Siemens fordert von Bundesregierung schnellere Digitalisierung

Digitale Industriepolitik sei "eine nationale Aufgabe". Da müsse man "bestimmte Kapazitäten eben doch über den Preis regulieren", sagte Siemens-Chef Joe Kaeser dem "Handelsblatt".
Siemens Chef Joe Kaeser: "Der Strukturwandel ist leider so binär wie die Digitalisierung und bietet nur zwei Alternativen: Entweder wir gestalten, oder wir werden gestaltet."Foto: Oli Scarff/Getty Images
Epoch Times22. April 2018

Siemens-Chef Joe Kaeser fordert die Bundesregierung auf, schnellstens in punkto Digitalisierung aktiv zu werden. „Entscheidend“ für den Erfolg der hiesigen Wirtschaft sei, „dass jetzt der ordnungspolitische Rahmen gesetzt und die nötige Infrastruktur geschaffen wird“. Kaeser fordert ein Netz der zwei Geschwindigkeiten.

Digitale Industriepolitik sei „eine nationale Aufgabe“. Da müsse man „bestimmte Kapazitäten eben doch über den Preis regulieren“, sagte der 60-Jährige dem „Handelsblatt“ (Montagausgabe). „Ich bin zum Beispiel der Ansicht, dass große Industrieparks einen dringenderen Bedarf an Netzkapazitäten haben als etwa ein Wohngebiet. Das ist gesellschaftspolitisch komplex, muss aber zügig gelöst werden.“

Der Topmanager prophezeit: „Fokussierung und Geschwindigkeit werden weiter eklatant steigen.“ Zugleich beobachtet er: „Die Wirtschaft hat die Bedeutung der Digitalisierung weitestgehend begriffen, der Rest des Landes aber noch nicht in ihrer ganzen Brisanz.“

Der Strukturwandel sei „leider so binär wie die Digitalisierung und bietet nur zwei Alternativen: Entweder wir gestalten, oder wir werden gestaltet.“

Scharf kritisiert Kaeser im „Handelsblatt“ (Montagausgabe)-Gespräch zum Start der Hannover Messe die soziale Verantwortungslosigkeit in den Führungsetagen vieler US-Konzerne, die nur noch „Getriebene der Wall Street“ seien, aber auch Exzesse der Finanzmärkte und die Arbeit etlicher Hedgefonds.

Über „geeignete Umverteilungsmechanismen“ müsse der gesellschaftliche Nutzen des Wirtschaftssystems wieder erhöht werden. Kaeser zum „Handelsblatt“ (Montagausgabe):

„Spekulative Transaktionen, wie ungedeckte Shortseller-Transaktionen und Kasino-Kapitalismus tragen nichts zu einer nachhaltigen Entwicklung der Gesellschaft bei.“

In US-Konzernen sei das vielfach zu beobachten: „Wenn dort nicht sofort Stellen gestrichen werden, weil ein Unternehmen mal knapp unter den Quartals-Erwartungen der Analysten lag, hagelt es massive Kritik, und nicht selten wittern dann kurzfristorientierte Elemente ihre Chance. Da muss man sich nicht wundern, wenn die Gesellschaft mit Verständnislosigkeit und Angst reagiert und beginnt, Populisten und ihren schlichten Parolen zu folgen“, warnt Kaeser. (dts)



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