Studie: Braunkohlekraftwerke stoßen zu viele Stickoxide aus
Bei zwei Dritteln der großen Braunkohlekraftwerke in Deutschland haben die Emissionen zuletzt über den neuen EU-Schadstoffgrenzen gelegen, die ab 2021 greifen und bis August in deutsches Recht hätten überführt werden müssen.
Das ist das Ergebnis einer Studie des Ökopol-Instituts im Auftrag des BUND und der Klima-Allianz Deutschland, über die das „Redaktionsnetzwerk Deutschland“ (Mittwochsausgaben) berichtet.
„Die Analyse der NOx-Jahresmittelwerte von großen Braunkohlekraftwerken zeigte für 2016 und 2017, dass 29 von 40 Blöcken, also 73 Prozent, die künftige EU-Mindestanforderung überschreiten“, heißt es in der Studie.
„Die Anlagen mit hohen NOx-Emissionen sind überwiegend alte Blöcke, die vor 1990 in Betrieb gegangen sind“, schreiben die Autoren weiter. Die Hälfte der Anlagen sei älter als 40 Jahre. Das NOx-Niveau, das nach dem Stand der Technik möglich sei, erreiche kein einziger Block, da in Braunkohlekraftwerken bisher kein Katalysator eingebaut sei.
Technische Möglichkeiten zur kostengünstigen Minderung von Stickstoffoxiden in Kraftwerken, so die Autoren, würden bereits seit zehn Jahren von Umweltbundesamt und EU-Umweltagentur empfohlen, aber nicht umgesetzt. Zu den Optionen zählen unter anderem die Zugabe von Harnstoff oder Ammoniakwasser bei bestimmten Temperaturen, die sogenannte „SNCR-Technik“.
Laut Studie liegen die Stickoxid-Emissionen der Energiewirtschaft in Deutschland seit 20 Jahren „weitgehend konstant“ bei rund 300 000 Tonnen pro Jahr. Große Kohlekraftwerke, deren Ausstoß veröffentlicht werden muss, hätten 2016 etwa 157 600 Tonnen Stickoxide in die Luft geblasen. „Die acht größten Braunkohlekraftwerke verursachen alleine zwei Drittel der NOx-Emissionen des Energiesektors und 8 Prozent der gesamten NOx-Emissionen in Deutschland“, heißt es in der Untersuchung.
Die Auftraggeber der Studie fordert nun eine härtere Gangart gegenüber der Energiewirtschaft. „Jeder Pkw muss die Stickoxide in seinen Abgasen mindern. Für Braunkohle-Kraftwerke gilt dies bislang nicht“, sagte Fabian Hübner, Kohle-Experte der Klima-Allianz Deutschland, einem Verbändebündnis mit mehr als 110 Mitgliedern, dem RND. „Die Kraftwerksbetreiber versuchen nun, eine ambitionierte Umsetzung der neuen EU-Schadstoffgrenzen zu verhindern. Wenn die Bundesregierung dem nachgibt, schadet sie der Umwelt und setzt die Gesundheit der Bevölkerung aufs Spiel.“
Kohlekraftwerke müssten entweder strenge Schadstoffgrenzen einhalten oder abgeschaltet werden. Der Bund sieht auch die Kohlekommission am Zug. „Die Entscheidung über einen Fahrplan für den Kohleausstieg muss Hand in Hand mit den neuen EU-Vorschriften zur Luftreinhaltung gehen“, sagte BUND-Energieexpertin Tina Löffelsend dem RND. „Mit Katalysatoren können die Stickoxide aus der Braunkohleverbrennung auf weniger als ein Drittel der heutigen Emissionen reduziert werden.“. (dts)
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