Sanierungszwang? EU-Parlament stimmt über Gebäudevorgaben ab

Geldstrafen für alle, die ihr Haus nicht bald energieeffizient renovieren? Derzeit gibt es Diskussionen um einen Vorschlag der EU-Kommission, mit dem der Energieverbrauch vieler Gebäude europaweit gesenkt werden soll.
Eine Baustelle in Potsdam.
Eine Baustelle in Potsdam.Foto: Soeren Stache/dpa
Epoch Times14. März 2023

Das EU-Parlament stimmt an diesem Dienstag über seine Position zu neuen Mindeststandards für die Energieeffizienz von Gebäuden ab. Das Vorhaben war zuletzt kontrovers diskutiert worden, so hatten unter anderem Unionspolitiker Widerstand gegen das Vorhaben angekündigt.

Worüber wird diskutiert?

Hintergrund der Debatte ist ein Vorschlag der EU-Kommission. Dieser beinhaltet unter anderem neue Anforderungen an die Energieeffizienz von Gebäuden. Die an dem Gesetzgebungsprozess beteiligten EU-Staaten hatten sich im Oktober auf ihre Position für die noch ausstehenden Verhandlungen mit dem Europaparlament geeinigt.

Demnach soll bis 2033 jedes Gebäude mindestens einen Energieeffizienzstandard der Klasse „D“ haben. Die sogenannte Gesamtenergieeffizienzklasse soll ähnlich wie bei Haushaltsgeräten auf einer Skala von „A“ bis „G“ angegeben werden.

Warum gibt es Kritik?

Es steht die Befürchtung im Raum, dass etwa hohe Sanierungskosten auf viele Hausbesitzer zukommen könnten. Deutschlands Wohnungswirtschaft warnt vor „unendlich teuren Zwangssanierungen“.

„Die fälligen Investitionen würden sich auf jährlich mindestens 125 Milliarden Euro mehr als verdreifachen. Vielen Wohnungsunternehmen würde definitiv das Geld ausgehen, weil sie nicht über ausreichend Eigenkapital verfügen und die Zinsen für Kredite steigen“, sagte Axel Gedaschko, Präsident des Bundesverbandes der deutschen Wohnungs- und Immobilienunternehmen (GdW), der „Neuen Osnabrücker Zeitung“.

Zudem fehlten für solch eine rasante Umgestaltung des Wohnungsbestandes die Handwerkskapazitäten. „Betroffen sind Eigenheimbesitzer, aber natürlich auch Mieter, weil Vermieter die Kosten irgendwann weitergeben“, warnte Gedaschke.

Was will das EU-Parlament?

Darüber wird nun abgestimmt. Der zuständige Berichterstatter Ciarán Cuffe schlägt ähnlich wie die EU-Staaten vor, dass Wohngebäude bis 2033 mindestens einen Standard „D“ erfüllen sollen. Bei Gebäuden in öffentlicher Hand soll dies bereits 2030 der Fall sein. Die EU-Kommission hatte ursprünglich einen um je einen Buchstaben ineffizienteren Standard vorgeschlagen. Es gibt aber auch noch mehrere Änderungsanträge zu den Vorschlägen.

Wie teuer werden die Sanierungen?

Darüber wird gestritten. Der Präsident des Eigentümerverbands Haus & Grund, Kai Warnecke, warnt vor einem dramatischen Wertverlust gerade bei älteren Gebäuden. Die EU-Kommission betont hingegen, dass sich Renovierungen etwa durch weniger Energieverbrauch auf lange Sicht auszahlten.

Zudem wird diskutiert, ob es Ausnahmen für Sozialwohnungen geben soll. Als Beispiel wird genannt, wenn etwa Renovierungen zu Mieterhöhungen führen, die nicht durch weniger Energiekosten ausgeglichen werden.

Für die Sanierungen soll aber auch Geld aus EU-Töpfen bereitgestellt werden. Ende 2021 hieß es vonseiten der Kommission, dass bis 2030 bis zu 150 Milliarden Euro aus dem EU-Haushalt zur Verfügung stünden.

Warum sieht die EU-Kommission Handlungsbedarf?

Nach Angaben der Kommission ist der Gebäudesektor in der EU für 40 Prozent des Energieverbrauchs und für 36 Prozent der Treibhausgas-Emissionen verantwortlich.

Die geplante Gesetzesänderung ist Teil des Klimapakets „Fit for 55“, mit dem die Netto-Treibhausgasemissionen bis 2030 um mindestens 55 Prozent im Vergleich zu 1990 gesenkt werden sollen. Zudem sollen Bewohner durch geringeren Verbrauch vor sprunghaften Kosten durch Energiepreise geschützt werden.

Wie geht es weiter?

Mit der Abstimmung im EU-Parlament sind die Pläne noch nicht beschlossen. Die EU-Staaten und das Europaparlament müssen noch einen Kompromiss finden, bevor die Vorgaben in Kraft treten können. Diese Verhandlungen ziehen sich in der Regel mindestens über mehrere Monate. Änderungen sind also weiterhin möglich. (dpa/red)



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