Facebook-Bug enthüllt: Vater und indischer Aktivist betreiben Seite von Greta Thunberg

Eine Fehlfunktion auf Facebook hat am Donnerstag der Vorwoche einen Blick darauf eröffnet, wer tatsächlich die Beiträge auf den Seiten prominenter Persönlichkeiten postet. Dies betraf auch Greta Thunberg, die dort keinen eigenen Account unterhält.
Von 15. Januar 2020

Am vergangenen Donnerstag (9.1.) hat eine Fehlfunktion bei Facebook Daten über Administratoren von Seiten zugänglich gemacht, die nicht für die Öffentlichkeit bestimmt waren. Dies berichtet das Technologieportal „Wired“.

Obwohl der Bug bis Freitagmorgen behoben war, ist es Nutzern von Portalen wie 4chan, Imgur oder sozialen Medien gelungen, Screenshots anzufertigen, aus denen unter anderem hervorging, welche Nutzer tatsächlich die Beiträge auf den Seiten von Ex-US-Außenministerin Hillary Clinton, Russlands Präsident Wladimir Putin, dem Hackerkollektiv Anonymous, Künstler Banksy oder auch Klimakult-Ikone Greta Thunberg posten.

Dabei zeigte sich, dass die Beiträge auf der Seite von Greta Thunberg von zwei Personen stammen: ihrem Vater Svante Thunberg und dem „Klimakrisen“-Aktivisten Adarsh Prathap.

„Wir haben das Problem schnell gelöst, das dazu führte, dass andere Nutzer sehen konnten, wer einen Post im Namen einer Seite abgesetzt hatte, sobald er auf dessen Bearbeitungshistorie klickte“, erklärte Facebook dazu. „Wir sind dem Sicherheitsexperten, der uns darüber in Kenntnis gesetzt hatte, sehr dankbar.“

Facebook „nur zum Reposten benutzt“

Am Samstag nahm Greta Thunberg erstmals selbst zu der Enthüllung Stellung, die vielerorts Argwohn nährte, die 17-Jährige würde vor allem als Testimonial für Klimalobbyisten fungieren, die tatsächlich die Fäden zögen. Thunberg stritt die Echtheit der Screenshots nicht ab.

„Einige Leute haben gefragt, wer diese Seite managt“, schrieb sie. „Zuallererst muss ich sagen, dass ich seit dem letzten Frühjahr Facebook nur noch nutze, um zu reposten, was ich auf meinen Accounts auf Twitter und Instagram schreibe.“

Facebook sei „nichts für sie“ gewesen, habe sie nach einer anfänglichen Präsenz entschieden, deshalb habe sie den Account ihres Vaters genutzt, um die Inhalte zu reposten – denn um eine Facebook-Seite moderieren zu können, brauche man ja einen Account.

Der indische „Klimaschutz“-Aktivist Prathap fügte hinzu, die „Greta Thunberg“-Seite sei eine Fanseite gewesen, die bereits existiert habe, bevor Greta selbst davon erfahren habe. Da so viele Nutzer dachten, es wäre eine offizielle Seite, habe sie sich dazu entschlossen, als Mitbetreiberin einzusteigen. Greta Thunberg bestätigte diese Aussage. Allerdings beharrt sie darauf, alle Texte auf der Seite selbst zu verfassen:

Alle Texte, die auf meiner Facebook-Seite gepostet werden, habe ich natürlich selbst geschrieben, wie auch alles andere.“

Vater hielt Engagement für „schlechte Idee“

Prathap bedankte sich daraufhin bei Greta Thunberg für die Bestätigung und mahnte die zahlreichen Kritiker, die sich infolge der Enthüllung zu Wort gemeldet hatten, man möge doch lieber miteinander über „den Zusammenbruch des Klimas und Lösungen“ reden. „Unterstützen wir einander, um gemeinsam diese Krise zu meistern!“

Bereits Ende des Vorjahres hatte Svante Thunberg in einem Interview mit BBC 4 erklärt, dass es gar nicht die Sorge einer angeblich drohenden „Klimakatastrophe“ gewesen sei, die ihn dazu bewegt habe, den Aktivismus seiner Tochter zu unterstützen. Vielmehr habe er den Depressionen und die gesundheitsgefährdenden Verhaltensweisen, die Greta an den Tag gelegt hatte, entgegenwirken wollen, indem er ihr Erfolgserlebnisse verschaffte.

Ursprünglich hätten er und seine Frau den Aktivismus für eine „schlechte Idee“ gehalten und diese „nicht unterstützt“, berichtete „The Daily Wire“. Dies liege nicht zuletzt am „Hass in sozialen Medien“ und an der exponierten Position, in die Greta sich damit begebe.

Schlaflose Nächte bei Betreibern regimekritischer Seiten

Facebook bedauerte den Bug und betonte, dass außer den Namen und den Links zu den persönlichen Accounts der Seitenbetreiber keine Profildaten eingesehen werden konnten. Das soziale Medium hat nach mehreren Privatsphäre- und Sicherheitsproblemen seine Schutzmaßnahmen verstärkt und unter anderem die Belohnung für Hinweise erhöht, die helfen, Gefahren für die Daten von mittlerweile 2,5 Milliarden Nutzern zu erkennen und zu beseitigen.

Für Personen, die Seiten betreiben, die sich kritisch mit autoritären Regimes auseinandersetzen, sei das ein sehr schwacher Trost, meint Lukasz Olejnik vom Zentrum für Technologie und Globale Angelegenheiten an der Universität Oxford. Am Donnerstag erklärte er:

„Was sensible Seiten anbelangt, will ich nicht ausschließen, dass manche Leute seit dem, was heute geschehen ist, den Eindruck haben, in Gefahr zu sein. Es wäre wohl eine gute Idee gewesen, Fake-Accounts zu nutzen, um die Seiten zu betreiben. Das könnte man jetzt paranoid nennen, aber das ist es nicht.“

Nutzer anonymer und gefakter Accounts dürften als kritische Seitenbetreiber für repressive Regimes tatsächlich schwerer greifbar sein. Allerdings droht ihnen Ungemach von anderer Seite: Facebook wertet den Betrieb von Fake- oder Mehrfachaccounts als Verstoß gegen seine Gemeinschaftsstandards und löscht verdächtige Konten.



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