Hannover Messe: KI erobert die Industrieproduktion – auch in Deutschland

Noch bis Freitag läuft die diesjährige Hannover Messe. Im Mittelpunkt der bedeutenden Industrieschau steht der Einsatz von KI in Produktionsprozessen.
Auf der Hannover Messer probiert Bundeskanzler Olaf Scholz eine AR-Datenbrille (Augmented Reality) zur Prozessüberwachung einer Maschine aus.
Auf der Hannover Messer probiert Bundeskanzler Olaf Scholz eine AR-Datenbrille (Augmented Reality) zur Prozessüberwachung einer Maschine aus.Foto: Michael Matthey/dpa
Von 18. April 2023

Seit 1947 findet auf dem größten Messegelände der Welt die Hannover Messe statt. In diesem Jahr steht die bedeutende Ausstellung im Zeichen des Einsatzes von KI in der Industrie. Noch bis Freitag, 21.4., wird zu sehen sein, wie auch deutsche Unternehmen ihre Potenziale auf dem Markt für Künstliche Intelligenz einbringen wollen.

Zahlreiche Einsatzpotenziale von KI in der Industrie

KI-basierte Sprachmodelle wie der OpenAI-Bot ChatGPT lassen sich in der Industrieproduktion in vielfacher Weise einsetzen. Eine zentrale Anwendung in diesem Bereich ist die Qualitätskontrolle: KI ist in der Lage, Bilder oder Videos von Produkten zu analysieren. Sie kann auf Abweichungen von den spezifizierten Qualitätsstandards hinweisen und so helfen, fehlerhafte Produkte frühzeitig zu identifizieren.

Dazu kommt die Rolle von Künstlicher Intelligenz in der Prozessoptimierung. Dabei analysiert KI Daten aus unterschiedlichen Produktionsprozessen und deren Stufen. Auf diese Weise kann sie Optimierungspotenziale identifizieren, Produktionsabläufe verbessern, Durchlaufzeiten reduzieren und so mehr Effizienz bewirken.

Mithilfe Künstlicher Intelligenz lassen sich auch erforderliche Wartungen und Reparaturen vorhersagen. Dies kann helfen, die Einsatzplanung zu optimieren und Stillstand zu vermeiden. KI eignet sich auch zur automatisierten Berichterstattung über die wesentlichen Metriken und Key Performance Indicators (KPIs) zu Produktionsstatus und Leistung.

KI ist darüber hinaus auch in der Lage, Mitarbeiter zu schulen und in allen Prozessen durch Anleitungen, Anweisungen und Hinweise zu unterstützen. Moderne Kommunikationstools wie ChatGPT sind dabei auch in der Lage, in mehreren Sprachen in Echtzeit zu kommunizieren.

Kommunikation mit Robotern in natürlicher Sprache auf Hannover Messe 2023

Bereits im Vorfeld der Hannover Messe hatten auch deutsche Start-ups angekündigt, sich im Bereich KI-gestützter Industrieproduktion einzubringen. Häufig geschieht dies durch Kooperation mit bereits etablierten US-amerikanischen Platzhirschen.

So arbeitet das Heidelberger KI-Start-up Aleph Alpha zusammen mit dem IT-Dienstleister Hewlett Packard Enterprise (HPE) an einem virtuellen Assistenten. Siemens kooperiert seinerseits bezüglich der KI-Integration in der Industrie mit Microsoft. Der US-Softwarekonzern gehört zu den größten Investoren von ChatGPT-Entwickler OpenAI und integriert das Tool bereits in seine Bing-Suchmaschine.

Bereits am Montag, dem ersten Tag der Hannover Messe, demonstrierten Aleph Alpha und HPE den Austausch zwischen Fabrikpersonal und Robotern in natürlicher Sprache und mithilfe von Bildern. HPE-Sprecher Patrik Edlund erklärte dazu:

Der KI-Assistent agiert dabei quasi wie ein hoch spezialisierter Servicetechniker, der das Fabrikpersonal unterstützt, sehr komplexe Aufgaben zu lösen.“

Siemens und Microsoft arbeiten an KI-unterstützten Programmcodes für Steuerungen

Bei der Kooperation zwischen Siemens und Microsoft wiederum steht der Einsatz von Programmcodes für den Produktionsprozess selbst im Vordergrund. Auch dort hat sich ChatGPT als außerordentlich leistungsfähiges Instrument erwiesen.

Der Bot ist nicht nur in der Lage, wie ein Mensch in natürlicher Sprache zu kommunizieren. ChatGPT ist zudem noch firm in der Erzeugung von Codes in gängigen Programmiersprachen. Auf der Hannover Messe lässt sich am Siemens-Stand mitverfolgen, wie die KI die Programmierung für Steuerungen beschleunigt.

Cedrik Neike, Mitglied des Vorstands der Siemens AG und CEO Digital Industries, erklärt dazu:

Leistungsstarke, fortschrittliche künstliche Intelligenz entwickelt sich zu einer der wichtigsten Technologien für die digitale Transformation.“

BDI warnt auf Hannover Messe vor Abwanderung der Industrie aus Deutschland

Entscheidend für die Leistungsfähigkeit der KI im industriellen Produktionsprozess ist jedoch die Qualität der verfügbaren Daten. Zudem kennt jeder Industrieprozess spezifische Anforderungen. Auf diese ist entsprechend auch der jeweilige Einsatz abzustimmen – inklusive der erforderlichen Sicherheitsvorkehrungen.

Inwieweit Deutschland am Ende die mit der KI-Revolution verbundenen digitalen Entwicklungen im eigenen Land nutzen kann, hängt auch von anderen Faktoren ab. Einer davon ist die Zukunftsfähigkeit des Standortes für die Industrie selbst.

Diese stand auch im Umfeld der diesjährigen Hannover Messe zunehmend in Zweifel. Der BDI wies einmal mehr auf die horrenden Energiekosten hin, die Deutschland als Industriestandort zunehmend unattraktiv machen.

Siegfried Russwurm, der Präsident des Industrieverbandes (BDI), erklärte, der Industriestandort Deutschland sei „in einer kritischen Phase“. Das von der Bundesregierung propagierte „neue Wirtschaftswunder“ sei „eher Wunschdenken als Realität“. Die Realität sei vielmehr, „dass Unternehmen dreimal überlegen, ob sie hier investieren“.

(Mit Material von dpa)



Kommentare
Liebe Leser,

vielen Dank, dass Sie unseren Kommentar-Bereich nutzen.

Bitte verzichten Sie auf Unterstellungen, Schimpfworte, aggressive Formulierungen und Werbe-Links. Solche Kommentare werden wir nicht veröffentlichen. Dies umfasst ebenso abschweifende Kommentare, die keinen konkreten Bezug zum jeweiligen Artikel haben. Viele Kommentare waren bisher schon anregend und auf die Themen bezogen. Wir bitten Sie um eine Qualität, die den Artikeln entspricht, so haben wir alle etwas davon.

Da wir die Verantwortung für jeden veröffentlichten Kommentar tragen, geben wir Kommentare erst nach einer Prüfung frei. Je nach Aufkommen kann es deswegen zu zeitlichen Verzögerungen kommen.


Ihre Epoch Times - Redaktion