Greenpeace: Grenzen von Laboranalysen bei Pestizidnachweis

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Mit Bioware meistens auf der sicheren Seite... (Josef Jelkic/etd)
Epoch Times4. Februar 2008

Halb blind wäre noch geschmeichelt! Unsere staatliche Lebensmittelüberwachung kann die wahre Belastung von Obst, Gemüse und Getreide mit giftigen Pestiziden nicht einmal annähernd aufdecken“, sagt Greenpeace-Experte Manfred Krautter. Die Umweltorganisation, die immer wieder mit erhöhten Pestizidkonzentrationen Schlagzeilen macht – man erinnere sich an die Rückstände in Weintrauben letzten Herbst – hat eine neue Studie herausgebracht. Demnach können selbst die besten staatlichen Lebensmittellabors möglicherweise mehr als die Hälfte der in Obst, Gemüse und Getreide enthaltenen Pestizide nicht einmal nachweisen.

Von den etwa 1350 weltweit in der Landwirtschaft eingesetzten Pestizidwirkstoffen könnten nur circa 600 Wirkstoffe nachgewiesen werden. Die Labors der meisten deutschen Bundesländer hätten sogar weniger als 400 Wirkstoffe erkannt, so die Studie „Grenzen der Pestizidanalytik“. Erstellt wurde sie von dem Experten für Pestiziduntersuchungen, Günter Lach, auf Basis von Auskünften deutscher Lebensmittelkontroll-Labors.

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Wie Lach in der Zusammenfassung seiner Studie schrieb, hätten die Verantwortlichen der Rückstandslaboratorien einiger Bundesländer auf direkte Nachfrage keine konkreten Angaben machen wollen. Als Begründung nannten sie: Wenn bekannt würde, auf welche Wirkstoffe seitens der öffentlichen Aufsicht geprüft beziehungsweise nicht geprüft wird, könnten nicht analysierbare oder nicht analysierte Stoffe gezielt eingesetzt werden, um sich der öffentlichen Aufsicht zu entziehen.

Auch bei der Betrachtung der in den letzten drei Jahren in Deutschland neu zugelassenen Wirkstoffe, so die Studie, stellte man fest, dass etwa ein Drittel davon nicht über die gängigen Multimethoden erfasst wird. Da die Entwicklung neuer und besserer Analysenmethoden diese Lücke nur zu einem sehr eingeschränkten Teil schließen könne, sollten ansonsten „Pestizidbelastungen von vorn herein vermieden werden“, schlug Lach vor.

Wie aus der Pressemitteilung von Greenpeace hervorgeht, hat das Bundesamt für Verbraucherschutz und Lebensmittelsicherheit (BVL) in den letzten drei Jahren 38 Pestizidwirkstoffe zugelassen, von denen zwölf bei Routineuntersuchungen staatlicher Labors nicht erkannt werden. Darunter das Spritzmittel Amitrol von Bayer, das in das Hormonsystem eingreifen kann und bei Äpfeln, Birnen und Wein zum Einsatz kommt oder das vermutlich krebserregende Sulfosulfuron von Syngenta und Monsanto, seit 2004 für den Weizenanbau erlaubt. (jel)



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