„Erdüberlastungstag“: Göring-Eckardt warnt – Shellenberger spricht von „Pseudowissenschaft“
Besorgt hat sich Bundestagsvizepräsidentin Katrin Göring-Eckardt am Donnerstag, 4. Mai, anlässlich des sogenannten Earth Overshoot Days geäußert. Seit 1986 berechnet das „Global Footprint Network“ (GFN) den „Erdüberlastungstag“. Dieser bringe für jedes Land zum Ausdruck, „wie viele Erden“ erforderlich wären, würde die gesamte Welt seinen Ressourcenverbrauch an den Tag legen.
Im Regelfall sehen westliche Industriestaaten dabei am schlechtesten aus. Dies gilt, obwohl der Umgang mit Ressourcen dort infolge von Innovationen effizienter vonstattengeht und der CO₂-Ausstoß sinkt.
Grüne Besorgnis über „Erdüberlastungstag“ verschafft sich auf Twitter Luft
Auf Twitter erklärt Göring-Eckardt:
Würden alle Länder der Welt so haushalten wie wir in Deutschland, wären heute schon die nachwachsenden Ressourcen für dieses Jahr aufgebraucht. Es ist unser aller Aufgabe, unseren Planeten lebenswert zu halten.“
Das Bundesumweltministerium schreibt zum „Erdüberlastungstag“:
In Deutschland haben wir schon heute unseren Anteil an natürlichen Ressourcen für 2023 verbraucht. Nachhaltiges Handeln fördern – dafür setzen wir uns ein z. B. mit einer nationalen Strategie zur Kreislaufwirtschaft.“
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„Biokapazität“ und „ökologischer Fußabdruck“ als Bezugsgrößen
Der sogenannte Overshoot errechnet sich aus einer Gegenüberstellung der „Biokapazität“ der Erde und des „ökologischen Fußabdrucks“. Als Biokapazität bezeichnet man beim GNF die „Fähigkeit der Erde, die vom Menschen verbrauchten Ressourcen zu erneuern und Schadstoffe – wie Treibhausgase – abzubauen“.
Der „globale ökologische Fußabdruck“ gibt demgegenüber an, wie viele natürliche Ressourcen der Mensch beziehungsweise ein Land tatsächlich verbraucht. Ist der Verbrauch dieser Ressourcen größer als der Nachschub, spricht man vom „Overshoot“ – der „ökologischen Verschuldung“. Der Faktor sei anschließend auf die Skala eines Jahres anzulegen.
IW Köln: „Erdüberlastungstag“ vermengt unterschiedliche Probleme
Während in Politik und Medien das Konzept hinter dem „Erdüberlastungstag“ als solches kaum hinterfragt wird, äußern einige Experten Zweifel an der Berechnungsgrundlage. Einer der Hauptkritikpunkte dabei ist, dass eine Vermengung unterschiedlicher Probleme vorliege.
Prof. Dr. Hubertus Bardt vom Institut der deutschen Wirtschaft (IW) in Köln gehört zu den Skeptikern des „Erdüberlastungstages“. Er weist darauf hin, dass der Index nachwachsende Ressourcen, nicht nachwachsende Ressourcen und Emissionen zusammenfasse. Diese ließen sich jedoch kaum vergleichen.
Bei nachwachsenden Ressourcen wie Holz oder Nahrungsmitteln sei es sinnvoll, Verbrauch und Zuwachs zu vergleichen. Bei nicht nachwachsenden Rohstoffen sei dies nicht der Fall, weil diese der Definition nach endlich seien. Hier könne nicht das Nachwachsen der Maßstab sein, sondern die Geschwindigkeit des Verbrauchs. Dieser nimmt ab, wenn Innovationen oder Wiederverwertung ihn effizienter gestalten. Bezüglich der Emissionen gehe es wiederum um die Aufnahmefähigkeit der Atmosphäre für Kohlendioxid.
Shellenberger: Keine Kernenergie nutzende Nation ist arm
Der Ökologe Michael Shellenberger sieht dies ähnlich und spricht von „pseudowissenschaftlichem Nonsens“, der hinter dem Konzept stehe. Fünf der sechs Messgrößen, aus denen sich der „ökologische Fußabdruck“ der Menschheit zusammensetze, seien entweder im Gleichgewicht oder im Überschuss.
Einzig der Ausstoß von CO₂ sei zu hoch und erfordere Maßnahmen. Dekarbonisierung müsse dabei jedoch nicht zur Verarmung reicher Länder oder perpetuierter Armut armer Länder führen. Vielmehr zeigten Länder wie Frankreich oder Schweden, wie Dekarbonisierung und höherer Wohlstand Hand in Hand gingen. Grund dafür sei der Einsatz von Kernenergie.
Der Denkfehler hinter dem „Erderschöpfungstag“ bestehe darin, so Shellenberger, dass eine Ausweitung von Waldflächen nicht der einzige Weg sei, um CO₂ zu absorbieren – oder gar nicht erst auszustoßen. Die Theorie vom „ökologischen Fußabdruck“ sei „wissenschaftlich so wertvoll wie Astrologie, Phrenologie und die Theorie der flachen Erde“. Für Shellenberger steht fest:
Es gibt keine reiche Nation, die hauptsächlich auf Holz als Energieträger angewiesen ist. Genauso wenig wie es eine arme Nation gibt, die hauptsächlich auf fossile Brennstoffe oder Kernenergie angewiesen ist.“
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