Titel-Balsam für die Bayern-Wunde
Aber nach den ersten Bierchen in der Kabine steigerte sich die Laune auf der kurzen Heimfahrt mit dem Mannschaftsbus bis zur Late-Night-Party im Restaurant von Promi-Koch Alfons Schuhbeck in der Münchner Innenstadt. Dort war zur Freude aller Beteiligten auch der noch krank geschriebene Sportvorstand Matthias Sammer dabei.
Das Lächeln kehrt seit Samstag zurück beim großen FC Bayern, der mit dem 2:1 auf der kleinen Fußballbühne des Aufsteigers FC Ingolstadt seinen 26. Meistertitel perfekt machte. „Der Titel wird uns ein bisschen die Wunden schließen lassen, die es am Dienstag ohne Frage gegeben hat“, sagte Vorstandschef Karl-Heinz Rummenigge angesichts der Nachwirkungen des verpassten Champions-League-Endspiels.
Als Trostpreis mochten die Bayern-Stars die geschichtsträchtige Leistung von vier Meistertiteln am Stück in der Bundesliga aber nicht bewerten. „Der Rekord war unser großes Ziel“, sagte Kapitän Philipp Lahm. „Was wir dieses Jahr wieder geleistet haben, ist überragend“, erklärte Thomas Müller: „Jetzt lassen wir die Sau raus und schauen danach, wie wir beisammen sind.“ Pep Guardiola setzte keine Grenzen: „Die Spieler müssen feiern.“ Der Spanier gab drei Tage frei. Erst danach wird die Arbeit wieder aufgenommen für das große Abschiedsspiel des Trainers.
„Das Ziel ist ganz klar, das Double zu gewinnen“, verkündete Lahm mit dem Blick auf das Pokalendspiel gegen Borussia Dortmund am 21. Mai in Berlin. Die Double-Lust ersetzt langsam aber sicher den Triple-Frust. „Wenn wir den Pokal gewinnen, ist die Saison richtig gut“, sagte Torjäger Robert Lewandowski, der mit seinen Saisontoren 28 und 29 der Münchner Meistermacher im ausverkauften Ingolstädter Sportpark war.
„Auf dieses Finale kann sich Deutschland freuen. Das wird ein Highlight der Saison werden“, sagte Rummenigge. Der Bayern-Chef will das letzte Guardiola-Jahr erst nach dem „Fifty-fifty-Spiel“ bewerten. „Ich möchte noch zwei Wochen warten. Das Spiel ist wichtig für uns“, sagte der 60-Jährige. Es fehlt einfach die Krönung in Europa. „Dass das Ausscheiden in der Champions League bei uns Spuren hinterlassen hat, ist klar. Es wäre eine perfekte Woche gewesen, wenn wir es gegen Atlético Madrid auch noch gepackt hätten“, sagte Rummenigge.
Die Champions League sei eben „der größte aller Club-Titel“, aber eben auch der schwierigste, so Rummenigge. Die Meisterschaft sei dagegen der „ehrlichste Titel“. Ein Zeichen der Stärke über ein ganzes Jahr, über 34 Spieltage. „4EVER Deutscher Meister“, stand auf den roten Meistershirts, es war intern das Saisonmotto gewesen.
Auch Guardiola stülpte sich das Shirt doch noch über seinen feinen Anzug, bevor er in der Pressekonferenz den Serientitel bescheiden Jupp Heynckes widmete. Sein Vorgänger hatte 2013 beim einzigartigen Bayern-Triple die aktuelle Bundesliga-Dominanz eröffnet. „Ich möchte diesen vierten Titel mit Jupp Heynckes teilen“, sagte Guardiola: „Jupp, das ist für Dich!“ Auch an Borussia Dortmund richtete der 45-jährige Katalane nach seinem 20. Titelgewinn als Trainer ein großes Kompliment: „Der BVB war ein richtiger Konkurrent.“
Ralph Hasenhüttl, der nach seinem Abschiedsspiel als FCI-Trainer vor eigenem Publikum Tränen vergoss, rühmte den zu Manchester City weiterziehenden Guardiola in höchsten Tönen. „Pep, du bist nicht nur ein Riesentrainer, du bist auch unglaublich bescheiden. Wenn es sich jemand verdient hat, dann bist du es. Du hast diese Mannschaft noch mal auf eine unglaubliche Stufe gehoben“, sagte der Österreicher, der für seinen Wechsel zu RB Leipzig auch Pfiffe einstecken musste.
Der distanzierte Guardiola hat in München keine Nähe zu den Fans entwickelt. Aber er hat sie mit großem Fußball beglückt. „Unser Trainer kommt manchmal zu kritisch weg in den Bewertungen“, meinte Rummenigge: „Dreimal deutscher Meister zu werden in den ersten drei Jahren ist schon etwas, auf das man stolz sein kann. Wir sind das bei Bayern München!“ Guardiola selbst sprach vom „schwierigsten Titel“.
Auch der finale Schritt war vor 15 617 Augenzeugen harte Arbeit. Selbst nach dem 2:0 durch Lewandowskis Doppelpack aus Elfmeter (14. Minute) und klassischem Torjägertor aus spitzem Winkel (32.) gaben die aufmüpfigen Ingolstädter keine Ruhe und verlangten mit ihrem mutigen Angriffspressing dem alten und neuen Meister alles ab. Moritz Hartmann verkürzte per Foulelfmeter (42.). „Jetzt wird einem klar, wofür man das ganze Jahr die Knochen hingehalten hat“, sagte Müller. Der erneute Titelgewinn sei darum „mehr als eine Genugtuung“.
(dpa)
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