Gigafactory Berlin: Neues Tesla-Werk vorerst ohne Batteriezellenfertigung und Photovoltaikanlage

Im brandenburgischen Grünheide soll ab Frühjahr dieses Jahres Teslas vierte Gigafactory entstehen, die ausliegenden Pläne sprechen zunächst jedoch nur vom kleinen Bruder: ohne eigene Batteriezellenfertigung und ohne Solaranlage auf dem Dach.
Titelbild
Ein einzelner Tesla Modell 3 steht vor dem 300 Hektar großen Grundstück, auf dem Teslas vierte Gigafactory entstehen soll. In der letzten Ausbaustufe sollen hier 500.000 E-Autos pro Jahr vom Band rollen.Foto: Sean Gallup/Getty Images
Von 15. Januar 2020

Bereits im Sommer 2021 soll die Produktion von Tesla-Elektroautos im brandenburgischen Grünheide beginnen – nur anderthalb Jahre nach der öffentlichen Ankündigung des Vorhabens durch Tesla-Chef Elon Musk. Kurz vor Weihnachten einigten sich das Land Brandenburg und Tesla auf den Kaufvertrag für das Grundstück.

In Grünheide südöstlich von Berlin will Tesla auf einer Fläche von rund 300 Hektar seine vierte „Gigafactory“ errichten. Dort sollen jährlich 500.000 Elektrofahrzeuge der Modelle 3 und Y, „sowie künftige Modelle“ gebaut werden. Außerdem sollen in der Gigafactory bis zu 12.000 Arbeitsplätze entstehen. Die Gemeinde Grünheide hat bisher etwa 8.600 Einwohner.

Der Berliner Ring und eine (verrostete) Gleisanlage binden das Gelände der Gigafactory an die Außenwelt an – bis zum Berliner Stadtzentrum sind es etwa 35 Kilometer. Doch bislang ist ein Großteil des über 40 Millionen Euro teuren Grundstücks bewaldet. In einem ersten Schritt sollen 90 Hektar gerodet werden, wenn möglich sofort, denn im März beginnt die neue Vegetationsperiode und soll der erste Spatenstich erfolgen.

Weniger „Giga“, weniger „Factory“

Noch bis Ende Februar können Interessierte die Pläne für Teslas Gigafactory unter anderem im Rathaus Grünheide einsehen. In fünf Aktenordnern erklärt der US-Konzern, wie es in Brandenburg weiter gehen soll. Zunächst soll lediglich eine Produktionshalle von knapp 400.000 Quadratmeter Fläche entstehen, das Grundstück bietet Platz für bis zu vier weitere Gebäude.

Fünf Ordner umfassen die Unterlagen für Teslas Gigafactory, die Interessierte unter anderem im Rathaus Grünheide noch bis Ende Februar einsehen können. Foto: Sean Gallup/Getty Images

Was man in den Plänen vergeblich sucht, sind Angaben über eine eigene Batteriezellenfertigung. Stattdessen sollen auf einem relativ kleinen Bereich angelieferte Zellen zu den Akkus verbunden werden. Wer die einzelnen Batteriezellen liefert, bleibt unklar.

Auch nach einer Photovoltaikanlage auf dem Dach der Gigafactory sucht man ergebnislos. Der Hinweis auf ein eigenes Gaskraftwerk sowie den Zukauf von 109 Megawatt elektrischer Energie lassen aber vermuten, dass anders als in Nevada, zunächst keine eigene Stromerzeugung vorgesehen ist. Aus welchen Quellen der zugekaufte Strom stammt, wurde nicht näher erläutert.

Ob die Gigafactory in Brandenburg zu einem späteren Zeitpunkt eine eigene Zellenfertigung oder Photovoltaikanlagen bekommt, ist offen.

Rücksicht auf Tier- und Pflanzenwelt

Ganz neu ist der Gedanke, einen großen Automobilkonzern nach Grünheide zu holen, nicht. Das Grundstück war bereits 2001 für eine Ansiedlung von BMW vorgesehen. Damals entschied sich der Autobauer aber für Sachsen. „Damit liegt bereits der Bebauungsplan für diese Art der industriellen Nutzung vor“, sagte Landrat Rolf Lindemann der Deutschen Presse-Agentur.

Zunächst müssten nun Genehmigungsverfahren nach dem Bundes-Immissionsschutzgesetz bearbeitet werden, sagte der Landrat. Bei dem Gesetz geht es um schädliche Einwirkung auf die Umwelt unter anderem durch Luftverunreinigung oder Geräusche. Die federführende Genehmigungsbehörde sei das Landesamt für Umwelt. Die unteren Behörden im Landkreis werden dann einbezogen.

Naturschützer hatten unterdessen appelliert, die Belange der Tier- und Pflanzenwelt zu berücksichtigen. „Noch wurden weder Bürger oder Naturschutzverbände in das Projekt einbezogen“, sagte Friedhelm Schmitz-Jersch, Landesvorsitzender des Naturschutzbundes Brandenburg (Nabu) Ende November.

Das Gelände für die geplante Tesla-Fabrik liegt in der Gemeinde Grünheide südöstlich von Berlin und ist bislang überwiegend bewaldet. Foto: Patrick Pleul/zb/dpa

Tesla ist hier und nun?

Der Kaufvertrag sieht vor, das Grundstück zum Preis von vorläufig 40,91 Millionen Euro zu veräußern. Allerdings haben sich die Vertragsparteien einvernehmlich darauf verständigt, noch ein externes Gutachten erstellen zu lassen. Dieses soll bis Ende Januar vorliegen. Dann soll der Preis für das rund 300 Hektar große Grundstück gegebenenfalls angepasst werden. Bislang ist von einem Quadratmeterpreis von 13,52 Euro die Rede, angrenzende Gewerbeflächen werden mit zu 40 Euro beziffert.

Indes laufen auf dem Grundstück an der Autobahn 10 die Vorbereitungen für die Rodung. Zudem hat der Kampfmittelräumdienst das Gelände auf Munitionsreste untersucht. Sobald die Genehmigung zur Rodung vorliegt, werde man 90 Hektar für die erste Produktionshalle und die Logistikfläche abholzen. In einem zweiten Schritt soll die gerodete Fläche auf 155 Hektar erweitert werden.

Damit im Sommer 2021 die ersten E-Autos vom Band rollen können – zunächst 150.000 Fahrzeuge pro Jahr – soll noch im Frühjahr der erste Spatenstich erfolgen. Ein ambitionierter Zeitplan, um den etwa 650 Millionen Euro teuren Rohbau zu erstellen. Bei Tesla ist man optimistisch: Für die Gigafactory in Shanghai habe man zehn Monate benötigt.

Ganz so zuversichtlich sind nicht alle in Brandenburg. Ein Bürger verwies im Zusammenhang mit gescheiterten Großprojekten auf den Großflughafen BER sowie die zum Tropenland umgebauten Reste der Cargolifter-Fertigung.

Scheinbar unbeeindruckt davon zeigt sich Tesla und plant Produktionshallen und Output zu erweitern. In der letzten Ausbaustufe sollen jedes Jahr eine halbe Million E-Autos gefertigt werden und sechs Auto-Züge täglich das Betriebsgelände verlassen. Ein konkreter Zeitplan wurde diesbezüglich noch nicht veröffentlicht.



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