Weniger deutsche Patentanmeldungen – China könnte auf Platz 2 aufrücken

Die Zahl der deutschen Patentanmeldungen beim EPA war im Vorjahr rückläufig. Demgegenüber dringen chinesische Staatskonzerne in diesen Bereich vor.
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Neben dem Maschinenbau bleibt auch die Automobilbranche ein deutscher Hoffnungsträger bezüglich Patentanmeldungen.Foto: Jörg Sarbach/dpa
Von 31. März 2023

Das Europäische Patentamt (EPA) hat im vergangenen Jahr eine Rekordzahl von 193.460 Patentanmeldungen verzeichnet. Das entsprach einem Anstieg um 2,5 Prozent gegenüber dem Jahr davor. Der deutsche Anteil an der Entwicklung war jedoch rückläufig. Die Zahl der Anmeldungen aus Deutschland sank um 4,7 Prozent auf 24.684, den niedrigsten Stand seit mehr als einem Jahrzehnt.

Der EPA-Volkswirt Ilja Rudyk führt den Rückgang auf eine Verschiebung zwischen den Branchen zurück. Digitale Bereiche wachsen stark, während die Patentanmeldungen im Maschinenbau und der Fahrzeugtechnik stagnieren.

Chinas KP will durch Patentanmeldungen von Huawei Einflusspotenziale erschließen

Zu denken geben muss die Entwicklung in China. Huawei führt mit fast 4.505 Anmeldungen die Liste der größten Patentanmelder an. Danach folgen LG, Qualcomm und Samsung. Es ist davon auszugehen, dass die Führung in Peking auch Patentanmeldungen als strategischen Einflussbereich für sich entdeckt hat und diese fördert. Bei den meisten Anmeldungen geht es dabei um Mobilfunkpatente für 5G und 6G.

Noch liegt Deutschland bei der absoluten Zahl der Patentanmeldungen weltweit auf Platz 2. Die USA bleiben mit 48.088 Patenten mit deutlichem Abstand an der Spitze. China steigerte die Zahl seiner Anmeldungen seit 2013 jedoch von 4.075 auf 19.041. Damit könnte Deutschland seinen zweiten Platz schon bald einbüßen.

Der größte deutsche Einzelanmelder ist Siemens, das im internationalen Ranking auf dem sechsten Platz mit 1.735 Patentanmeldungen liegt. In den Top 50 landeten aus Deutschland noch BASF (Platz 8), Bosch (Platz 11) sowie Siemens Energy und die Fraunhofer-Gesellschaft. Insgesamt zählte die Behörde mit Sitz in München im vergangenen Jahr 193.460 Anmeldungen und damit 2,5 Prozent mehr als 2021.

Fraunhofer-Institut: „Deutscher Erfindergeist schläft nicht ein“

Gegenüber dem MDR zeigte sich Peter Neuhäusler vom Fraunhofer-Institut für Innovationsforschung von der Entwicklung nicht überrascht. Es gebe schon seit einigen Jahren einen Trend zu Stagnation oder leichtem Rückgang deutscher Patentanmeldungen.

Er glaube allerdings nicht, dass „der Erfindergeist einschläft“. Es sei zum einen eher eine „stark zielgerichtete Patentierung“, die Platz greife. Das bedeute, dass deutsche Unternehmen nicht weltweit Patente anmeldeten, sondern nach der Markterwartung. Dieser Trend zeige sich seit der Finanzkrise der späten 2000er-Jahre. Gründe für das Vorgehen seien Kosteneinsparung und Strategie.

Zum anderen konzentrierten sich seit etwa 20 Jahren Innovation und Forschung gerade in den multinationalen Konzernen. Das Problem daran sei, dass dies tendenziell auf Kosten der Vielfalt der technologischen Lösungen aus Deutschland gehe.

Deutsche Patentanmeldungen vor allem im Maschinen- und Fahrzeugbau

Mittlerweile schreckten einige Entwickler auch vor Patentanmeldungen zurück, erklärte Neuhäusler weiter. Dies sei die Konsequenz aus den weitreichenden Dokumentationspflichten zu jeder Patentanmeldung. In vielen Fällen schaffe diese einen Ansatzpunkt für mögliche Nachahmer.

Deutsche Erfindungen seien immer noch in Bereichen wie Maschinen- oder Kraftfahrzeugbau relevant. China fokussiere sich demgegenüber vor allem auf Bereiche wie Informations- oder Kommunikationstechnologie.

Neben China und Südkorea verzeichneten in den vergangenen Jahren auch Japan und Taiwan eine starke Zunahme bei den Patentanmeldungen. Zu den Aufsteigern zählen auch Israel, die Türkei oder die Vereinigten Arabischen Emirate – jedoch noch mit einem noch deutlichen zahlenmäßigen Abstand zur Spitzengruppe.

Allerdings gilt Israel als führend in der Region im Bereich der Innovation und hat auch eine gut entwickelte Start-up-Szene. Die Türkei hat zuletzt stark in den Ausbau eigener Innovationskapazitäten investiert. Gleiches gilt auch für arabische Golfmonarchien, die Anreize für Forschung und Entwicklung geschaffen haben. So wollen diese ihre Wirtschaft diversifizieren und unabhängiger vom Erdöl werden.

(Mit Material von dpa)



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