AfD verliert ein Viertel ihrer Anhänger – eine Analyse

Nach der Bundestagswahl, bei welcher die AfD mit einem Plus von fast acht Prozent als der größte Gewinner aus der Wahl hervorging, stieg sie weiter von 12,6 auf 13, 14, 15, dann sogar 16 bis 18 Prozent. Seit Oktober 2018 ging es aber nicht mehr weiter aufwärts, sondern mehr oder wenig stetig abwärts.
Von 8. Januar 2019

In der INSA-Umfrage von Ende September, Anfang Oktober 2018 stand die AfD noch bei 18,5 Prozent. Damit lag sie auf Platz zwei, direkt hinter CDU/CSU, vor der SPD und den Grünen. Ja man dachte, jetzt würde es endlich auf die 20 Prozent-Marke zugehen. Seither hat sich viel getan. Zunächst wurde die AfD von den Grünen, inzwischen auch von der SPD überholt und liegt nun nur noch auf Platz vier. Vor allem aber hat sie in nur gut drei Monaten ein Viertel ihrer Anhänger verloren (ca. zwei Millionen). Somit stellt sich die Frage: Was läuft hier schief aus der Sicht der Alternative für Deutschland?

Ausgangspunkt

Bevor wir uns die Entwicklung der letzten Monate anschauen, sei zunächst ein Blick zurückgeworfen auf die Bundestagswahl im September 2017, damit wir die aktuelle Entwicklung in einen etwas größeren Kontext einordnen können. Bei der Bundestagswahl landeten die Parteien bei folgenden Ergebnissen:

  1. CDU/CSU: 32,9 %
  2. SPD: 20,5 %
  3. AfD: 12,6 %
  4. FDP: 10,7 %
  5. LINKE: 9,2 %
  6. GRÜNE: 8,9 %
  7. Sonstige: 5,0 %

Die Union hat ihren massiven Abwärtstrend in den letzten zwei Monaten stoppen und drehen können

Dies waren vor allem für die Union und die SPD miserable Wahlergebnisse. Die Sozis büßten über fünf, CDU/CSU sogar fast neun Punkte ein. Doch der Abwärtstrend der beiden ehemaligen großen Volksparteien setzte sich fort. Bis Ende Oktober 2018 fiel die Union, die im Sommer 2015 noch bei 43 Prozent stand, von 32,9 noch weiter auf 25 Prozent. Nach dem ebenfalls miserablen Ergebnis bei der Hessenwahl am 28.10.2018 zog die CDU-Vorsitzende Angela Merkel endlich die Reißleine und verkündete am nächsten Tag, dass sie Anfang Dezember das Amt der CDU-Vorsitzenden abgeben wolle. Am 05.11.2018 wies INSA dann den niedrigsten Wert der Union aus mit nur noch 24,5 Prozent.

Inzwischen hatten drei aussichtsreiche Bewerber für den Parteivorsitz ihren Hut in den Ring geworfen, tourten dann durch Deutschland, um sich den CDU-Mitgliedern und der Öffentlichkeit vorzustellen. Anfang Dezember wählte die CDU Annegret Kramp-Karrenbauer vor Friedrich Merz und Jens Spahn zur neuen CDU-Vorsitzenden. In den letzten zwei Monaten stieg die Union bei INSA von 24,5 auf jetzt 29 Prozent, konnte also 4,5 Punkte (ca. zwei Millionen Wähler) zulegen. Die CDU schaffte es also ihren Abwärtstrend zu stoppen und zu drehen.

Grüne starteten nach der BT-Wahl eine fulminante Rallye, die wieder stoppt, SPD fällt und fällt

Der ganz große Gewinner nach der Bundestagswahl waren dagegen Bündnis 90/Die Grünen. Diese stiegen von knapp neun bis Ende Oktober, Mitte November 2018 auf 20 Prozent, bei anderen Instituten sogar noch höher (bei Infratest dimap auf 23 Prozent, bei Forsa kurzzeitig auf 24 Prozent). Seit Mitte November ist dieser Aufwärtstrend gebrochen und Die Grünen fallen wieder etwas zurück, stehen aktuell bei INSA bei 18 Prozent, also doppelt so stark wie bei der Bundestagswahl 2017.

Für die SPD ging es dagegen auch nach der Bundestagswahl weiter bergab und das rote Thermometer kennt hier im Grunde nur eine Richtung: nach unten. Zwar konnte sich die SPD in den ersten Wochen nach der Wahl minimal verbessern, von 20,5 auf 21 bis 22 Prozent, aber ab Januar 2018 ging es dann fast nur noch bergab. Am 2. Januar wurde erstmals die 20 Prozent-Marke gerissen, dann die 19er, dann die 18er und immer so weiter, sie sogar unter 15 Prozent fiel. In den letzten zweieinhalb Monaten konnten die Sozis sich jetzt bei 13,5 bis 15 Prozent stabilisieren, aktueller Stand: 15 Prozent.

Aufwärtstrend der AfD seit drei Monaten gebrochen und gedreht

Ganz anders die Entwicklung bei der AfD. Nach der Bundestagswahl, bei welcher sie mit einem Plus von fast acht Prozent als der größte Gewinner aus der Wahl hervorging, stieg sie weiter von 12,6 auf 13, 14, 15, dann sogar 16 bis 18 Prozent. Ihren Höhepunkt erreichte sie bei INSA am 01.10.2018 mit 18,5 Prozent.

Seither ging es aber nicht mehr weiter aufwärts, sondern mehr oder wenig stetig abwärts. Inzwischen liegt sie bei INSA, das meist  die genauesten AfD-Werte ausweist, nur noch bei 14 Prozent, hat also ein Viertel ihrer Anhänger verloren (ca. zwei Millionen)! Und das in nur drei Monaten.

Bei dem umstrittenen Forsa-Institut, das die AfD meist zwei bis drei Punkte zu niedrig ausweist, fiel sie in den letzten vier Monaten von 16 auf 12 Prozent, verlor also auch hier jeden vierten Anhänger. Bei Emnid fiel sie von Ende September bis Mitte Dezember von 17 auf 14 Prozent, bei GMS von 18 auf 15, bei Infratest dimap sogar von 18 auf 13 Prozent in nicht einmal drei Monaten!

Wenig Veränderungen bei Linkspartei und FDP

Bei der Linkspartei (SED) und der FDP sehen wir keine sehr großen Veränderungen. Die Linke stieg zwar zwischenzeitlich von 9,2 auf 11 bis 12 Prozent an, fiel inzwischen aber wieder auf 9 bis 10 Prozent.

Die FDP stieg direkt nach der Wahl von 10,7 auf bis zu 12 Prozent, fiel aber nach ihrem Ausstieg aus den Jamaika-Verhandlungen auf 8 bis 10 Prozent und kann diese Marke seither nicht mehr überspringen. Die Schwankungen der Nummer 5 und 6 sind also relativ gering.

Aktuelle Übersicht

Hier der aktuelle Stand in der Übersicht. INSA befragte im Zeitraum 02.01. (Mi.) bis 03.01.2019 (Do.) 1.026 Personen per Online-Befragung von gezielt ausgewählten Mitgliedern einer Personengruppe (Befragten-Pool) und rechnete die Ergebnisse nach hauseigenen Formeln hoch. Hier die Ergebnisse:

  1. CDU/CSU: 29 %
  2. GRÜNE: 18 %
  3. SPD: 15 %
  4. AfD: 14 %
  5. LINKE: 10 %
  6. FDP: 10 %
  7. Sonstige: 4 %

insa-2019-01-04

Welch erschreckende Entwicklung

Nun muss man diese kurzfristige negative Entwicklung nicht überbewerten, das kann sich schnell auch wieder drehen. Gleichwohl kann dieser aktuelle Stand aus Sicht der AfD nicht zufriedenstellend sein. Im Grunde müsste sie bereits bei 20 Prozent stehen, bewegt sich aber jetzt wieder in Richtung des Ergebnisses der Bundestagswahl von 2017 (12,6 Prozent). Während die Alternative für Deutschland in Sachsen (ca. 25 Prozent) und Brandenburg (über 20 Prozent) wie auch in anderen neuen Bundesländern durchaus reüssieren kann, gelingt ihr das im Westen Deutschlands offensichtlich noch immer deutlich zu wenig und die letzten drei Monate sogar noch weniger.

Ich hatte in meinem Artikel Welch erschreckende Entwicklung bereits Ende Oktober auf diese Negativentwicklung hingewiesen und dort auch mögliche Gründe angeführt und analysiert. Leider hat sich der Trend, der schon im Oktober zu erkennen war, genau so fortgesetzt und die AfD muss sich fragen, was sie falsch oder nicht gut macht. Alleine alles auf die M-Medien zu schieben, ist wenig sinnvoll, auch wenn sie natürlich eine Schlüsselrolle spielen.

Was macht die AfD falsch?

Die Massenmedien fahren offensichtlich seit vielen Monaten eine sehr erfolgreiche Kampagne gegen die Alternative für Deutschland, haben nun womöglich den Bogen raus, wie man diese möglichst klein halten kann. Aber gerade angesichts der Akklamation zum UN-Migrationspakt, all den weiteren Verbrechen der letzten Monate und der Wahl Kramp-Karrenbauers zur neuen CDU-Vorsitzenden hätte die AfD eigentlich steigen und nicht fallen müssen. 4,5 Punkte Verluste (von 18,5 auf 14 Prozent) entsprechen ca. zwei Millionen Wählern.

Der Artikel erschien zuerst auf Jürgen Fritz Blog

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