DGB-Chef Hoffmann warnt vor „digitalem Proletariat“
Hoffmann sagte, auch Menschen in einer Plattform-Ökonomie brauchten Pausen und müssten sozial abgesichert sein. „Es kann nicht sein, dass der Acht-Stunden-Tag aufgelöst wird und es keine elfstündigen Ruhezeiten mehr gibt.“
Angesichts der zunehmenden Digitalisierung der Wirtschaft hat der Chef des Deutschen Gewerkschaftsbundes (DGB), Reiner Hoffmann, vor „moderner Sklaverei“ gewarnt. Es entstehe „ein digitales Proletariat“, wenn die Spielregeln für den digitalen Kapitalismus nicht grundlegend weiter entwickeln würden, sagte Hoffmann der „Neuen Osnabrücker Zeitung“ (Samstagausgabe). Auch Arbeitsminister Hubertus Heil (SPD) sieht die Arbeitswelt durch die Digitalisierung vor „gewaltigen Umbrüchen“.
Heil forderte ebenfalls: „Der Acht-Stunden-Tag muss die Regel bleiben.“ Es bringe auch den Unternehmen nichts, wenn sie ihre Mitarbeiter „so auspressen, dass die nicht mehr produktiv sind“, sagte der SPD-Politiker dem „Tagesspiegel“ (Sonntagsausgabe).
Es gehe nicht, dass Arbeitnehmer permanent verfügbar sein müssten. „Sie brauchen auch Privatheit und Zeit für die Familie“.
Gewerkschaftschef Hoffmann forderte, die Tarifbindung auszuweiten. Der Fahrdienstleister Uber und andere Online-Vermittler weigerten sich aber, ihre Verantwortung als Arbeitgeber anzuerkennen. „Damit muss Schluss sein, da ist auch der Gesetzgeber gefragt“, verlangte Hoffmann.
In Deutschland arbeiten nach Schätzung des DGB insgesamt weit mehr als zwei Millionen Menschen in der sogenannten Plattform-Ökonomie.
Bis zu eine Million davon sind Hoffmann zufolge als so genannte Crowdworker registriert, deren Dienste online einkauft werden können.
Nur ein Bruchteil dieser Beschäftigten könne von dieser Arbeit leben, kritisierte der DGB-Chef. Sie alle seien potenziell von Ausbeutung bedroht.
„Wenn es eine Auflösung von Ort, Raum und Zeit gibt, wenn Arbeiten über Internetplattformen weltweit vergeben werden können, dann brauchen wir mindestens europäische Spielregeln, um Fehlentwicklungen zu begrenzen“, forderte er.
Heil erwartet in Deutschland grundlegende Veränderungen der Arbeitswelt durch die Digitalisierung. „Der Umbruch wird spürbar sein, weil unsere Volkswirtschaft so stark von der Industrie geprägt ist, in der die Digitalisierung Produktionsprozesse stark verändert“, sagte er. Zugleich würden aber auch neue Stellen geschaffen.
Um die Arbeitnehmer auf den Wandel vorzubereiten, sei noch eine Menge zu tun. Deutschland braucht nach Ansicht des Ministers eine vorbeugende Arbeitsmarktpolitik, die massiv auf Weiterbildung setzt: „Nie war Weiterbildung so wichtig wie heute.“
(afp)
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