in der Formel 1, nahm an einer Anti-Rassismus-Demonstration in London teil. Auch Deutschlands Tennis-Legende Boris Becker erhob ihre Stimme. „Was da auf den Straßen auf der ganzen Welt los war, das ist für mich das wichtigste Thema 2020 und für den Rest meines Lebens“, sagte der dreimalige Wimbledon-Gewinner kürzlich über die Black-Lives-Matter-Bewegung. Mit seinen Partnerinnen und Kindern habe er seit Jahren Rassismus erlebt, ergänzte er im Podcast „Boris Becker – Der fünfte Satz“.

Als der 53-Jährige Anfang Juni ein Video von einer Kundgebung in London postete, folgten in Kommentaren zahlreiche Beleidigungen. Becker reagierte mit einem Verweis auf seine Familie. „Ich bin davon betroffen, weil meine Familie davon betroffen ist“, wiederholte er nun. „Ich glaube, wir haben in unserer weißen Gesellschaft nicht den leisesten Schimmer, was es heißt, beurteilt, verurteilt, angegriffen zu werden, weil man von außen aus weiß oder schwarz aussieht.“

Im Zuge der Proteste wurden Spiele der US-Basketball- und Baseball-Ligen NBA und MLB verschoben, Tennis-Star Naomi Osaka drohte mit einem Spiel-Verzicht. Die Profis von Paris Saint-Germain und Basaksehir Istanbul knieten vor einer Champions-League-Partie aus Protest gegen einen von einem Schiedsrichter-Assistenten ausgelösten Rassismusvorfall nieder.

Galten politische Äußerungen im Sport einst als verboten und zogen Suspendierungen und andere Strafen nach sich, erhielten sie nun Unterstützung von Vereinen und Verbänden. Das National-Football- League-Team aus Washington verabschiedete sich von seinem Namen „Redskins“ (Rothäute), und auch die Cleveland Indians aus der Major League Baseball kündigten an, ihren als rassistisch empfundenen Namen abzulegen.

NFL-Boss Roger Goodell räumte ein, es sei seitens der Liga falsch gewesen, friedliche Proteste gegen Rassismus nicht aktiv unterstützt zu haben, wie etwa 2016, als Colin Kaepernick während der Nationalhymne kniete. Der damalige Quarterback der San Francisco 49ers ist seit 2017 ohne Job in der NFL. „Wir geben zu, dass es falsch war, nicht schon früher auf die NFL-Spieler zu hören und sie zu einem friedlichen Protest zu ermuntern. Wir glauben daran, dass schwarze Leben zählen. Ohne schwarze Spieler gäbe es keine National Football League“, betonte Goodell.

Auch Fußballer verurteilten lautstark den Rassismus. In der Bundesliga, in der Premier League und in anderen Ligen knieten Spieler, um ihre Unterstützung für die Proteste gegen Rassismus auszudrücken. „Ich sehe es als einen großen Schritt der Premier League, so etwas zuzulassen. Es zeigt, dass wir in die richtige Richtung gehen“, sagte Raheem Sterling von Manchester City.

Der Fußball-Weltverband FIFA, die Europäische Fußball-Union UEFA und die nationalen Verbände unterstützten diese Gesten. So war der UEFA-Slogan „No to Racism“ nach dem Rassismusvorfall in der Partie zwischen PSG und Basaksehir prominent vertreten. Als die Begegnung am Tag nach dem Spielabbruch im Pariser Prinzenpark wieder aufgenommen wurde, knieten alle Spieler und der Schiedsrichter als Geste gegen Rassismus nieder. „Es ist vieles gesagt worden, aber in Wahrheit gibt es nichts Besseres als Taten“, sagte PSG-Stürmerstar Kylian Mbappé.

Der frühere niederländische Fußball-Profi Ruud Gullit bezeichnete den Rassismus in einer UEFA-Dokumentation als „ein Krebsgeschwür der Gesellschaft“. Alle müssten sich daran beteiligen, dieses zu beseitigen. „Fußball wird von Milliarden Menschen auf der ganzen Welt verfolgt. Wir müssen zeigen, dass Diskriminierung falsch ist“, forderte UEFA-Präsident Aleksander Čeferin.

Das Engagement der Sportler wird sich im Jahr 2021 fortsetzen. Als ein Praxis-Test könnten sich schon die Olympischen Spiele in Tokio erweisen – denn das IOC untersagt weiterhin jegliche politischen Botschaften. (dpa)

Franck Fife

Ashley Landis



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