Auch gute Nachrichten aus der Weltwirtschaft

Es ist höchste Zeit für gute Nachrichten für das Finanzwesen inmitten des wirtschaftlichen Chaos sowie der Angst und Unsicherheit, die uns umgeben.
Titelbild
Nolberta Melara näht im Jahr 2006 eine Schürze in ihrem Haus in der salvadoreanischen Stadt San Marcos. Das Leben der einundfünfzig Jahre alten Frau wurde durch ein 30 Dollar-Darlehen von einem Mikrokreditfinanzierer völlig verändert. (Yuri Cortez/AFP/Getty Images)
Von und 4. Februar 2009

Vergangenen Montag kündigte die Mikrokreditgipfelkampagne in New York offiziell an, dass sie ihr Ziel erreicht hat, kleine Darlehen an 100 Millionen der allerärmsten Familien unseres Planeten zu vergeben, die von weniger als einem US-Dollar pro Tag leben müssen. Und damit sie nicht an ihren Lorbeeren festhält, setzte sie sich neue Ziele, um weitere 175 Millionen arme Familien bis 2015 zu erreichen und 100 Millionen von ihnen über die offizielle Armutsgrenze zu heben.

Zu denjenigen, die diese historische Ankündigung machten, gehören auch die „Drei Weisen der Mikrokredite“: Dr. Muhammad  Yunus, Gründer der Grameen-Bank in Bangladesh, der zusammen mit sechs Millionen der ärmsten Frauen in seinem Land der Gewinner des prestigeträchtigen Friedensnobelpreises ist; an Sam Daley-Harris, den Gründer von Results, einer der weltweit führenden Rechts- und Bildungsinstitutionen, die die Armut beenden wollen, und an John Hatch, den Gründer von FINCA, der größten Mikrokredit-Organisation der amerikanischen Staaten.

Diese führenden Querdenker und Visionäre veranstalteten den Weltmikrokreditgipfel, dessen Gastgeberin Hillary Clinton in Washington, D.C., im Jahr 1997 war, und setzten sich das jetzt historische Ziel, bis 2006  100 Millionen Familien zu erreichen. Mikrokreditprogramme in der ganzen Welt haben Millionen der ärmsten Familien geholfen, für sich selbst und ihre Kinder zu sorgen. Nun wurde offiziell angekündigt, dass über 106 Millionen Familien auf der ganzen Welt, die von weniger als einem Dollar pro Tag leben, Mikrodarlehen bekamen. Dieses Ziel wurde bis Ende 2007 erreicht. Dies ist eine bemerkenswerte Leistung. Als die Kampagne 1997 startete, gab es weltweit nur 7 Millionen sehr arme Darlehensnehmer.

Wie es funktioniert

Microcredit finanziert eine Vielzahl kleiner selbstständiger Geschäfte von Menschen, denen normalerweise kein Kredit gewährt wird. Die Zinsen werden für den Erhalt von Programmen und Organisationen verwendet, und die Rückzahlungsraten sind höher als 95 Prozent. Microcredit gibt den ärmsten, die oft von der globalen Wirtschaft zurückgelassen wurden, Hoffnung und eine neue Chance. Das bekannteste Beispiel für Mikrofinanz, die Grameen-Bank, beschäftigt jetzt über 16.000 Menschen, hat mehr als 7 Millionen Kunden, von denen die meisten Frauen sind, und über 7 Milliarden Dollar verliehen, wie ihr Gründer Muhammad Yunus feststellte.

Vor neunzehn Jahren wurde Yunus gefragt: „Was macht eine Frau als erstes mit den Einnahmen aus ihrem Mikrodarlehen?“ Man erwartete, dass er sagen würde, dass sie ihre Familie ernährt oder ihre Kinder in die Schule gehen lässt.

Yunus antwortete: „Normalerweise bringt sie als erstes ihre Kinder nach Hause.” Er erklärte weiter, dass die Familien während der harten Zeiten in Bangladesh ihre Kinder oft nicht ernähren konnten. Deshalb schickten sie sie sogar schon im Alter von fünf oder sechs Jahrn weg, um für einen Hungerlohn oder das Versprechen auf Nahrung für andere Familien zu arbeiten. Folglich holte eine Frau mit den Einnahmen aus dem Darlehen oft zuerst ihr Kind nach Hause.

Die Geschichte einer Frau in Indien zeigt, welche Auswirkungen ein Mikrokredit haben kann. „Als meine Kinder nachts vor Hunger weinten, fühlte ich mich so, als würde ich mich selbst töten“, erinnerte sich Saraswathi Krishnan. Da sie schließlich keinen Schmuck oder andere Gegenstände für die Existenzgrundlage verpfänden konnte, verkaufte sie ihre sieben Jahre alte Tochter für 2.000 Rupien (etwa 41 US-Dollar)zur Leiharbeit an einen örtlichen Unternehmer.

„Meine kleine Tochter beklagte sich täglich bei mir, weil der Unternehmer sie quälte. Seine Familie aß oft vor ihren Augen Fleisch, ohne ihr aber welches zu geben.“ Fünf Jahre später trat Saraswathi dem Working Women’s Forum bei, einem Frauen-Selbsthilfe- und Mikrokreditprogramm. Mit ihrem ersten Darlehen zahlte sie ihre Schulden an den Unternehmer ab und befreite ihre Tochter, die jetzt die Schule besucht, und fing an, Gemüse zu verkaufen. Mit einem zweiten Darlehen kaufte sie ihrem sechzehnjährigen Sohn einen Webstuhl.

Aufgrund der neuen Einkommensquelle der Familie fühlte sich Saraswathi so stolz und sicher wie noch nie zuvor. „Ich werde nie wieder meine Kinder verleihen, sondern sie ausbilden lassen.“ Eine solche Geschichte zeigt den Nutzen des Mikrokredits und wiederholt sich millionenfach bei den ärmsten Menschen der Erde.

Verpflichtungen erfüllen

Einer unserer prominentesten kanadischen Helden, Stephen Lewis, stellte auf einer Konferenz für sozial verantwortliches Investment eloquent und punktgenau fest: „Derzeit sind wir an einem Punkt in der Menschheitsgeschichte angekommen, an dem es für die schwächsten apokalyptisch wird, wenn wir in den entwickeltenLändern uns von der derzeitigen Finanzkrise davon abhalten lassen, unsere Verpflichtungen gegenüber den Armen zu erfüllen.“

Mikrokredite sind eine nachhaltige Möglichkeit, um den Ärmsten der Welt Kapital zur Verfügung zu stellen, damit sie sich auf ihre Weise aus der Armut herausarbeiten. Dass sehr arme Menschen mit winzigen Darlehen von gerade einmal 40 Dollar versorgt werden, um ihre selbstständigen Unternehmen zu starten oder auszubauen, hat sich als extrem leistungsfähiges Instrument erwiesen, um ihre Einkommen zu erhöhen und die Ernährung, Ausbildung und Wohnsituation ihrer Familien zu verbessern.

Es gibt noch viele Millionen Menschen, denen mit einem Mikrokredit geholfen werden könnte. 1,4 Milliarden Menschen leben von weniger als 1,25 Dollar pro Tag, der neuen offiziellen Armutsgrenze. Viele dieser Menschen und ihre Familien könnten davon profitieren, wenn sie Zugang zu Mikrofinanzierungen hätten.Zur Zeit gibt es eine riesige weltweite Mikrofinanzierungslücke von mindestens 250 Milliarden Dollar. Nur etwa 4 Prozent der weltweiten Nachfrage wird gedeckt. „Microfinance” enthält Mikrokredite, Spareinlagen, Mikroversicherungen und andere Finanzdienstleistungen. Private Investoren, und nicht Regierungen stellen die meisten notwendigen Mittel zur Verfügung. Mikrofinanzierung hat eine lange Erfolgsgeschichte als solide Investitionsmöglichkeit. Mit Hilfe von Mikrofinanzierung können nicht nur arme Menschen ihr Leben verbessern, sondern es bietet auch einen bescheidenen Kapitalertrag bei vergleichsweise kleinem Risiko.

Die weltweite Finanzkrise hat die unsicheren Grundlagen vieler konventioneller Investitionen aufgezeigt. Auf der Suche nach neuen Wegen, das Kapital verteilt anzulegen, erkennen immer mehr große Interessengemeinschaften für Investitionen und Pensionen die Mikrofinanzierung als eine solide Investition wie etwa der US-Multimilliarden-College-Pensions-Fonds TIAA-CREF, der 100 Millionen Dollar in die weltweite Mikrofinanzierung investierte. Seit einigen Jahren können die Kanadier ihre Spareinlagen über Institutionen wie die Citizens Bank, VanCity Credit Union, Oikocredit und die Mennonite Economic Development Associates (MEDA) in die weltweite Mikrofinanzierung investieren. Diese Investitionen haben eine Erfolgsgeschichte von exzellenter Sicherheit und zuverlässigen, bescheidenen Rückläufen.

Jetzt ist durch die Einbindung einiger der großen Spieler in Kanadas Gemeinschaft der Banken und Anlagefonds die Zeit für Expansionen gekommen. Anlagefonds mit über 550 Milliarden $ Anlagevermögen zum Zeitpunkt des letzten Novembers sind möglicherweise eine riesige Quelle für Investmentfonds für Mikrofinanzierungen.

In den Vereinigten Staaten haben viele sozial verantwortliche Investmentfonds versprochen mindestens 1-2 Prozent ihres Vermögens in einheimische und weltweite Gemeinschaftskapitalanlagen zu investieren. In Kanada sollten noch mehr Anlagefonds diesem Beispiel folgen und mindestens 1 Prozent ihres Vermögens in die Mikrofinanzierung und andere Gemeinschaftskapitalanlagen investieren.

Investitionen in die Ärmsten sind rundherum eine der sichersten Anlagen. Die Möglichkeit, in Mikrokredite zu investieren bei gleichzeitigem sicheren Rücklauf, bietet Investoren in diesen Zeiten des finanziellen Chaos eine Win-Win-Situation und schafft weltweit eine noch nie dagewesene Möglichkeit für unsere ärmsten Nachbarn.

Über die Autoren:

Dr. Bob Dickson ist ein Arzt aus Calgary und Partner beit Results Canada www.resultscanada.ca, einer Nichtregierungs-Organisation, die sich für ein Ende des Hungers, der bitteren Armut und der aufzehrenden Krankheiten einsetzt. Blaise Salmon ist der Präsident von Results Canada.

Erschienen in Epoch Times Deutschland Nr. 5/09



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