NABU kritisiert Anbau von Gen-Weizen in Sachsen-Anhalt

Tschimpke: Sicherheitsvorkehrungen zum Schutz der Artenvielfalt völlig unzureichend
Von 11. September 2006

Berlin – Der Naturschutzbund NABU hat den geplanten Anbau von Gen-Weizen in Sachsen-Anhalt heftig kritisiert. Zum ersten Mal seit 2004 ist in Deutschland wieder ein Freisetzungsversuch mit genmanipuliertem Weizen geplant. Einen entsprechenden Antrag hat das Institut für Pflanzengenetik und Kulturpflanzenforschung (IPK) Gatersleben beim Bundesamt für Verbraucherschutz und Lebensmittelsicherheit gestellt. Ziel des Versuches ist, den Protein-Gehalt des Kornes zu erhöhen und damit den Ertrag zu steigern.

Die Versuchflächen liegen in unmittelbarer Nähe zu den Anbauflächen der Genbank im sachsen-anhaltinischen Gatersleben. Dort lagern Hunderte alter Weizensorten, die zur Erhaltung immer wieder im Freiland angebaut werden müssen. Der NABU befürchtet, dass diese „Pflanzenbibliothek“ durch den Gen-Weizen verunreinigt werden kann. „Wir fordern das Bundesamt für Verbraucherschutz auf, den Antrag nicht zu genehmigen. Es ist davon auszugehen, dass zum Beispiel Mäuse, Hamster und Vögel die Samen verschleppen und damit angrenzende Felder mit dem Gen-Weizen verunreinigen“, sagte NABU-Präsident Olaf Tschimpke. Denn laut Antrag soll die Anbaufläche nur mit einfachen Netzen und Schreckschussapparaten gesichert werden, was zur vollständigen Absicherung vor Wildtieren nicht ausreicht. „Der Schutz der biologischen Vielfalt ist damit nicht gegeben“, so der NABU-Präsident.

Weizen ist ein Selbstbestäuber mit relativ geringer Auskreuzungsrate. Die Samen können im nächsten Sommer wieder auskeimen und dürfen auf keinen Fall in den Boden gelangen. Zusätzlich besteht eine Resistenz gegen ein Totalherbizid, das alle Ackerkräuter vernichtet. Eine großflächige Markteinführung des Gen-Weizen wäre ökologisch unverantwortlich, da somit jegliche Nahrungsgrundlage für Schmetterlinge und Vögel eliminiert würde. Der NABU prüft derzeit rechtliche Schritte gegen das Vorhaben.



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