Amtsgericht München eröffnet Wirecard-Insolvenzverfahren

Nach dem großen Wirecard-Skandal ist nun das Insolvenzverfahren über das Unternehmen eröffnet. Hunderte Mitarbeiter sollen gekündigt werden. Der Zahlungsabwickler steht aber noch nicht vor dem kompletten Aus.
Titelbild
Presse vor dem Wirecard-Gebäude.Foto: Lennart Preiss/Getty Images
Epoch Times25. August 2020

Zwei Monate nach dem Insolvenzantrag von Wirecard hat das Amtsgericht München das Insolvenzverfahren über den Zahlungsabwickler eröffnet. Das teilte Insolvenzverwalter Michael Jaffé am Dienstag in München mit. Jetzt werde 730 Mitarbeitern sowie dem Vorstand gekündigt.

Die Verfügungsgewalt über das Vermögen der Wirecard AG und sechs deutscher Wirecard-Gesellschaften gingen auf den Insolvenzverwalter über, und sie müssten Löhne und Gehälter nun wieder selbst erwirtschaften und bezahlen, erklärte Jaffé. Unter der vorläufigen Insolvenzverwaltung sei es gelungen, „das laufende Geschäft zu stabilisieren und die Basis für eine weitere Fortführung zu schaffen“.

Aber um eine Fortführung zu ermöglichen und die Option für eine Verwertung des Kerngeschäfts zu erhalten, seien tiefgreifende Einschnitte dringend erforderlich. Auch Miet- und Leasingverträge würden gekündigt.

Ex-Vorstandschef Braun in Untersuchungshaft

Der Zahlungsdienstleister hatte im Juni Luftbuchungen von 1,9 Milliarden Euro eingeräumt und Insolvenz angemeldet. Ex-Vorstandschef Markus Braun sitzt in Untersuchungshaft. Die Münchner Staatsanwaltschaft geht davon aus, dass Wirecard seit 2015 Scheingewinne auswies. Der Schaden für die kreditgebenden Banken und Investoren könnte sich auf 3,2 Milliarden Euro summieren.

Im Verkaufsprozess für das Kerngeschäft und die nicht insolvente Wirecard Bank AG „stehen wir aktuell mit mehreren namhaften Interessenten in Verhandlungen über einen Erwerb. Die Erlöse aus der Verwertung werden dabei den Gläubigern zugutekommen“, sagte Jaffé.

Die Verwertung weiterer Wirecard-Beteiligungen weltweit mache Fortschritte. Am 18. November finde die erste Gläubigerversammlung statt, voraussichtlich im Löwenbräukeller in München.

Kevin Voss von der Gewerkschaft Verdi sagte, etwa 600 bis 700 der 1500 am Stammsitz Aschheim bei München beschäftigten Mitarbeiter habe am Montagabend die Mail erreicht, nach der sie unwiderruflich freigestellt wurden. „Ich habe so ein Verhalten von Arbeitgebern nur sehr selten erlebt. Bei allem, was passiert ist – es ist absolut daneben, wie hier mit Menschen umgegangen wird“, sagte er. (dpa)



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