Nur Scheinsicherheit bei Telegram?

Sicherheit ist ein großes Argument bei Telegram. Doch nun sollen Daten an das BKA gegangen sein. Auch Datenjäger haben auf Telegram ein Eldorado für sich entdeckt.
Titelbild
Messenger-Dienst Telegram auf dem Smartphone. Symbolbild.Foto: ALEXANDER NEMENOV/AFP via Getty Images
Von 10. Juni 2022

Möglicherweise ist die Messaging-App Telegram nicht immer so sicher, wie bisher behauptet. Der „Spiegel“ berichtete kürzlich, dass Telegram in mehreren Fällen Nutzerdaten an das Bundeskriminalamt weitergegeben haben soll. Den Informationen nach soll es sich dabei um Daten von Verdächtigen aus den Bereichen Kindesmissbrauch und Terrorismus gehandelt haben.

Telegram verspricht Sicherheit

Telegram wirbt damit, „deutlich sicherer als herkömmliche Massenmarkt-Messenger“ zu sein wie beispielsweise WhatsApp. Auch die Geheimhaltung gegenüber offiziellen Stellen bewirbt das Unternehmen in den FAQs offensiv: „Bis zum heutigen Tag haben wir 0 Byte Nutzerdaten an Dritte weitergegeben, einschließlich aller Regierungen.“

Nach Telegram-Angaben würden in mehreren Rechenzentren auf der ganzen Welt die Cloud-Chat-Daten gespeichert, berichtet die US-Epoch-Times. Die Entschlüsselungsschlüssel dazu seien in mehrere Teile aufgeteilt und würden an verschiedenen Orten und nie gemeinsam mit den Daten gespeichert. Kontrolliert werde das Ganze von mehreren juristischen Personen in verschiedenen Gerichtsbarkeiten.

Telegram dazu: „Dank dieser Struktur können wir sicherstellen, dass keine einzelne Regierung oder ein Block gleichgesinnter Länder in die Privatsphäre und Meinungsfreiheit der Menschen eingreifen kann.“

Diese Geschäftspolitik habe dem US-Bericht nach Telegram auch für „Demonstranten und Aktivisten in Deutschland“ attraktiv gemacht, „nachdem Social-Media-Plattformen wie Facebook den Forderungen der Regierung nachgekommen sind, gegen vermeintliche Fehlinformationen vorzugehen“.

Sollte Telegram tatsächlich Nutzerdaten weitergegeben haben, könnte dies möglicherweise auch von Behörden in anderen Ländern erzwungen werden.

„Leichte Beute“ für Geheimdienste und Behörden

Möglicherweise ist das Ausspionieren von Telegram-Chats noch einfacher als eine erzwungene Datenherausgabe. T-Online veröffentlichte im Dezember ein Interview mit einem Datenjäger: „Ich war überrascht, dass sich sogar der gesamte Chatverlauf einer öffentlichen Gruppe von Jahren herunterladen lässt, ohne selbst Mitglied zu sein“, erklärte dieser.

Eine das Mitlesen erschwerende Ende-zu-Ende-Verschlüsselung gebe es nur in sogenannten „geheimen Chats“ und nicht in Gruppen, erklärte er weiter. Auch in geschlossenen Gruppen könne jedes Mitglied den gesamten Chatverlauf sichern, ohne dass es jemand merke.

Über die Kennziffer der Nutzerprofile ließen sich zudem deren Aktivitäten in verschiedenen Gruppen nachverfolgen. „Da sich die Nutzerinnen und Nutzer in den Gruppen sicher fühlen, geben sie allerhand sensible Informationen preis“, erklärt der Datenjäger und resümiert: Solange Telegram derart einfach sensible Daten preisgebe, seien sie „leichte Beute für Geheimdienste, Behörden oder übereifrige Datenanalysten“.

2013 wurde die Messaging-App Telegram von dem russischen VK-Gründer Pawel Durow gegründet, der bald darauf Russland den Rücken kehrte. Aktuell hat das Telegram-Entwicklerteam seinen Sitz in Dubai. (sm)



Kommentare
Liebe Leser,

vielen Dank, dass Sie unseren Kommentar-Bereich nutzen.

Bitte verzichten Sie auf Unterstellungen, Schimpfworte, aggressive Formulierungen und Werbe-Links. Solche Kommentare werden wir nicht veröffentlichen. Dies umfasst ebenso abschweifende Kommentare, die keinen konkreten Bezug zum jeweiligen Artikel haben. Viele Kommentare waren bisher schon anregend und auf die Themen bezogen. Wir bitten Sie um eine Qualität, die den Artikeln entspricht, so haben wir alle etwas davon.

Da wir die Verantwortung für jeden veröffentlichten Kommentar tragen, geben wir Kommentare erst nach einer Prüfung frei. Je nach Aufkommen kann es deswegen zu zeitlichen Verzögerungen kommen.


Ihre Epoch Times - Redaktion