Arbeitgeber: Stimmung bei Firmen gekippt
Konjunkturflaute, zu viel Bürokratie, zu hohe Energiepreise: Arbeitgeberpräsident Rainer Dulger hat die Bundesregierung zu einem Kurswechsel aufgefordert. „Die Stimmung in der Breite der Wirtschaft ist gekippt“, sagte Dulger auf dem Arbeitgebertag in Berlin am Dienstag.
Sein Vorwurf: die Bundesregierung liefert nicht. „Die Attraktivität des Standortes Deutschland hat massiv gelitten.“ Bundeskanzler Olaf Scholz (SPD) verspricht mehr „Deutschland-Tempo“ – und hat eine Bitte.
Arbeitgeber stellen Regierung schlechtes Zeugnis aus
Zum Arbeitgebertag veröffentlichte die Bundesvereinigung der Deutschen Arbeitgeberverbände die Ergebnisse einer repräsentativen Umfrage des Meinungsforschungsinstituts forsa. Demnach machen sich 82 Prozent der befragten Unternehmer große Sorgen um den Standort Deutschland. 85 Prozent der Unternehmer wollen einen Abbau von Bürokratie. 88 Prozent der Firmen sind der Meinung, die Regierung habe keine durchdachte Strategie zur Bewältigung der Krisen.
Dulger sprach von einer schwierigen ökonomischen Lage. Eine starke Wirtschaft sei wichtig, um durch Krisen zu kommen. Er beklagte zu viel Bürokratie, lange Planungs- und Genehmigungsverfahren, steigende Sozialabgaben, eine hohe Steuerlast oder im internationalen Vergleich hohe Energiepreise. Die Verbesserung der Wettbewerbsfähigkeit müsse in den Mittelpunkt des politischen Handelns gestellt werden
Bei einer Debatte unter anderem mit Wirtschaftsstaatssekretärin Franziska Brantner (Grüne) kritisierte der Arbeitgeberpräsident, auf dem „Lieferschein“ der Koalition stehe nichts drauf. Das wollte Brantner nicht auf sich sitzen lassen und verwies auf zahlreiche Maßnahmen, um etwa den Ausbau erneuerbarer Energien zu beschleunigen.
Zukunft der Sozialsysteme
Dulger forderte mit Blick etwa auf die Rente grundlegende Sozialreformen. Der Arbeitgeberpräsident erneuerte auch seine Forderung, die Arbeitszeit flexibler zu gestalten. Unterstützung bekam er von CDU-Chef Friedrich Merz. Die Festlegung im Arbeitszeitgesetz auf acht Stunden am Tag sei falsch, man müsse auf eine Wochenarbeitszeit gehen. Dulger sagte: „Wir werden mehr statt weniger arbeiten müssen.“ Gewerkschaften sympathisieren mit der Idee einer Vier-Tage-Woche, das lehnen die Arbeitgeber ab.
Bundesarbeitsminister Hubertus Heil (SPD) betonte auf dem Arbeitgebertag, dass dies Sache der Sozialpartner sei. Er machte klar, dass er noch deutlich Luft nach oben sieht, zum Beispiel für mehr Frauenerwerbstätigkeit. Bundeskanzler Olaf Scholz verwies auf das neue Fachkräfteeinwanderungsgesetz, mit dem mehr Arbeitnehmer aus dem Nicht-EU-Ausland nach Deutschland gelockt werden sollen. „Was wir noch hinkriegen müssen, ist, dass die Verfahren etwas unbürokratischer sind.“ Es gebe noch viel zu tun. (dpa/dl)
vielen Dank, dass Sie unseren Kommentar-Bereich nutzen.
Bitte verzichten Sie auf Unterstellungen, Schimpfworte, aggressive Formulierungen und Werbe-Links. Solche Kommentare werden wir nicht veröffentlichen. Dies umfasst ebenso abschweifende Kommentare, die keinen konkreten Bezug zum jeweiligen Artikel haben. Viele Kommentare waren bisher schon anregend und auf die Themen bezogen. Wir bitten Sie um eine Qualität, die den Artikeln entspricht, so haben wir alle etwas davon.
Da wir die Verantwortung für jeden veröffentlichten Kommentar tragen, geben wir Kommentare erst nach einer Prüfung frei. Je nach Aufkommen kann es deswegen zu zeitlichen Verzögerungen kommen.
Ihre Epoch Times - Redaktion