Schweinefabriken boomen – Umweltstandards sinken

Nachweis von Antibiotika in Salat und Getreide von Feldern, die mit Schweinegülle gedüngt wurden als Beleg für die Risiken der industriellen Tierhaltung
Von 30. März 2006

Berlin – Die bestehende Bauplanung großer Ställe mit bis zu 100000 Tierplätzen wird dazu führen, dass Deutschland eine neue Rekordzahl bei der Schweinehaltung erreicht. Und dies trotz der Tatsache, dass rund sechzig Prozent der Landwirte in den letzten zehn Jahren die Schweinehaltung aufgegeben habe. Dieses Ergebnis einer eigenen Untersuchung stellte der Bund für Umwelt und Naturschutz Deutschland (BUND) heute in Berlin vor. Da in der EU der Bedarf an Schweine- und Geflügelfleisch bereits ausreichend gedeckt sei, sich der Trend zur industrialisierten Tierhaltung jedoch weiter verstärke, werde in der Folge der Export deutscher Fleischprodukte in Länder außerhalb der EU zunehmen. Der BUND warnte in diesem Zusammenhang vor einer Absenkung der ohnehin schon geringen Umweltstandards für den Betrieb industrieller Tierhaltungsanlagen, da die riesigen Ställe Probleme bei der Gülleentsorgung hätten.

Hubert Weiger, agrarpolitischer Sprecher des BUND: „Die Fleischberge werden exportiert und die Gülleseen bleiben zurück. Damit wird das Problem der Nitratbelastung des Grundwassers und der Ammoniakemissionen weiter verschärft. Den Schweinebaronen werden von Bund und Ländern rote Teppiche ausgerollt, unter die man die Interessen der Bauern und der Umwelt kehrt. Tier- und umweltgerechte Agrarbetriebe unterliegen dem Druck globaler Fleischkonzerne und müssen aufgeben.

Landwirtschaftsminister Seehofer muss hier zukunftsfähige Standards verteidigen und darf sich auf keinen Fall von den Interessen der Agrarindustrie instrumentalisieren lassen.“

Mit Investitionsbeihilfen und Erleichterungen bei der Genehmigung von Großmastanlagen werde der Trend zur industriellen Tierhaltung gefördert. In diesen Anlagen würden die Tiere nicht artgerecht gehalten. Die Bedingungen in den Fleischfabriken führten außerdem zu einem erhöhten Medikamenteneinsatz. Als Leistungsförderer seien Antibiotika zwar verboten. Für 80 Prozent treffe dies jedoch nicht zu, da sie zu Therapiezwecken eingesetzt würden. Der Nachweis von Antibiotika in Salat und Getreide von Feldern, die mit Schweinegülle gedüngt wurden, seien ein Beleg für die Risiken der industriellen Tierhaltung.

Der BUND forderte, Agrarfabriken über den Umweg der Exportbeihilfen nicht weiter zu fördern. Landwirten mit umwelt- und tiergerechter Erzeugung, dem Ökolandbau und Direktvermarktern von Fleisch aus artgerechter Haltung würde die staatliche Unterstützung entzogen. Dies sei ein Skandal. Subventionen seien stattdessen an solche Tierschutzstandards und Umweltauflagen zu binden, die über den gesetzlichen Mindestanforderungen lägen. Erforderlich sei eine tiergerechte Verordnung zur Schweinehaltung und die Beibehaltung des Käfigverbots für Legehennen. Außerdem müsse das Recht auf umfassende Information über alle Daten der Agrar- und Ernährungsindustrie ausgebaut werden.

Eine Kurzfassung und eine Langfassung der Studie finden Sie im Internet unter:
www.bund.net/lab/reddot2/pdf/fleischfabriken_kurz.pdf
www.bund.net/lab/reddot2/pdf/fleischfabriken.pdf

www.bund.net



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