Biodiversität: Intensive Landwirtschaft vernichtet sich selbst

Epoch Times15. Juli 2012

Deutschland verliert seinen fruchtbaren Boden. Jedes Jahr geht durch Erosion zwanzigmal mehr fruchtbarer Boden verloren als sich nachbilden kann. Hauptgrund ist die bereits jetzt intensive Landwirtschaft, die sich aber immer noch steigert. Kunstdünger soll dabei den fehlenden Humus ersetzen, aber die Vielfalt und Zahl der Bodenorganismen, die den Pflanzen die Nährstoffe erst verfügbar machen, wird dabei immer mehr dezimiert. Trotz (und durch) immer mehr Kunstdünger sinkt die Leistung der Böden.

Viele Forscher wollen deshalb die Agrarpolitik dahin bewegen, die Bedeutung der Leistungen von Ökosystemen anzuerkennen und durch die EU-Agrarreform stärker zu fördern. Das Netzwerk-Forum zur Biodiversitätsforschung Deutschland (NEFO) verdeutlicht deshalb mit dem  NeFo-Schwerpunkt „Ökosystem-Leistungen“ die Rolle der Bodenvielfalt.

Während gesunde und leistungsfähige Böden Humusgehalte zwischen 3,5 und sechs Prozent haben, liegen die meisten landwirtschaftlich intensiv genutzten Flächen in Deutschland bei lediglich ein bis zwei Prozent Humus oder weniger. In diesem Bereich gehen die Ertragsmengen deutlich zurück.

„Die Nutzung eines Bodens als totes Substrat für Pflanzenbau ist nicht nachhaltig.“ sagt Dr. Huber Höfer, Bodenökologe am Naturkundemuseum Karlsruhe. Notwendig seien Erholungsphasen mit einer Pflanzendecke und ohne Pflanzenschutzmittel und Dünger, die den Aufbau organischer Substanz im Boden zulässt. Denn die Biodiversität der Bodenorganismen wirkt wie eine Versicherung gegenüber Stressfaktoren. „Gerade wenn im Zuge des Klimawandels bestimmte (Nutz-)Pflanzenarten mit den Klimazonen wandern und auf ganz andere Böden treffen, brauchen wir die Reaktionsfähigkeit der Bodengemeinschaft umso dringender.“ meint Höfer im NeFo-Interview.

Durch diese Verschlechterung unserer Böden und ihrer Ökosystem-Leistungen gefährden wir tatsächlich unsere künftige Versorgungssicherheit. „Analysen des Bodens als Substrat für die Agrarproduktion zeigen, dass wir schon heute unseren Bedarf an Agrarprodukten nicht mehr mit unseren europäischen Ackerböden alleine decken können.“ sagt Dr. Tobias Plieninger von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften. Vor allem bei Futtermitteln seien wir stark auf Exporte aus Süd- und Nordamerika angewiesen.

Die gesellschaftliche Notwendigkeit zur Erhaltung unserer Grundlagen auch für langfristige Agrarerträge wird laut Plieninger in der Agrarpolitik noch zu wenig beachtet, das zeige auch das derzeitige Ringen um eine ökologischere EU-Agrarpolitik. Seine Kollegen der Nachwuchsgruppe Ökosystem-Dienstleistungen und er plädieren deshalb für Nachweise bei der Verbesserung konkreter Ökosystem-Dienstleistungen als Voraussetzung für künftige Agrarprämienzahlungen der EU. (sfr / Tilch-NEFO)

Weitere Informationen: NeFo-Schwerpunkt „Ökosystem-Leistungen“

 

 

 

 



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