Kontrollen behindern Reisende: «Ich verpasse meinen Flug»

Titelbild
Das dauert: Grenzkontrollen zwischen Salzburg und Freilassing.Foto:  Barbara Gindl/dpa
Epoch Times14. September 2015
Es ist an sich ein munteres Völkchen, das im Omnibus Richtung Münchner Flughafen sitzt. Doch als mehrere Bundespolizisten an der Anschlussstelle Bad Reichenhall der Autobahn Salzburg-München (A8) gleich hinter der Grenze zusteigen, ist erst einmal Schluss mit lustig.

„Ich verpasse wahrscheinlich meinen Flug“, sagt Tanja Fahrnberger aus Österreich. Die 21-Jährige steht vor einem zweiwöchigen Urlaub auf Bali und muss nun auf dem Weg zum Flughafen eine Zwangspause einlegen. Die Beamten wollen alle Ausweise sehen.

Seit Sonntagabend führt Deutschland wegen des Flüchtlingsandrangs und Sicherheitsrisiken wieder Kontrollen an der Grenze zu Österreich durch. Und das wird schnell spürbar. Schon einige Kilometer vor dem Kontrollpunkt wird der Verkehr auf eine Spur verengt. Es gibt kilometerlange Staus.

Dadurch hat auch Fahrnberger wertvolle Zeit verloren. „Hoffentlich geht es schnell“, sagt sie noch, und dann sind die Polizisten auch schon fertig mit der Passkontrolle. Der Busfahrer hatte seine Gäste bereits im Stau gebeten, die Ausweise parat zu halten. Auch Thomas Fuchsluger will nur eines: möglichst rasch zum Flughafen, damit er seinen Flieger vielleicht doch noch erwischt. „Normalerweise habe ich schon Verständnis für Grenzkontrollen“, sagt der 21-Jährige. „Nur heute nicht.“

Die Bundespolizei winkt längst nicht alle Fahrzeuge an dem Kontrollpunkt heraus. „Grenzpolizeiliche Erfahrung“, sagt ein Beamter zur Auswahl der Fahrzeuge, die es trifft. „Wir kontrollieren nicht jedes Fahrzeug“, erläutert Polizeisprecher Matthias Knott. „Das geschieht örtlich und zeitlich flexibel.“ So verzichtete die Polizei beispielsweise am Montag zunächst auf Kontrollen an der Inntalautobahn (A93) bei Kiefersfelden.

Mit geübtem Blick haben es die Polizisten vor allem auf Schleuser abgesehen. Sie winken hauptsächlich Lieferwagen und Kleinbusse mit Kennzeichen aus Balkanländern heraus. Die Kontrollen laufen unaufgeregt ab.

Ein mit sieben Insassen besetzter Minibus aus Rumänien wird von einem Beamten mit der Kelle zum Halten aufgefordert. Die Männer zeigen bereitwillig ihre Ausweise her und kommen ohne Murren auch der Aufforderung nach, eine Zudecke auf einem der hinteren Sitze hochzuheben. Alles scheint in Ordnung zu sein – der Wagen darf weiterfahren.

Seit Sonntagabend hat die Polizei nach Angaben Knotts mehrere Schleuser an der A8 geschnappt. Die Fahrer werden dem Ermittlungsrichter vorgeführt, der über einen Haftbefehl entscheidet. Die Flüchtlinge – Knott spricht von einer niedrigen zweistelligen Zahl – kamen zur Registrierung in eine Erstaufnahmeeinrichtung.

Der Polizeisprecher wertet die Schleuseraufgriffe als Erfolg der wiedereingeführten Grenzkontrollen. Deshalb: „Bis auf weiteres müssen Reisende mit Kontrollen vor allem an der deutsch-österreichischen Grenze rechnen“, sagt er.

Am Montagvormittag schnappen die Polizisten an der Kontrollstelle bei Bad Reichenhall zunächst keine weiteren Schleuser. Der Fahrer eines polnischen Lieferwagens muss die Plane über der Ladefläche öffnen. Mit der Taschenlampe leuchten die Beamten das Innere aus – und finden nichts Verdächtiges. Der Mann darf weiterfahren. Das gilt auch für einen Omnibus aus Montenegro. Vier Polizisten haben sämtliche Ausweise der mehreren Dutzend Insassen in weniger als fünf Minuten kontrolliert – alle Papiere sind gültig.

(dpa)

Kommentare
Liebe Leser,

vielen Dank, dass Sie unseren Kommentar-Bereich nutzen.

Bitte verzichten Sie auf Unterstellungen, Schimpfworte, aggressive Formulierungen und Werbe-Links. Solche Kommentare werden wir nicht veröffentlichen. Dies umfasst ebenso abschweifende Kommentare, die keinen konkreten Bezug zum jeweiligen Artikel haben. Viele Kommentare waren bisher schon anregend und auf die Themen bezogen. Wir bitten Sie um eine Qualität, die den Artikeln entspricht, so haben wir alle etwas davon.

Da wir die Verantwortung für jeden veröffentlichten Kommentar tragen, geben wir Kommentare erst nach einer Prüfung frei. Je nach Aufkommen kann es deswegen zu zeitlichen Verzögerungen kommen.


Ihre Epoch Times - Redaktion