Für Windeln und Wüsten – Deutscher Chemiker entwickelt speziellen Wasserspeicher

Weltweit sorgen deutsche Superabsorber trockene Kinderpopos und den sicheren Betrieb von Tiefseekabeln. Nun will ein deutscher Chemiker damit die Wüste begrünen.
Titelbild
Mit Hilfe des Geohumus kann Regenwasser in der Erde gehalten werden - so lassen sich theoretisch selbst Wüsten fruchtbar machen.Foto: Geohumus International GmbH & Co. KG
Epoch Times15. Oktober 2006

Die erdbraunen Krümel fühlen sich an wie Humus. Kommt Wasser hinzu, quellen sie zu einem dicken Schwamm auf. Chemiker Reinmar Peppmöller hat diese Wasserspeicher der besonderen Art für die Landwirtschaft entwickelt. Grundlage des Geohumus sind so genannte Superabsorber, Kunststoffe mit extrem hoher Saugfähigkeit.

«Der ursprüngliche Superabsorber wurde für die Hygiene-Industrie entwickelt und nicht für den Agrarsektor», sagt Peppmöller. Ihren Siegeszug feierten sie in Babywindeln. Dank der Entwicklung Peppmöllers bleiben Babys auch in nassen Windeln weitgehend trocken. Mittlerweile gibt es Superabsorber seit mehr als 30 Jahren. Die Palette der Anwendungen reicht von der Lebensmittelverpackung über die Medizin bis hin zur Brandbekämpfung. Immer neue Entwicklungen von Superabsorbern mit speziellen Eigenschaften erobern die Märkte. Marktführer sind die deutschen Unternehmen BASF und Degussa.

Sieben Jahre lang forschte Peppmöller, um den künstlichen Wasserspeicher auch in der Landwirtschaft nutzbar zu machen. Schon längst in Rente gelang dem früheren Chemiker im Degussa-Konzern Ende 2003 der Durchbruch. Für seinen Geohumus verwendete er Silikat und gemahlenes Lava-Gestein. Beides zusammen bindet Polyacrylsäure. «Der Absorber wird dadurch nicht mehr aus dem Boden geschwemmt. Das ist besonders bei Hanglagen wichtig», erklärt der Erfinder.

Durch die Beigabe von Lava-Gestein könne das krümelige Produkt neben Wasser auch lebensnotwendige Mineralstoffe für Pflanzen speichern. Auf diese Weise sei Geohumus geeignet, selbst Wüsten fruchtbar zu machen. Erste Projekte liefen in Dubai und im afghanischen Kabul, erzählt Peppmöller.

Geohumus speichere das 30- bis 35-fache des Eigengewichts an Wasser. Diese Speicherkapazität wurde Peppmöller zufolge genau abgestimmt: Denn zu viel Wasser führe dazu, dass der Speicher zu stark aufquillt und die Bodenbiologie beeinträchtige. Selbst bei extremen klimatischen Bedingungen müsse der Geohumus nur alle drei bis vier Jahre erneuert werden, so der Experte.

Im Jahr 2004 gründete Peppmöller gemeinsam mit drei Partnern die Geohumus International GmbH & Co.KG in Frankfurt. Noch im selben Jahr wurde die Firma für ihre innovative Idee mit dem Gründerpreis der Stadt Frankfurt ausgezeichnet. Zur Zeit stellt das Unternehmen 1.000 Tonnen jährlich her und erzielt damit einen Jahresumsatz von sechs Millionen Euro. «Bis zu 3.500 Tonnen könnten in Frankfurt produziert werden», sagt Firmenmitgründer und Geschäftsführer Wulf Bentlage. Doch derzeit werde das Produkt hauptsächlich für Reit- und Golfplätze eingesetzt.

Patente hat das Frankfurter Unternehmen mittlerweile in fast allen Ländern der Welt angemeldet. Der Fokus der Vermarktung liegt dabei auf den heißen Regionen der Erde, die besonders mit Wasserknappheit zu kämpfen haben – neben den arabischen Ländern und Afrika auch Südspanien, Portugal und Süditalien. «Mit Geohumus kann der Wasserverbrauch im Schnitt zwischen 40 bis 50 Prozent gesenkt werden», sagt Bentlage. In Saudi-Arabien plant Geohumus International gemeinsam mit einem der fünf größten heimischen Unternehmen den Bau einer Produktionsanlage. Dazu werde das saudi-arabische Unternehmen 50 Millionen Euro investieren, sagte Bentlage. Geohumus liefere das Knowhow. Ende 2007 soll die Anlage in Betrieb gehen und bis zu 50.000 Tonnen produzieren.

(dpa)



Kommentare
Liebe Leser,

vielen Dank, dass Sie unseren Kommentar-Bereich nutzen.

Bitte verzichten Sie auf Unterstellungen, Schimpfworte, aggressive Formulierungen und Werbe-Links. Solche Kommentare werden wir nicht veröffentlichen. Dies umfasst ebenso abschweifende Kommentare, die keinen konkreten Bezug zum jeweiligen Artikel haben. Viele Kommentare waren bisher schon anregend und auf die Themen bezogen. Wir bitten Sie um eine Qualität, die den Artikeln entspricht, so haben wir alle etwas davon.

Da wir die Verantwortung für jeden veröffentlichten Kommentar tragen, geben wir Kommentare erst nach einer Prüfung frei. Je nach Aufkommen kann es deswegen zu zeitlichen Verzögerungen kommen.


Ihre Epoch Times - Redaktion