DBU setzt Klimakampagne fort: Energiesparen
Osnabrück. Deutschland steht vor einer tief greifenden Energiewende: Windräder und Solarparks sollen herkömmliche Energieträger ablösen. „Das allein reicht aber nicht. Wir müssen Energie effizienter einsetzen, ressourcenschonender herstellen und zwingend weniger Energie verbrauchen, wenn der Spagat zwischen Energiewende und Klimaschutz gelingen soll“, mahnte Dr.-Ing. E. h. Fritz Brickwedde, Generalsekretär der Deutschen Bundesstiftung Umwelt (DBU), heute bei der Vorstellung des Jahresberichts 2010. Auch global spiele dabei die Umwelttechnik eine zentrale Rolle. Brickwedde: „Moderne Umwelttechnik ist unverzichtbar, um die Auswirkungen von Bevölkerungswachstum, Globalisierung und Industrialisierung der Schwellenländer auf das ‚Ökosystem Erde‘ zu begrenzen.“ 2010 habe sich die DBU stark um Energie-Projekte gekümmert – und gerade beschlossen, die DBU-Klimaschutz- und Info-Kampagne „Haus sanieren – profitieren“ für weitere vier Jahre mit 1,3 Millionen Euro bis Ende 2016 fortzuführen.
Kostenlose Energie-Ccchecks „Haus sanieren – profitieren“ bis 2016
Ein „großer Coup beim Energieeinsparen“ sei der DBU mit ihrer Klimaschutzkampagne „Haus sanieren – profitieren“ gelungen. Über 230.500 Hausbesitzer hätten sich bisher im Rahmen eines kostenlosen Energie-Checks durch rund 11.500 eigens geschulte Handwerker über den energetischen Zustand ihres Hauses informieren lassen, bilanzierte Brickwedde. Jeder Zweite habe im Anschluss an den Energie-Check auch tatsächlich eine Sanierung der eigenen vier Wände veranlasst. Dadurch seien nicht nur rund 2,6 Milliarden Euro in das Handwerk geflossen, sondern auch rund 340.000 Tonnen klimaschädliches Kohlendioxid eingespart worden, was einer Energieeinsparung von rund 96 Millionen Litern Heizöl entspreche. „Eine ursprüngliche Hochrechnung ging davon aus, dass mithilfe der Initiative rund 135.000 Tonnen eingespart würden. Das Soll wurde also weit übertroffen“, freute sich Brickwedde. Aufgrund des durchschlagenden Erfolgs der Kampagne habe sich die DBU jetzt für die Verlängerung bis Ende 2016 entschieden. Nach fünf Millionen Euro für die erste Phase werde die DBU nun weitere rund 1,3 Millionen Euro in die Hand nehmen.
Kindertagesstätte spart durch energetische Gebäudesanierung 65 Prozent Energie
Das Thema Sparen von Energie bzw. Energieeffizienz hat laut Brickwedde auch bei anderen Projekten des Jahres 2010 eine große Rolle in der Stiftungsarbeit gespielt. Der DBU-Generalsekretär verwies auf die DBU-geförderte, energetische Sanierung der Kindertagesstätte „Sonnenschein“ in Wismar. Der schlechte Dämmstandard und die großen Fensterflächen des 1974 in Plattenbauweise errichteten Gebäudes hätten zu hohen Wärmeverlusten im Winter und zu Überhitzungs- und Blendungsproblemen im Sommer geführt. Mit finanzieller Unterstützung der DBU wurde die Gebäudehülle saniert, eine thermische Pufferzone in Form eines Atriums errichtet, eine kontrollierte Lüftung mit Wärmerückgewinnung eingebaut und eine Photovoltaikanlage auf dem Dach angebracht. Der Endenergieverbrauch des Gebäudes, von dessen Typ es rund 300 weitere gibt, konnte um rund 65 Prozent gesenkt, der Primärenergieverbrauch auf 38 Kilowattstunden pro Quadratmeter verringert werden. Im Jahr würden nun insgesamt 135 Tonnen Kohlendioxid eingespart.
Sandwichwände mit integrierter Wärmedämmung senken Energieverbrauch in Kellern um 30 Prozent
Ein von der DBU gefördertes Projekt der Firma Schöck (Baden-Baden), die sich auf die Entwicklung von Sandwichwänden mit integrierter Wärmedämmung spezialisiert habe, hat laut Brickwedde ebenfalls ein hohes Energieeinsparpotenzial. Beim Bau von Kellern für Einfamilienhäuser lasse sich der Energieverbrauch mit diesem System im Vergleich zum gegenwärtigen Stand der Technik um rund 30 Prozent herabsetzen. Die Neuheit des Systemaufbaus bestehe darin, dass die Wandschalen aus Beton durch glasfaserverstärkte Hohlwandanker verbunden und in einem definierten Abstand gehalten werden. Die Wände seien zudem kostengünstig, montagefreundlich und recyclingfähig.
„Energieschleuder“ Kläranlage: DBU-Projekt ermittelte Einsparpotenziale von mindestens 25 Prozent
Auch ein Projekt der Deutschen Vereinigung für Wasserwirtschaft, Abwasser und Abfall (DWA) aus Hennef, das sich mit Energieeinsparungen in Kläranlagen befasse, passe in diesen Kontext. Kläranlagen gehörten zu den elektrischen Großverbrauchern und benötigten rund 4,2 Milliarden Kilowattstunden pro Jahr. Zum Vergleich: Alle Schulen in Deutschland verbrauchen jährlich insgesamt etwa drei Milliarden Kilowattstunden. Im Ergebnis der DBU-geförderten Untersuchung seien Sparpotenziale ermittelt und konkrete Ansätze zum nachhaltigen Umgang mit Energie formuliert worden. Allein durch kurz- und mittelfristige Maßnahmen lasse sich der Energieverbrauch in Kläranlagen nun um mindestens 25 Prozent verringern, erläuterte Brickwedde.
Strom aus Abwässern: DBU unterstützte Studie zum Einsatz von mikrobiellen Brennstoffzellen
Einen weiteren Themenschwerpunkt hätten für die DBU 2010 Projekte zu erneuerbaren Energien gebildet. Die weltweit größte Umweltstiftung förderte etwa eine Machbarkeitsstudie des CUTEC-Instituts (Clausthal-Zellerfeld) und des Instituts für Technische Chemie der Universität Hannover, an deren Ende die konkreten Einsatzbedingungen einer mikrobiellen Brennstoffzelle ermittelt wurden. Mit diesen Zellen lasse sich aus Abwässern in Kläranlagen Strom erzeugen, erklärte Brickwedde. Sie enthielten lebende Mikroorganismen, die über organische Verbindungen elektrischen Strom produzierten. Mittel- bis langfristig könnten mikrobielle Brennstoffzellen den Energieverbrauch von Kläranlagen deutlich verringern, wenn sie entsprechend weiterentwickelt würden, sagte Brickwedde.
Positive Bilanz: finanzielles Jahresergebnis um 36 Prozent auf 97,6 Millionen Euro gesteigert
Ihr finanzielles Jahresergebnis habe die DBU 2010 gegenüber dem Vorjahr um gut 36 Prozent auf 97,6 Millionen Euro steigern (2009: 71,6 Millionen Euro) können, erläuterte DBU-Finanzchef Michael Dittrich. Dem Stiftungskapital seien 53 Millionen Euro als Rücklage zugeführt worden. Es betrage aktuell 1,889 Milliarden Euro und sei damit auch im Realwert, also unter Berücksichtigung der Inflation, wieder vollständig erhalten. „Wir sind zuversichtlich, dass wir in 2011 ein ähnlich gutes Ergebnis erzielen und bei Fördermitteln auf gleichem Niveau trotz einer deutlich höheren Inflationsrate erneut den realen Wert des Kapitals erhalten können“, erklärte Dittrich.
2010 durch 263 innovative Modellprojekte 46,6 Millionen Euro in Umweltschutz investiert
Im Jahr 2010 gingen bei der DBU insgesamt 1.031 Anträge und Projektskizzen ein (2009: 985). Bewilligt wurden 263 Vorhaben mit rund 46,6 Millionen Euro (2009: 312 Vorhaben mit 52,1 Millionen Euro). Damit hat die Stiftung seit Aufnahme ihrer Fördertätigkeit im März 1991 bis Ende 2010 insgesamt 1,4 Milliarden Euro an Fördermitteln bewilligt und damit mehr Geld in den innovativen Umweltschutz investiert als sie seinerzeit als Stiftungskapital erhalten hatte (1,288 Milliarden Euro).
DBU fördert praktische Lösung von Umweltproblemen in kleinen und mittleren Unternehmen
Die DBU ist eine der größten Stiftungen Deutschlands, in Sachen Umwelt die größte der Welt. Sie fördert die Kreativität kleiner und mittlerer Unternehmen bei der praktischen Lösung von Umweltproblemen und gibt Anreiz für ökologische Innovationen in diesen Betrieben. Die Stiftung setzt durch die Förderung umwelt- und gesundheitsfreundliche Produkte und Produktionsverfahren auf einen vorbeugenden und integrierten Umweltschutz und vergibt jährlich den mit 500.000 Euro dotierten Deutschen Umweltpreis, der zugleich der höchstdotierte Umweltpreis Europas ist. (rls/DBU)
Der Jahresbericht kann kostenlos bei der DBU bestellt werden: An der Bornau 2, 49090 Osnabrück, Telefon 0541/9633-0, Fax 0541/9633-190, E-Mail [email protected].
vielen Dank, dass Sie unseren Kommentar-Bereich nutzen.
Bitte verzichten Sie auf Unterstellungen, Schimpfworte, aggressive Formulierungen und Werbe-Links. Solche Kommentare werden wir nicht veröffentlichen. Dies umfasst ebenso abschweifende Kommentare, die keinen konkreten Bezug zum jeweiligen Artikel haben. Viele Kommentare waren bisher schon anregend und auf die Themen bezogen. Wir bitten Sie um eine Qualität, die den Artikeln entspricht, so haben wir alle etwas davon.
Da wir die Verantwortung für jeden veröffentlichten Kommentar tragen, geben wir Kommentare erst nach einer Prüfung frei. Je nach Aufkommen kann es deswegen zu zeitlichen Verzögerungen kommen.
Ihre Epoch Times - Redaktion