Sensoren, Rauchmelder, Installationen, Wartungskosten: Die „dritte Miete“

Häusern oder Wohnungen stecken heutzutage voller Technik. Das bedeutet vielfach Erleichterungen im Alltag, erhöht jedoch die Wartungskosten. Experten glauben: Diese "dritte Miete" macht Wohnen in Zukunft fast unbezahlbar.
Epoch Times30. Dezember 2019

„Trautes Heim, Glück allein.“ Das besagt ein Sprichwort, wobei in der gegenwärtigen Zeit diese Redewendung nicht ganz so zutreffend erscheint. In der heutigen Zeit reicht es keineswegs aus, ein Haus zu errichten und darin zu wohnen. Vielmehr sind die eigenen vier Wände oft vollgestopft mit Hightech-Produkten. Sensoren und Apparate sollen das Alltagsleben erleichtern und das Wohnen umweltbewusst und effizient machen.

Heizung, Dämmung und Belüftung sind Fixpunkte beim gegenwärtigen Hausbau. Bereits innerhalb der Planung eines Hauses fließen diverse elektrische Hightech-Produkte mit ein. Am Ende bleibt jedoch die Frage: Wohnt man dadurch effizienter und umweltbewusster? Experten würden bei diesem Thema keineswegs ihre Hand ins Feuer legen. Vor allem die Kostenfrage macht ein effizientes und vor allem bezahlbares Wohnen fast unmöglich.

Hightech-Produkte sollen die Betriebskosten senken und den Energieverbrauch optimieren. Der 49-jährige Timo Leukefeld gilt als Experte in Sachen Immobilien und Wohnen. Er unterstützt bei diesem Thema durchaus die technische Optimierung, sieht aber Probleme innerhalb der Umsetzung. Die technische Ausstattung von Häusern sei für ihn schlichtweg zu umfangreich. Er spricht bei Neubauten von wahren „Technikzentren“.

Wohnen: Zu perfekt gedämmte Häuser

„In Einfamilienhäusern sorgen Wärmepumpe, Fußbodenheizung, Warmwasserboiler, Zirkulationen und Regler, die mit Wettervorhersage arbeiten, für immer teureren Komfort“, sagte der Experte der „Welt„.

Besonders beim Thema Wärmedämmung zeigt sich der Diplomingenieur nachdenklich. Die oft perfekt gedämmten Häuser brauchen dabei eine ausreichend konzipierte Be- und Entlüftungsanlage mit Wärmerückgewinnung. „Wir stopfen die Häuser voll mit Technik, um den Energieverbrauch und damit die Betriebskosten zu senken“, erklärt Leukefeld. Gleichzeitig gibt er zu bedenken, dass wir damit oft das Gegenteil erreichen.

Die Hightech Produkte in unseren Häusern sind nicht nur teuer in der Anschaffung, vielmehr bringen sie auch überaus hohe Wartungskosten mit sich. Viele Experten fordern seit Jahren, dass sich die Baukultur in Deutschland auf das Wesentliche besinnt.

Der Fokus sollte mehr auf die Vereinfachung gelegt werden, ansonsten würde man laut Leukefeld in unbezahlbaren Wohnmaschinen leben. Der Hamburger Architekt Wolfram Spehr sieht zudem ein völlig falsches bauphysikalisches Denkmodell.

Verhalten von Klima und Wetter wichtig

Moderne Häuser sind laut Spehr völlig von der Umwelt abgekoppelte Kästen. Für ihn eine überaus negative Entwicklung, da man man sich auf Seiten der Bauingeneure zu sehr an den sogenannten U-Wert (Wärmedurchgangskoeffizient) klammert. Dieser Wert gibt an, wie viel Wärme durch ein Bauteil nach außen abgegeben wird. Jener Wert ist für die Energie-Einsparverordnung wichtig. Spehr gibt aber zu bedenken, dass hier die Energiespeicherung nicht mit berücksichtigt wird.

Der 49-Jährige Leukefeld rechnet vor, dass bei einem Neubau eines Einfamilienhauses die Technik knapp 35.000 Euro veranschlagen würde. Dazu käme, dass man 800 Euro im Jahr an Energie- und Betriebskosten bezahlen müsste.

Für ihn stehe dies in keinem Verhältnis. Sensoren, Rauchmelder und Detektoren sind heute fast schon Pflicht und diese Features müssen regelmäßig gewartet werden. Bei den Wasserzählern ist man beispielsweise gezwungen, das Ablesesystem nach fünf Jahren auszutauschen.

All diese Technik ist für sich genommen sinnvoll und erscheint alternativlos. Doch hier entsteht neben den zweit Mieten, also den klassischen kalten und warmen Mietkosten, eine neue, eine dritte Miete – jene mit den Kosten für Wartung und Instandhaltung immer teurerer Technik“, so Leukefeld.

„Beschworene Technik in Frage stellen“

Beim Mehrfamilienhausbau ist die Installation eines Fahrstuhles beinahe vorgeschrieben. Barrierefreies Wohnen findet Leukefeld gut, jedoch gibt er auch hier zu bedenken: Die Wartung eines Fahrstuhles ist überaus teuer.

Der Experte zum Thema Wohnen spricht zudem ein heikles Thema an:

Die Sollbruchstellen von Technik nehmen zu. Ein Heizkessel hat früher 50 Jahre lang gehalten. Heute ist die Lebensdauer etwa halb so lang. Der Wirkungsgrad nimmt zu, die Widerstandsfähigkeit nimmt ab.“

Die falschen bauphysikalischen Denkprozesse führen zu mehr Haustechniksystemen. Spehr und Leukefeld sind sich einig, dass ein Umdenken passieren muss.

Projekte sollten genau durchgerechnet werden und die energetischen Eigenschaften simuliert werden. Nicht selten schaffte der Architekt dadurch bei Gebäudeplanungen, dass man mit weniger Aufwand und Material auskommen konnte. (cs/ts)



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