Glücksbringer Siebenpunkt ist Insekt des Jahres 2006

Das Marienkäferchen im Einsatz gegen Blattläuse: Ehre wem Ehre gebührt!
Titelbild
Erwachsener Siebenpunkt MarienkäferFoto: Michael Welling, Braunschweig
Von 25. Februar 2006

Der Siebenpunkt-Marienkäfer erfreut sich großer Beliebtheit in der Bevölkerung. Doch der schwarzrote Glücksbringer punktet auch mit anderen Eigenschaften. Das Kuratorium „Insekt des Jahres“ hat nun entschieden, den populären Käfer auf den Thron zu heben. Schirmherr für das Insekt des Jahres 2006 ist der Minister für Umwelt des Landes Mecklenburg-Vorpommern, Prof. Dr. Wolfgang Methling, der es sich nicht nehmen ließ, Coccinella septempunctata persönlich zu küren. Die Proklamation zum Insekt des Jahres 2006 erfolgte zum zweiten Mal gemeinsam mit der Österreichischen Entomologischen Gesellschaft.

Der Siebenpunkt-Marienkäfer wird auch Glückskäfer genannt, weil die Zahl Sieben – die Anzahl schwarzer Punkte auf den roten Flügeldecken des Käfers – schon seit je her als Glückszahl und mystische Zahl gilt, vereint sie doch in sich die irdische Vier (4 Elemente) und die göttliche Dreizahl. Marienkäfer sollen Kinder beschützen und Kranke heilen. Sie galten etwa als geheiligte Tiere der Freyja, der nordgermanischen Göttin der Liebe und Fruchtbarkeit. Bereits eine etwa 20.000 Jahre alte Schnitzerei aus Mammutelfenbein zeigt einen Marienkäfer. Auch heute finden sich Marienkäfer-Motive in Hülle und Fülle im Handel als Lampenschirme, Kuschel-, Schoko-, Glastiere oder Schlüsselanhänger.

Fakt ist, dass beim Anblick der Käfer mit den wunderbaren roten Flügeldecken und den sieben „Glücks“-Punkten weder von Kindern noch Erwachsenen Igitt-Ausrufe zu hören sind. Glück für den Käfer! Und er hat noch mehr Glück: Vögel verschmähen das bitter schmeckende Tier und werden durch seine rote Warnfarbe abgeschreckt.

Der Siebenpunkt gehört zur großen Familie der Marienkäfer (Coccinellidae). Weltweit kennt man etwa 5.500 Arten vor allem in den Tropen und Subtropen. In Deutschland wurden bisher 80 Arten nachgewiesen. „Alle kennen ihn, und doch gibt es immer noch viele irrige Vorstellungen“, so Prof. Dr. Holger Dathe, Leiter des Deutschen Entomologischen Instituts und Vorsitzender des Kuratoriums. „Weit verbreitet ist, dass die Zahl der Punkte etwas mit dem Alter des Käfers zu tun hätte. Die Zahl der Punkte ist aber sein ganzes, maximal einjähriges Leben lang gleich. Nur deren Größe nimmt von West nach Ost zu.“ Andere Arten sind hinsichtlich der Punkte wesentlich variabler, z.B. der Zweipunkt-Marienkäfer, Adalia bipunctata.

Ein Verwandter aus Ostasien hat vor fünf Jahren Schlagzeilen geschrieben. Massen des Asiatischen Marienkäfers (Harmonia axyridis) waren in Städten wie Hamburg an Häuserwänden gefunden worden, wo sie überwintern wollten. Noch ist offen, wie die heimischen Marienkäferarten auf den „Fremdling“ reagieren. Übrigens: auch unser Siebenpunkt kann in Massen auftreten. An einem fünf Kilometer langen Ostseestrand wurde ein Schwarm von mehr als 25 Millionen Käfern beobachtet. Zu viel Glück kann auch zur Last werden.

Die Menschen – zumindest in Mitteleuropa – stufen ihn als Nützling ein, da die Larven und die Käfer große Mengen an Blattläusen vertilgen. Für die Bauern im Mittelalter waren sie ein Geschenk der heiligen Maria; daher der Name. Aktuelle Langzeituntersuchungen zeigen, dass die Käfer im Getreidefeld auf jeden Fall gefördert werden sollen. Kaum ein Gewächshaus in Deutschland kommt heute ohne kleine Helfer aus. Marienkäfer werden ausgesetzt, um z. B. unliebsame Blattläuse oder Milben zu vertilgen, die sonst die Zierpflanzen durch ihren Fraß verunzieren. Der Einsatz von Fressfeinden oder Parasiten führt dazu, dass weniger Chemie gegen die Schädlinge eingesetzt werden muss. Gerne würde man sich auch im Freiland verstärkt der Nützlinge bedienen. Doch lassen sie sich hier schwerer ansiedeln. „Um sie zur Sesshaftigkeit zu verführen, müssen ihnen die Landwirte etwas bieten, indem sie z. B. Hecken oder Ackerschonstreifen anlegen“, erklärt Dr. Bernd Freier von der Biologischen Bundesanstalt für Land- und Forstwirtschaft (BBA). Der Landwirt soll die Nützlinge bei seinen Entscheidungen berücksichtigen, durch entsprechende Saumstrukturen fördern und erst, wenn der Blattlausbefall akut wird, zum chemischen Mittel greifen. Dann sollten es möglichst Mittel sein, die die natürlichen Feinde schonen. (sfr / BBA)



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