Die Weltrevolution der Angela Merkel

Kommentar
Titelbild
Bundeskanzlerin Angela Merkel spricht auf dem 1. Interdisziplinären Symposiums zur globalen Nachhaltigkeit in Potdsam. (AP Photo/Franka Bruns)
Epoch Times14. Oktober 2007

Wenn Spitzenpolitiker wie Angela Merkel oder Sigmar Gabriel noch vor einem Jahr über „Kohlenstoffgerechtigkeit“ gesprochen hätten wie in dieser Woche auf einer Klimakonferenz in Potsdam, wären sie von den Wählern so abgestraft worden wie die Grünen vor 10 Jahren mit ihrem Vorschlag, der Liter Benzin solle fünf Mark kosten. Doch niemand protestiert. Wie kam es zu diesem Wandel?

Merkel und Gabriel sprachen in Potsdam auf einer Wissenschaftskonferenz im Beisein von 15 Nobelpreisträgern. Die Kanzlerin ohne jedes Wenn und Aber: Zur Mitte des Jahrhunderts darf jeder Mensch, ob Afrikaner, Chinese, Deutscher oder Amerikaner nur noch gleich viel CO2 emittieren. Das heißt konkret und praktisch: Jeder Mensch unter dieser Sonne hat das Recht auf gleichen Wohlstand.
Eine revolutionäre Forderung. Denn heute sieht die CO2-Bilanz auf unserem Planeten ganz anders aus. Ein US-Amerikaner produziert 20 Tonnen, ein Deutscher 11, ein Chinese 3.5, ein Inder 2 und ein Afrikaner 0,5 Tonnen des Treibhausgases Kohlendioxid.

Was die Kanzlerin vorschlägt, ist die erste wirkliche gewaltfreie Weltrevolution, eine sanfte Revolution

Die Fakten sind eindeutig: In Potsdam haben führende Klimaforscher aus der ganzen Welt noch einmal vorgetragen, was die 2000 Wissenschaftler im Auftrag der UNO in drei großen Berichten festgestellt und damit eine Zeitenwende eingeläutet hatten: Unsere Erde wird ein Treibhaus, wenn wir weiterhin soviel Kohle, Gas und Öl verbrennen wie bisher. Bis zu 6.4 Grad globale Erwärmung drohen, weil wir heute an einem Tag soviele fossile Rohstoffe verbrauchen wie die Natur in 500.000 Tagen angesammelt hat. Jeden Tag emittieren wir 100 Millionen Tonnen CO2 – auch am heutigen Tag. Faktisch führen wir mit unserer heutigen Energiepolitik den Dritten Weltkrieg gegen die Natur und damit gegen uns selbst. Diese wissenschaftliche Beweislage ist erdrückend. Selbst George W. Bush kann sie nicht mehr bestreiten, was er lange tat.

Doch auch die Chance wächst, wenigstens noch das Schlimmste zu verhindern. Auch das hat die Potsdam-Konferenz in dieser Woche bewiesen. Denn Politiker wie Merkel und Gabriel verdrängen das wichtigste Thema unserer Zeit nicht mehr, sondern stellen sich ihm in einer Glaubwürdigkeit und Radikalität wie selten in der Geschichte.

Die Kanzlerin versteht als promovierte Physikerin die Sprache und die Fakten der Klimaforscher und folgert: „Der Klimawandel ist die Überlebensfrage der Menschheit.“ Angela Merkel setzt in der Klimadebatte die Standards für die Weltpolitik und hat ihr Thema gefunden: Vor zwei Wochen in Ostasien, wo sie erstmals öffentlich über „Kohlenstoffgerechtigkeit“ sprach, letzte Woche in Afrika, wo sie auch von den armen Ländern Anstrengungen im Klimaschutz anmahnte und in dieser Woche vor Nobelpreisträgern in Potsdam.

Wenn die Kanzlerin ihren jetzt gefundenen Klima-Kurs hält, kann sie Weltgeschichte schreiben und zugleich dem Wirtschaftsstandort Deutschland nutzen. Denn Deutschland ist weltweit bei all den Klimaschutz-Technologien führend, die künftig die ganze Welt braucht. Die Nobelpreisträger in Potsdam haben ihr schon mal applaudiert.

Quelle:
Franz Alt 2007



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