Aufbruchstimmung bei Störchen – Der Herbstzug nach Süden hat begonnen

Viele Storchen-Horste sind schon verlassen, die Störche sammeln sich und treffen sich an markanten Plätzen. Vor allem die Jungstörche "vagabundieren" noch herum, bevor sie zu ihrem ersten Flug starten, sagte Storchenexperte Kai-Michael Thomsen.
Titelbild
Ein Weißstorch im Flug.Foto: iStock
Epoch Times19. August 2018

Deutschlands Weißstörche bereiten sich auf den Flug in die Winterquartiere vor oder sind schon losgezogen. Der Bruterfolg in Deutschland dürfte in diesem Jahr nicht einheitlich sein.

Während sich Vogelfreunde in Schleswig-Holstein über einen Anstieg der Jungstorch-Zahl von 357 im vergangenen Jahr auf 420 im Dürresommer 2018 freuen, verzeichnete Brandenburg das vierte Jahre in Folge ein schlechtes Storchenjahr.

Gute Thermik für den Start nutzen

Ein leeres Nest bedeutet jedoch nicht gleich den Aufbruch der Vögel gen Süden. Erst einmal sammelten sich die Störche, sagte Storchenexperte Kai-Michael Thomsen vom Deutschen Naturschutzbund (Nabu). Zunächst „vagabundieren“ vor allem die Jungstörche herum. Die sehr geselligen Vögel treffen sich dann an markanten Punkten – in Norddeutschland zum Beispiel in der Elbtalaue, oder der Flusslandschaft Eider-Treene-Sorge, erklärt der Biologe.

Dann ziehen sie an irgendeinem Tag bei sonnigem Wetter los, und verschwinden.“

Für Weißstörche als Segelflieger ist laut Nabu eine gute Thermik wichtig. Sie nutzten den Spätsommer mit viel Sonneneinstrahlung, die den Boden erwärmt, um hoch in die Luft zu kreisen und dann weite Strecken segeln zu können. So schaffen die Tiere bis zu 500 Kilometer am Tag.

Die jährliche Reise in Richtung Afrika ist den Störchen angeboren. Dabei ist es nach Nabu-Angaben nicht die Kälte, sondern die Nahrungsknappheit im Winter, die die Tiere dazu treibt, den anstrengenden Flug in die fernen Winterquartiere auf sich zu nehmen.

Zwei unterschiedliche Routen

Die Reise gen Süden treten die Störche in der Regel über zwei unterschiedliche Routen an. Entweder überqueren sie das Mittelmeer im Westen über Gibraltar, um dann in Westafrika zu überwintern. Oder sie ziehen über den Bosporus und den Nahen Osten nach Nordafrika, um von dort entlang des Nils in die ost- und südafrikanischen Überwinterungsgebiete zu gelangen.

Die Trennlinie zwischen den Ost- und den Westziehern geht nach Angaben des Nabu mitten durch Deutschland. Welchen Weg jeder einzelne nimmt, lernt er auf seiner ersten Reise.

„Die genaue Route ist ihnen nicht angeboren. Nur der Zugtrieb: Wir müssen jetzt los, und zwar nach Süden“, erklärt Thomsen. So hätten russische Ornithologen in Experimenten Jungstörche mit Sendern versehen. Deren GPS-Daten zeigten, dass die jungen Vögel zuerst in Richtung Süden zogen. „Wenn sie auf ziehende Störche trafen, wurden sie mitgezogen – entweder Richtung Osten oder Westen.“

In den vergangenen Jahren verzichteten immer mehr Weißstörche der Westroute auf einen Besuch in Afrika und überwinterten stattdessen auf Spaniens Müllkippen: Weil es dort viel zu fressen gebe, sagt die Storchenexpertin beim Landesbund für Vogelschutz (LBV) im fränkischen Hilpoltstein, Oda Wieding.

Es gibt noch keine genauen Zahlen für 2018

Vor allem die knappe Nahrung habe den Tieren im storchenreichsten Bundesland zu schaffen gemacht, sagte Nabu-Storchexperte Bernd Ludwig: Wegen des kalten Frühjahrs und der langen Trockenheit seien dort Regenwürmer, Amphibien und Feldmäuse rar gewesen.

Insbesondere in der Uckermark seien die Störche schon spürbar weniger geworden. Genaue Zahlen für 2018 gebe es aber noch nicht, sagte er.

Auch Sachsen-Anhalt verzeichnete den Angaben zufolge ein unterdurchschnittliches Ergebnis, während sich Ornithologen in Bayern freuten, dass viele Jungtiere überlebten, weil es dort kaum schlechtes Wetter mit extremer Nässe und Kälte gegeben habe.

Übrigens verlassen nicht alle Störche Deutschland. Allein in Bayern etwa überwintern rund 300 dieser Vögel. (dpa)



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