Faule Kredite und mehr: Aufseher informieren über Banken-Stresstest

Geprüft wurde, ob die Geldhäuser genügend Kapitalpuffer haben, um einen Absturz der Wirtschaft und einbrechende Immobilienpreise zu verkraften.
Titelbild
Bankenviertel in Frankfurt am Main.Foto: Boris Roessler/Archiv/dpa
Epoch Times29. Juli 2016
Wie wahrscheinlich sind Ausfälle bei Immobilienkrediten? Wie gefährlich ist die Konjunkturschwäche Chinas? Werden Kredite in fremden Währungen Banken gefährlich?

Europas Bankenaufseher haben erneut mögliche Altlasten oder Kapitallöcher in den Bilanzen der Kreditinstitute gesucht. Die Ergebnisse des jüngsten Stresstests will die europäische Bankenaufsicht EBA heute veröffentlichen. Besonders im Blick stehen die italienischen Banken mit ihrem Berg an faulen Krediten, bei denen Kunden Probleme mit der Rückzahlung haben.

Dem Krisentest mussten sich 51 Institute aus 16 Ländern stellen, darunter 9 deutsche Institute: BayernLB, Commerzbank, Dekabank, Deutsche Bank, Landesbank Baden-Württemberg (LBBW), Landesbank Hessen-Thüringen (Helaba), NordLB, NRW.Bank, Volkswagen Financial Services. Die genossenschaftliche DZ Bank wurde verschont wegen ihrer bevorstehenden Fusion mit der Düsseldorfer WGZ zum 1. August.

Geprüft wurde, ob die Geldhäuser genügend Kapitalpuffer haben, um einen Absturz der Wirtschaft und einbrechende Immobilienpreise zu verkraften. Auf Basis der Geschäftszahlen zum Jahresende 2015 mussten die Institute verschiedene Szenarien durchrechnen. Neu ist, dass Rechtsrisiken einbezogen wurden – etwa zu zahlende Strafen. Solche Tests sollen Risiken in Bankbilanzen offenlegen und Vertrauen in die Stabilität der Finanzbranche schaffen. Die Erfahrungen mit früheren Untersuchungen dieser Art sind jedoch durchwachsen.

Parallel zu dem aktuellen EBA-Test untersuchte die Europäische Zentralbank (EZB) als zentrale Bankenaufsicht für die Eurozone in einer abgespeckten Variante 56 weitere Kreditinstitute aus der Währungsunion. Veröffentlicht wird nur der EBA-Teil.

Anders als bei früheren Stresstests wird es keine Durchfaller geben. Denn die Aufseher verzichteten darauf, Kapitalquoten vorzugeben, die Banken erfüllen müssen. Es geht mehr um einen Gesamteindruck von der Solidität der Geschäftsmodelle. Dazu sollen für jede Bank etwa 12 000 Daten veröffentlicht werden. Aufseher warnen jedoch davor, diese vorschnell zu interpretieren.

Die Stresstest-Ergebnisse werden sich maßgeblich auf die jährliche Bewertung der Institute durch die Aufseher auswirken. In dem im Fachjargon SREP genannten Prozess legen die Behörden gegen Jahresende individuelle Kapitalzuschläge für die Banken fest und bestimmen zudem darüber, wie viel Geld die Institute für Dividenden oder Zinsen auf eigenkapitalähnliche Anleihe zahlen dürfen.

Bei den teilnehmenden deutschen Instituten rechnet der Bundesverband deutscher Banken (BdB) nicht mit größeren Problemen. Hoch ist der Druck derweil auf den italienischen Banken. Viele Analysten erwarten, dass die Stresstest-Ergebnisse dazu genutzt werden, das Problem der massenhaften faulen Kredite in deren Bilanzen zu lösen. Deshalb wird hinter den Kulissen schon über milliardenschwere Kapitalmaßnahmen etwa bei der Großbank Unicredit und der Traditionsbank Monte dei Paschi verhandelt. Dabei geht es auch um Staatshilfen. Sollten die italienischen Banken bei dem Test nun wie erwartet schlecht abschneiden, könnte das den Weg für Milliardenhilfen ebnen.

(dpa)

Kommentare
Liebe Leser,

vielen Dank, dass Sie unseren Kommentar-Bereich nutzen.

Bitte verzichten Sie auf Unterstellungen, Schimpfworte, aggressive Formulierungen und Werbe-Links. Solche Kommentare werden wir nicht veröffentlichen. Dies umfasst ebenso abschweifende Kommentare, die keinen konkreten Bezug zum jeweiligen Artikel haben. Viele Kommentare waren bisher schon anregend und auf die Themen bezogen. Wir bitten Sie um eine Qualität, die den Artikeln entspricht, so haben wir alle etwas davon.

Da wir die Verantwortung für jeden veröffentlichten Kommentar tragen, geben wir Kommentare erst nach einer Prüfung frei. Je nach Aufkommen kann es deswegen zu zeitlichen Verzögerungen kommen.


Ihre Epoch Times - Redaktion