Zeitbombe vor Norwegens Küste: U-Boot „U-864“ soll einen Schutzmantel ähnlich Tschernobyl bekommen

Kurz vor Kriegsende sollte das deutsche U-Boot Flugzeugbaupläne nach Japan bringen. Doch nach einem Motorschaden wurde es von einem britischen Torpedo getroffen und sank mitsamt 67 Tonnen Quecksilber an Bord. Jetzt wollen die norwegischen Behörden das giftige Wrack sichern.
U-Boot
(Symbolbild)Foto: IBRAHIM CHALHOUB/AFP/Getty Images
Epoch Times17. Oktober 2018

Es war der einzig bislang bekannte Treffer, mit dem ein getauchtes U-Boot ein anderes getauchtes Boot versenkte. Als ein Torpedo der britischen HMS Venturer das deutsche U-864 Unterseeboot traf und in zwei Teile sprengte, starben alle 73 Personen an Bord. Doch bis heute lauert in den Tiefen eine Gefahr.

Hinweise von Fischern führten zur Ortung des Wracks im Jahr 2003. U-864 liegt noch immer etwa fünf Kilometer vor der Küste von Fedje im Westen Norwegens. Zwei Jahre später, nachdem in der Region mehrfach Fische mit erhöhter Quecksilberbelastung gefangen wurde, war klar, das deutsche U-Boot hatte giftiges Quecksilber an Bord – insgesamt 67 Tonnen.

U-864 ist der einzige bekannte Fall, dass ein getauchtes U-Boot ein anderes getauchtes U-Boot abgeschossen und versenkt hat.

Neben Bauplänen für Kampfflugzeuge hatte U-864 1.857 Stahlflaschen gefüllt mit Quecksilber an Bord. Nach über 70 Jahren im salzigen Wasser ist es kein Wunder, dass sowohl das U-Boot als auch die Quecksilberflaschen angefangen haben zu rosten, was wiederum eine Gefahr für die Menschen und Tiere darstellt.

Bereits seit Jahrzehnten gelangt aus den Stahlflaschen Quecksilber ins offene Meer und das Fischen in dem Gebiet wurde verboten. Nun soll die Gefahrenquelle selbst gebannt werden.

Eine der über 1.800 Stahlflaschen, in denen das Quecksilber transportiert wurde.

67 Tonnen Quecksilber vergiften das Wasser, doch mit den Sicherungsplänen sind nicht alle einverstanden

Statt das Wrack zu bergen, hat die norwegische Regierung den Plan entwickelt, U-864 und seine Ladung mit einer Mischung aus Steinen und Beton abzudecken. Vorbild für diesen Sarkophag ist die Abdeckung des explodierten Reaktorblocks in Tschernobyl.

Doch das geht Anwohnern nicht weit genug. Statt die Gefahrenquelle zu beseitigen, wolle die Regierung es vertuschen. Daher fordern sie eine Bergung des Wracks und seiner giftigen Ladung, der Regierung war diesen Vorhaben jedoch zu riskant, sodass sie eine Abdeckung vorziehen würden. Die finale Entscheidung für die bis zu 32 Millionen teure Sicherung im norwegischen Parlament steht jedoch noch.

Zeichnung der in zwei Teile gesprengten und versenkten U-864. Das U-Boot liegt in etwa 150 Meter Tiefe.

U-864 nicht die einzige Zeitbombe in den Meeren

Das Quecksilber des deutschen U-Bootes stellt ohne Zweifel ein Gefahr dar, doch ist es bei weitem nicht das einzige Wrack mit Gefahrenpotential. Weiterer Handlungsbedarf bestünde außerdem in der Adria, in der Schätzungen zufolge noch etwa 45.000 Tonnen Sprengstoff aus dem Zweiten Weltkrieg lagern, und in der Ostsee. Dort haben die Briten nach Ende des Krieges Tonnenweise phosphorhaltige Munition entsorgt und dem Rost überlassen.

Doch auch in anderen Teilen der Welt lagern rostende Zeitbomben unter Wasser. Im Norden Russlands sollen in den Meeren vor Sibiriens Küste noch einige russische Atom-U-Boote liegen und vor sich hin rosten, schrieb ein Leser in einem Kommentar. Es wäre nur eine Frage der Zeit, bis die Reaktoren soweit durchgerostet sind, dass radioaktives Material austritt. (ts)



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