KI-Ampel: „Traum für Radfahrer und Fußgänger“

Als erste Stadt in Deutschland wird Hamm dauerhaft über eine KI-Ampel verfügen. Das entsprechende Pilotprojekt wurde verlängert, weitere Installationen sind geplant.
Rote Ampeln werden in Frankreich gerne auch ignoriert.
Nach einem positiv verlaufenen Pilotprojekt rund um eine KI-Ampel will die Stadt Hamm künftig vermehrt auf KI-gestützte Systeme zurückgreifen.Foto: Michael Evers/dpa
Von 14. Juli 2023

Nun hat auch Deutschland seine erste KI-Ampel. Im Juni hatte die Stadt Hamm in NRW an der Kreuzung Heßler Straße/Marker Allee ein Pilotprojekt zur Verkehrsregelung mittels Künstlicher Intelligenz gestartet. Die Ergebnisse haben die Verantwortlichen so sehr überzeugt, dass sie sich dazu entschlossen haben, die Ampel dauerhaft im Einsatz zu behalten. Für die Zukunft sind sogar noch weitere Projekte dieser Art angedacht.

Nächste KI-Ampel in Schulnähe vorgesehen

Wie das Portal „t-online“ berichtet, soll die KI-Ampel vor allem dem Schutz der schwächeren Verkehrsteilnehmer wie der Fußgänger und Radfahrer dienen. Im Kern beruht sie auf einem Erkennungssystem, das aus sieben Kameras besteht und Bewegungen auf 70 Meter Entfernung identifizieren kann.

Je nach Personenanzahl und Geschwindigkeit errechnet das System anschließend die optimalen Grünphasen. Der Pressesprecher der Stadt, Tobias Köbberling, spricht von einem „Traum für Radfahrer und Fußgänger“. Die Kreuzung sei zu Stoßzeiten sehr verkehrsintensiv; nun stehe die Sicherheit für benachteiligte Verkehrsteilnehmer im Vordergrund. Die nächste KI-Ampel ist nahe einer großen Schule im Hamm-Uentrop vorgesehen.

Die Beeinträchtigung für Autofahrer habe sich als überschaubar erwiesen, heißt es vonseiten der Stadt. Zu Beginn habe es Rückstaus gegeben, dank der Algorithmen sei eine Abstimmung auf den Verkehr jedoch zeitnah möglich gewesen. Falle ein Teil des Systems aus, übermittle die KI-Ampel dies und es greife eine Regelung mittels Verkehrsschildern.

Algorithmus analysiert Bewegungsdaten und versucht Schaltung zu optimieren

KI-gesteuerte Ampelsysteme sind Teil eines breiteren Konzepts, das unter dem Begriff „intelligente Verkehrssysteme“ (IVS) firmiert und zur „Smart City“ der Zukunft gehören soll. Sie sollen den Verkehrsfluss verbessern, die Verkehrssicherheit erhöhen und Staus reduzieren.

Die Systeme verwenden künstliche Intelligenz (KI) und andere Technologien, um Ampeln basierend auf Echtzeitdaten zu steuern und anzupassen. Eine individuelle Speicherung der Daten von Verkehrsteilnehmern ist dabei nicht zwingend vorgesehen, die Instrumente identifizieren Bewegungen. Allerdings gibt es im Straßenverkehr auch schon KI-gesteuerte Systeme zur Ahndung von Verkehrsübertretungen.

Die Funktionsweise einer KI-Ampel basiert auf einer kontinuierlichen Erfassung von Daten. Sensoren, Kameras und andere Erfassungsgeräte an den Ampeln und in der Umgebung überwachen den Verkehr in Echtzeit. In Hamm werden sieben Kameras installiert – andernorts, wie etwa im Fall dieses mexikanischen Unternehmens, sind 360-Grad-Kameras im Einsatz.

Die erlangten Daten fließen an einen zentralen Steuerungsalgorithmus. Dieser analysiert mithilfe von KI und Verkehrsmodellen den aktuellen Zustand des Verkehrs. Auf Grundlage der vorliegenden Informationen passt der Algorithmus die Ampelschaltungen an, um den Verkehrsfluss zu optimieren.

Längerfristig erwiesen sich intelligente Verkehrsleitsysteme bislang als effizient

Bisherige Erfahrungen in mehreren Ländern haben überwiegend positive Erfahrungen vermittelt. Es kehrte mittel- bis längerfristig mehr Effizienz in den Verkehr ein, da sich die Ampelschaltungen an den Verkehrsfluss anpassten. Es kam in weiterer Folge zu weniger Staus und verkürzten Reisezeiten.

Gleichzeitig trug die Abstimmung der Ampelsysteme auf Radfahrer und Fußgänger dazu bei, die Verkehrssicherheit zu erhöhen. Die Datenanalyse ermöglicht es den Ampeln, sich auf die Bedürfnisse der verschiedenen Verkehrsteilnehmer einzustellen und so Konflikte zu minimieren.

Zu den Voraussetzungen für ein reibungsloses Funktionieren KI-gesteuerter Ampelsysteme sind jedoch eine geeignete Infrastruktur und eine zuverlässige Datenübertragung. Dazu kommen die sorgfältige Abstimmung mit vorhandenen Verkehrssystemen – und natürlich die Akzeptanz vonseiten der Verkehrsteilnehmer.

KI-Ampeln im Ausland: seit Längerem in Verwendung

Unter den ersten Verkehrsflussoptimierungssystemen, die auf KI setzten, gehörten das ATSAC, das 2013 in Los Angeles installiert wurde. In Melbourne passt das SCATS-System seit den späten 2010er-Jahren anhand von KI-Ampeln die Steuerung an das Verkehrsaufkommen an.

Im Vereinigten Königreich ist in Städten wie Manchester die SCOOT-Technik in Verwendung, um Ampeln mithilfe von KI zu schalten. Singapur gehört wiederum zu den Vorreitern auf dem asiatischen Kontinent, wenn es um intelligente Verkehrsleitsysteme geht.



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