Kröten-Lust und Corona-Frust: Frühling am Wochenende

Mütze ab, Sonnenbrille auf: Nach der Kältewelle kommt endlich Frühlingswetter. Am Wochenende wird es bis zu 20 Grad warm. Die Polizei betrachtet das allerdings mit Sorge.
Titelbild
Krokusse im Berggarten an den Herrenhäuser Gärten in Hannover.Foto: Julian Stratenschulte/dpa/dpa
Epoch Times19. Februar 2021

Kröten kennen einen einfachen Trick, um die Kälte zu überstehen: Sie verfallen in Winterstarre. Werden sie dann vom Frühling wachgeküsst, gibt es kein Halten mehr. Am Wochenende dürfte es vielen Menschen ähnlich gehen.

Nach der langen Kältewelle wird es endlich frühlingshaft mit Werten bis 20 Grad – und nach Wochen im Lockdown und Flockdown (eine Wortschöpfung aus „Flocke“ und „Lockdown“) wird sich mancher wohl wie nach einer langen Winterstarre fühlen. Die Polizei blickt dem Wetterwechsel allerdings mit Sorge entgegen.

So rechnet die Deutsche Polizeigewerkschaft (DPolG) mit mehr Verstößen gegen die Corona-Regeln am Wochenende. Das schöne Wetter könne dazu verleiten, leichtsinnig zu werden, sagte der Vorsitzende Rainer Wendt am Freitag der Deutschen Presse-Agentur. „Sonnenstrahlen sind kein Corona-Impfstoff – das vergessen manche.“

Wendt appellierte an die Bürger, sich an Abstandsregeln und Kontaktbeschränkungen zu halten. Die Polizei werde „mit ganzer Kraft“ gegen Verstöße vorgehen und verstärkt die Einhaltung der Regeln im Freien kontrollieren, kündigte Wendt an. Bereits während der jüngsten Kältewelle habe es wiederholt Corona-Verstöße im Freien gegeben, bei denen Menschen sich nicht an Abstandsregeln hielten. „Wir hoffen, dass solches Verhalten am Wochenende kein Massenphänomen wird.“

Dabei wäre es nur zu verständlich, wenn sich neben der Kröten- auch eine Völkerwanderung in Gang setzt. Erst der Lockdown, dann der Flockdown: Corona und Kältewelle haben die Deutschen gleich doppelt in den eigenen vier Wänden gehalten. Jetzt ist Deutschland wieder aufgetaut, und alle lechzen nach Sonne. Nach wochenlangem Wir-bleiben-zu-Hause dürften viele daher denken: nichts wie raus!

Grills anschmeißen?

Die Bedingungen sind ideal: Zum ersten Mal in diesem Jahr könnte am Sonntag in Deutschland die 20-Grad-Marke geknackt werden, sagte der Deutsche Wetterdienst (DWD) in Offenbach am Freitag voraus. „Die Leute können ihre Grills anschmeißen“, sagte ein DWD-Meteorologe. Am Samstag ist es im Norden anfangs noch bewölkt, sonst heiter bis wolkig und im Tagesverlauf zunehmend sonnig bei Höchstwerten von 14 bis 18, im Südwesten vereinzelt knapp 20 Grad. Am Sonntag gibt es in den meisten Regionen viel Sonne und mindestens sehr milde 14 Grad. Am wärmsten wird es dabei im Westen und am Nordrand der Mittelgebirge.

In der Natur sind die Frühlingsboten schon unterwegs: Am Boden hüpfen die ersten Kröten zu ihren Laichgewässern, am Himmel kommen die ersten Kraniche aus dem Süden zurück. Auch Niedersachsens wohl bekanntester Storch Fridolin und seine Partnerin Mai sind schon aus ihrem Winterquartier zurückgekehrt. „Fridolin ist am Dienstag wieder auf seinem Nest auf unserem Schornstein gelandet“, sagte Bärbel Rogoschik vom Nabu-Artenschutzzentrum in Leiferde im Kreis Gifhorn. Schon kurz nach der Heimkehr konnten die beiden bei ersten Paarungsversuchen beobachtet werden.

Sogar einen Gruß aus der Sahara gibt es am Wochenende: Erhebliche Mengen Wüstenstaub sollen nach Europa ziehen, teilte der Atmosphärenüberwachungsdienst (CAMS) mit. Schwaden aus Wüstenstaub können den Himmel rot färben und Spuren auf Fenstern und Windschutzscheiben hinterlassen – ob das auch diesmal der Fall sein wird, ist bisher noch unklar.

An der Küste bereiten sich die Tourismusbetriebe trotz der ungewissen Corona-Lage langsam auf die Saison vor. Noch stehen die Strandkörbe in den Winterlagern. In Norddeich sollen sie in dieser Saison digital gebucht werden können – dafür werden nun 200 Schlösser angebracht, wie die zuständige Kurverwaltung mitteilte.

Kreislaufprobleme durch Zickzack-Wetter?

Wird das Zickzack-Wetter nun manchen Kreislaufprobleme bereiten? Immerhin steigen die Temperaturen in nur einer Woche von mancherorts mehr als minus 20 Grad auf knapp 20 Grad an. „Eine Differenz von bis zu 40 Grad gibt es vielleicht alle zehn, zwanzig Jahre mal“, sagte Andreas Friedrich vom DWD. Ein Experte gibt aber Entwarnung: Der derzeitige Wetterwechsel dürfte nach Einschätzung des Medizin-Meteorologen Andreas Matzarakis keine großen gesundheitlichen Probleme verursachen.

Pollenallergiker dürften dem Wetterumschwung allerdings mit einem lachenden und einem weinenden Auge entgegensehen. Sie müssen sich an den kommenden Tagen auf eine erhöhte Belastung einstellen. Die Pollensaison von Hasel und Erle „wechselt vom Kriechgang in den Turbo“, berichtete die Stiftung Deutscher Polleninformationsdienst. Das gelte vor allem in den tiefen Lagen im Westen und Süden.

Dass die Schneeschmelze jetzt wieder zu Problemen mit Hochwasser führt, erwarten Experten bislang nicht. In Niedersachsen sieht etwa der Landkreis Goslar noch keine Gefahr. Auch an der Oder in Brandenburg ist die Lage durch das Eishochwasser nach Angaben von Landesumweltminister Axel Vogel (Grüne) nicht bedrohlich.

Ist der Winter damit nun vorbei, wenn es jetzt im Februar schon Frühling wird? Für DWD-Experte Friedrich ist es zu früh, den Winter abzuschreiben. Zumindest in Bayern ist er sich sicher, dass es noch mal einen Kälterückfall zum März hin geben wird, mit Frost, Schnee und Straßenglätte. „Man sollte seine Winterkleidung im Schrank griffbereit halten“, sagte er. (dpa)



Kommentare
Liebe Leser,

vielen Dank, dass Sie unseren Kommentar-Bereich nutzen.

Bitte verzichten Sie auf Unterstellungen, Schimpfworte, aggressive Formulierungen und Werbe-Links. Solche Kommentare werden wir nicht veröffentlichen. Dies umfasst ebenso abschweifende Kommentare, die keinen konkreten Bezug zum jeweiligen Artikel haben. Viele Kommentare waren bisher schon anregend und auf die Themen bezogen. Wir bitten Sie um eine Qualität, die den Artikeln entspricht, so haben wir alle etwas davon.

Da wir die Verantwortung für jeden veröffentlichten Kommentar tragen, geben wir Kommentare erst nach einer Prüfung frei. Je nach Aufkommen kann es deswegen zu zeitlichen Verzögerungen kommen.


Ihre Epoch Times - Redaktion