Bauernmärkte erobern die Massen

In Tagen der High-Tech-Landwirtschaft und der Lebensmittelskandale, in denen die Sicherheit unserer Nahrungsmittel in Frage gestellt wird, überrascht es nicht, wenn die Nachfrage nach lokal erzeugter Ware sprunghaft zunimmt.
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In Kanada gibt es immer mehr Bauernmärkte und sie werden größer. Das sogar in Regionen mit kurzen Vegetationszeiten wie etwa Neufundland, das voriges Jahr seinen ersten Markt eingeführt hat.

“Bauernmärkte sind im Moment ein boomender Sektor in der Landwirtschaft in ganz Nordamerika und es kann noch besser werden”, beschreibt Tara McDonald, Geschäftsführerin der Gesellschaft “Your Local Farmers Market” in Vancouver, den Trend. In den vergangenen drei Jahren wäre die Zahl der Kunden solcher lokalen Märkte von 5.000 pro Woche auf “atemberaubende 10.000 Besucher” angestiegen. Im gleichen Zeitraum hätten sich die jährlichen Einnahmen von 1,5 Millionen Dollar auf über 3 Millionen Dollar erhöht. Die Gesellschaft betreibt vier Märkte von Mai bis Oktober und einen, der über den Winter geöffnet ist.

Aber das ist nicht genug, sagt McDonald. “Wir sind das ganze Jahr über am Arbeiten und werden fortlaufend angesprochen, mehr und größere Märkte zu etablieren. Auch Unternehmen kaufen ein und sind an den lokalen Produkten interessiert. Diese in ihren Menus und im Lebensmittelbereich anbieten zu können, ist für sie eine tolle Sache.” Aber, so McDonald, die Kapazitäten zu finden, um die steigende Nachfragen bedienen zu können, sei eine ständige Herausforderung. Außerdem hätten Studien gezeigt: würden auch Institutionen, Universitäten und Krankenhäuser anfangen, lokale Produkte einzukaufen, würde das das Angebot völlig übersteigen.

Die Gesellschaft ruft deshalb die Regierung auf, den Bauern bei einer Ausweitung ihrer Produktpalette zur Seite zu stehen und mehr jungen Menschen, die “extreme Schwierigkeiten mit den hohen Bodenpreisen haben”, den Einstieg in die Landwirtschaft zu erleichtern.

Bewegung für lokalen Anbau

Es gibt Einiges, das für lokale Produkte spricht: sie sind frisch, man weiß, woher sie kommen, es braucht keine Zwischenhändler und sie kurbeln die lokale Wirtschaft an. Die Locavores (neue Bewegung für lokale Produkte oder gar Eigenbau) sind überzeugt, nur so könne man das rapide Verschwinden der landwirtschaftlichen Familienbetriebe aufhalten.

Auf internationaler Ebene hat die Slow-Food-Bewegung viel dazu beigetragen, das Interesse an lokal erzeugten Nahrungsmitteln zu steigern. Am weitesten geht die Bewegung zur “100-Meilen-Ernährung”, die vorsieht, nur noch das zu essen, was innerhalb eines Umkreises von 100 Meilen um den eigenen Wohnort wächst. Das Konzept wurde durch ein kandisches Ehepaar bekannt, das herausgefunden hatte, dass zwischen dem Erzeugerort eines Nahrungsmittels und dem Endkonsumenten in der Regel 1.500 bis 3.000 Meilen liegen.

Jennifer deGroot, Gemüsebäuerin aus Manitoba, mobilisierte letzten Winter 100 Menschen für die 100-Meilen-Ernährung für 100 Tage. Das erforderte sehr viel Planung, sagt sie, denn während im Sommer genug lokal angebautes Essen in Manitoba zur Verfügung stehe, sei das für den Rest des Jahres “eine andere Geschichte”. “Wir leben in einer Provinz mit vielen Wintermonaten, da ist es ganz normal, wenn die Leute annehmen, die 100-Meilen-Ernährung sei nicht durchzuhalten,” sagt deGroot. Aber man habe 130 Menschen gefunden, die das Formular unterschrieben, und viele weitere, die die 100-Meilen-Ernährung teilweise mitmachten. Alle sagten, sie würden es wieder machen. “Das hat gezeigt, dass man diese massiven Landwirtschaftsfirmen nicht braucht, um das Essen für Einen zu produzieren”, sagt deGroot

Viele, die mitgemacht hatten, kaufen ihr Essen jetzt direkt beim Bauern. 80 Prozent ihres Bedarfs können die Familien so decken. Für deGroot ist dabei das Schaffen einer Beziehung zum örtlichen Bauern und “die Bildung dieser so wichtigen Verbindung Bauer/Konsument” der Schlüssel. “Dafür arbeite ich hart. An lokale Produkte zu kommen, hat einen großen Bereich in meinem Leben eingenommen. Aber ich finde, was ich suche.”

In Toronto versucht die gemeinnützige Organisation Local Food Plus (LFP), neben einer lokalen Produktion auch die Nachhaltigkeit zu fördern. Sie arbeitet eng mit Einzelhändlern, Restaurants und Instiutionen zusammen, um die Versorgung mit lokal und nachhaltig angebauten Produkten in Ontario zu steigern. “Berücksichtigt man, dass es Ontario immer weniger gelingt, sich selbst zu versorgen und die Nahrungsmittel, die wir essen, zunehmend importiert werden müssen, wird es schnell klar, dass wir uns am Scheideweg der Geschichte unserer Nahrungsmittelproduktion und des Verteilungessystems befinden”, liest man auf der Webseite von LFP.

LFP wird zwar von der Regierung unterstützt und hat im Land ein paar Bauernmärkte, aber, sagt Beth McMahon, Geschäftsführerin von Atlantic Canadian Organic Regional Network (ACORN), was in Kanada fehle sei ein Verteilersystem, das lokale Produkte fördert. “Die Regierung sollte defintiv eine Rolle spielen, Infrastruktur und Fördersysteme für kleine Landwirtschaftliche Betriebe zu schaffen.”

ACORN ist eine gemeinnützige Organisation in Prince Edward Island, die versucht, den biologischen Landbau durch regionale Netzwerke zu unterstüzten.

“Hier draußen gibt es nicht so viele Restaurants. Will man also eine kulinarische Erfahrung machen, muss man selber kochen. Die Leute schätzen lokales Essen, denn es hat noch Geschmack. Und sie tun damit etwas für die eigene Gemeinschaft,” sagt McMahon. Auch wenn die lokalen Produkte nicht unbedingt alle biologisch angebaut würden (aber viele), sei diese Betriebsweise doch wichtig für die kleine Insel die von Intensivlandwirtschaft lebt und wo die Leute mit Schadstoffen aus der Agrarproduktion konfrontiert seien. Viele Inselbewohner glauben, das Fischesterben, die vergifteten Brunnenschächte, Krebs und andere Krankheiten kämen von den Phosphaten und anderen Chemikalien, die für das Wachsen der PEI’s famous potatoes eingesetzt werden.

Die steigende Nachfrage nach lokalen Produkten wird für deren Anbau sorgen, sagt McMahon und fügt hinzu, sie fände es “erschreckend” zu sehen, wie viele Waren in den Läden von außerhalb eingeführt werden. “Alles kommt von überallher, nur nicht von hier.”

In den USA gab es 2003 eine Studie, bei der 75 Prozent der Konsumenten Nahrungsmittel bevorzugten, die im eigenen Land angebaut werden, und dabei besonders lokale, in Famlienbetrieben erzeugte, Produkte.

John Ikerd, emeritierter Professor der Universität von Missouri, schrieb in Eating Local: A Matter of Integrity: der Aufbau einer nachhaltigen lokalen Landwirtschaft “auf einer sozialen und ethischen Grundlage“ kann die Integrität eines Nahrungsmittelsystems, dem wenige Amerikaner trauen, wieder herstellen.

“Jeden Schritt, den wir machen, wenn wir mehr Produkte von lokalen, nachhaltig wirtschaftenden Bauern kaufen, ist ein positiver Schritt in Richtung eines neuen Nahrungmittelsystems, einer neuen Ernährungskultur und einer neuen, nachhaltigen Gsellschaft”, schrieb Ikerd. “Essen wir lokal, schaffen wir eine Integrität um Nahrung und Landwirtschaft, dann können wir, in uns selber, wieder einen tieferen Sinn für Verantwortung gegenüber der Welt – gegenüber der Erde und den lebendigen Dingen auf unserer Erde, auch anderen Menschen gegenüber, entdecken.”

 

Den Originalartikel finden Sie hier:

http://en.epochtimes.com/n2/canada/farmers-markets-5731.html


 

 

 



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