Protest gegen Gen-Milch

Verbraucher zahlen lieber einen Cent pro Liter Milch mehr
Titelbild
(Thomas Einberger/argum/Greenpeace)
Von 31. Juli 2009

Schon im Mai hatten Greenpeace-Aktivisten vergeblich versucht, der Molkerei Weihenstephan 4.000 Protestbriefe zu übergeben. In den Briefen der Konsumenten steht, dass sie keine Milch wollen, für die Gen-Pflanzen an Milchkühe verfüttert wurde. Für von Gentechnik freie Milch legen sie auch gern einen Cent mehr auf den Ladentisch. Lediglich ein Cent ist die Differenz, die ein Liter Milch nach Angaben von Greenpeace mehr kostet, wenn die Kühe ausschließlich gentechnikfreies Futter in den Trog bekommen. Es liegt auch jedem Umschlag der Protestpost ein Cent bei.

Zuvor hatten nach Angaben von Greenpeace schon mehrere zehntausend Verbraucher mit E-Mails, Postkarten und Briefen gegen eine gentechnikfreie Fütterung protestiert. Doch Weihenstephan lehnte die Briefe ab mit der Begründung, die Absender seien keine Verbraucher.

Weihenstephan will die Briefe nicht

Inzwischen wuchs die Zahl der Briefe von 4.000 auf rund 10.000 an. Damit die Post an den Adressaten kommt, fuhren die Umweltschützer am 23. Juli erneut zur Weihenstephanzentrale – und brachten den passenden Briefkasten für die viele Protestpost gleich mit. Doch Weihenstephan nahm den Inhalt nicht in Empfang und ließ den zweieinhalb Meter hohen Briefkasten von der Feuerwehr abtransportieren.

„Weihenstephan tritt die Meinung der Verbraucher mit Füßen“, sagt Alexander Hissting, Greenpeace Gentechnik-Experte. „Die Molkerei hält stur an der Verfütterung von Gen-Pflanzen fest, obwohl die meisten Verbraucher Gen-Food klar ablehnen. Weihenstephan trägt damit nicht nur zu den Umweltschäden durch den Anbau von Gen-Pflanzen bei, sondern verpasst auch die Chance, mit zusätzlicher Qualität beim Verbraucher zu punkten.“

Zwar verwendet Weihenstephan nicht direkt in der Milch und den Milchprodukten gentechnisch veränderte, kennzeichnungspflichtige Zutaten, doch im Futtertrog der Milchkühe landen genmanipulierte Pflanzen wie Gen-Soja.

Verfahren wegen Verbrauchertäuschung

Zudem bewirbt Weihenstephan seine Produkte unter dem Begriff „Alpenmilch“. Da die Kühe der Zulieferer mit Gen-Soja aus Süd­amerika gefüttert werden, leiten die Verbraucherzentrale Hamburg und Greenpeace ein Verfahren wegen Verbrauchertäuschung gegen die Marke Weihenstephan der Müller GmbH ein.

Ob das Gen-Futter Auswirkungen auf die Milch hat, wurde noch nicht ausreichend untersucht. Doch hätten die Verbraucher gern die Wahl, ob sie mit ihrem Einkauf den Anbau von genveränderten Pflanzen unterstützen.

Gentec-frei rechnet sich

Laut einer Greenpeace-Umfrage sind 80 Prozent der Verbraucher bereit, den zusätzlichen Cent zu zahlen, den die gentechnikfreie Fütterung pro Liter kosten würde. Der direkte Konkurrent von Weihenstephan, Campina, bewirbt seine H- und Frischmilch der Marke Landliebe mit der Kennzeichnung „Ohne Gentechnik“ und konnte die Verkaufszahlen in den ersten vier Monaten dieses Jahres in einem rückläufigen Markt steigern.

Abstimmung am Kühlregal

Auch wenn Protestbriefe nicht immer gelesen werden, kann man als Verbraucher seine Meinung deutlich machen: durch den Wechsel der Milchmarke. Neben allen Biomarken sind laut einem Einkaufsführer von Greenpeace und einer Liste der Hamburger Verbraucherzentrale folgende Milchmarken frei von Gentechnik: Landliebe, tegut, Upländer Bauernmolkerei, Bäuerliche Erzeugergemeinschaft Schwäbisch Hall und Schwarzwälder Weidemilch.

Hingegen bei diesen Marken wurde Gen-Futter im Trog der Milchkühe gefunden: Bärenmarke, Weihenstephan, Allgäuland, Bergbauern, Minus L und Zott.

„Gen-Milch ist im Schwarzwald kein Thema“

Minus L ist Omiras Marke für laktosefreie (von Milchzucker freie) Milchprodukte. Welche Wahl haben Menschen, die keinen Milchzucker vertragen? Die Firma Breisgaumilch hat auch nur ihre Schwarzwälder Weidemilch als von Gentechnik frei ausgewiesen, nicht ihre laktosefreie Marke LAC. „Sie brauchen sich um Gen-Technik keine Gedanken zu machen, da wir das schon seit Jahren mit unseren Bauern besprechen und bei ihnen auch keine Gen-Technik verwendet wird“, sagt die Pressesprecherin von Breisgaumilch, Maren Zeidler, in einem Gespräch mit der Epoch Times, „Gen-Milch ist im Schwarzwald eh kein großes Thema.“ Die Höfe, die die Breisgaumilch-Molkerei beliefern, seien lediglich noch nicht zertifiziert, doch das sei im Prozess. „Heißt das, dass es nur noch eine Frage der Zeit ist, bis Sie Ihrem gesamten Sortiment das Etikett ‚frei von Gentechnik‘ aufdrucken werden?“ wollten wir wissen. Daran werde gearbeitet, lautete die Antwort, doch sei noch nicht absehbar, wann es soweit sei.

Das bleibt abzuwarten. Wenn dann vielleicht auch in anderen Regionen Gen-Milch bald kein Thema mehr sein wird, können alle Verbraucher die Milch ihrer Wahl aus der näheren Umgebung bekommen.

Erschienen in The Epoch Times Deutschland Nr. 28/09

(Thomas Einberger/argum/Greenpeace)
(Thomas Einberger/argum/Greenpeace)


Kommentare
Liebe Leser,

vielen Dank, dass Sie unseren Kommentar-Bereich nutzen.

Bitte verzichten Sie auf Unterstellungen, Schimpfworte, aggressive Formulierungen und Werbe-Links. Solche Kommentare werden wir nicht veröffentlichen. Dies umfasst ebenso abschweifende Kommentare, die keinen konkreten Bezug zum jeweiligen Artikel haben. Viele Kommentare waren bisher schon anregend und auf die Themen bezogen. Wir bitten Sie um eine Qualität, die den Artikeln entspricht, so haben wir alle etwas davon.

Da wir die Verantwortung für jeden veröffentlichten Kommentar tragen, geben wir Kommentare erst nach einer Prüfung frei. Je nach Aufkommen kann es deswegen zu zeitlichen Verzögerungen kommen.


Ihre Epoch Times - Redaktion