Die Zeit nach Erdöl & Co

Raps-Asphalt und Zuckerrüben-Tüten
Titelbild
17 Millionen Euro kostet das neue Zentrum. (obx-news)
Von 31. Mai 2008

Straßenbelag aus Rapsöl, „Papiertüten“ aus Zuckerrüben und Zichorien sowie Waschmittel aus der Kartoffelknolle: Was heute noch nach Beispielen aus einem Science-Fiction-Roman klingt, ist bereits oder könnte schon in wenigen Jahren Realität sein. Bayerische Wissenschaftler haben begonnen, Alternativen zu den fossilen Rohstoffen zu entwickeln. In einem insgesamt 17 Millionen teuren Forschungszentrum im niederbayerischen Straubing arbeiten Spezialisten aus dem gesamten Freistaat daran, Alternativen für Erdöl und Co. zu finden. Der Neubaukomplex des „Wissenschaftszentrums für Nachwachsende Rohstoffe“ soll noch in diesem Jahr abgeschlossen werden. Der Start für die Grundlagenforschung ist bereits gefallen.

Bis Ende diesen Jahres sollen zu den derzeit zwei in Straubing ansässigen Professoren noch vier weitere Lehrstühle und Fachgebiete hinzukommen – federführend hierbei sind die Technische Universität München und die Fachhochschule Weihenstephan. Der Fokus im Wissenschaftszentrum Straubing liegt bei der Grundlagenforschung. „Wir untersuchen beispielsweise die biologischen Prozesse in Biogasanlagen und erforschen Verfahren zu stofflichen und energetischen Nutzung von biogenen Roh- und Reststoffen, um herauszufinden, welche von ihnen zukunftsweisend sind auf dem Gebiet der nachwachsenden Rohstoffe“, sagt Arnold Multerer, Referent der Geschäftsführung in der Forschungsstätte.

Das Hauptziel der Straubinger Wissenschaftler: Erdöl langfristig überflüssig zu machen. Die chemische Industrie arbeitet heute zum übergroßen Teil auf der Basis von Erdöl, das in den Raffinerien in seine Ausgangssubstanzen zerlegt wird. Aus diesen Ausgangssubstanzen lassen sich dann nach mehreren Synthesestufen verschiedenste, hochentwickelte Stoffe herstellen, zum Beispiel Kunststoffe. „Wir versuchen nun, die Ausgangssubstanzen, die aus dem Erdöl gewonnen werden, zumindest teilweise durch Ausgangssubstanzen nachwachsender Rohstoffe zu ergänzen und ersetzen“, sagt Doris Schieder, Abteilungsleiterin am Lehrstuhl für Rohstoff- und Energietechnologie.

In den nächsten Jahren wollen die Forscher zuerst herausfinden, ob sich der Stammbaum des Erdöls durch Pflanzen nachbauen lässt. Der Weg dahin ist noch lang: „Die Grundstoffe stehen ganz am Anfang der Verarbeitungskette. Erst nach 10 oder 15 weiteren Synthesestufen, also nach ihrer Weiterverarbeitung, lassen sich verschiedene neue Werkstoffe herstellen“, erklärt Schieder.

Mittlerweile testen Professoren und Doktoranden in Straubing bereits einen neuen, umweltfreundlichen und superstabilen Straßenbelag mit Rapsöl als Teerersatz. Außerdem entwickeln die Ingenieure kompostierbare Mülltüten aus Stärke und Geschirr aus dem Riesenschilfgras Miscanthus. Die Vordenker in Straubing arbeiten auch an neuen Konzepten, um bei der thermischen Abfallbehandlung möglichst viel Energie zu erzeugen. Forschungsthema ist zudem die Energiegewinnung durch „Strom vom Acker“, also die Stromerzeugung aus Feldpflanzen wie Mais, aus Gülle und Althölzern.

„Weiterer Schwerpunkt ist die Züchtung neuer Pflanzenarten, die sich als nachwachsende Rohstoffe eignen“, sagt Bernhard Widmann, Chef des Technologie- und Forschungszentrums, in dem erfahrene Praktiker, Spitzen-Forscher und ein staatseigenes Förderzentrum zusammenarbeiten.

Text erschienen in Epoch Times Deutschland Nr. 22 (28. Mai – 3.Juni 2008)



Kommentare
Liebe Leser,

vielen Dank, dass Sie unseren Kommentar-Bereich nutzen.

Bitte verzichten Sie auf Unterstellungen, Schimpfworte, aggressive Formulierungen und Werbe-Links. Solche Kommentare werden wir nicht veröffentlichen. Dies umfasst ebenso abschweifende Kommentare, die keinen konkreten Bezug zum jeweiligen Artikel haben. Viele Kommentare waren bisher schon anregend und auf die Themen bezogen. Wir bitten Sie um eine Qualität, die den Artikeln entspricht, so haben wir alle etwas davon.

Da wir die Verantwortung für jeden veröffentlichten Kommentar tragen, geben wir Kommentare erst nach einer Prüfung frei. Je nach Aufkommen kann es deswegen zu zeitlichen Verzögerungen kommen.


Ihre Epoch Times - Redaktion