Bafin macht Silicon Valley Bank Deutschland dicht – Sorge um Dominoeffekt wächst

Der deutsche Ableger der Silicon Valley Bank wird geschlossen. Was bedeutet das für Deutschland und Europa?
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Auch in Deutschland hat die Silicon Valley Bank aus Santa Clara eine Filiale.Foto: NOAH BERGER/AFP via Getty Images
Epoch Times13. März 2023


Die Finanzaufsicht Bafin macht wegen der Schieflage der Silicon Valley Bank (SVB) die deutsche Zweigstelle des US-Instituts in Frankfurt/Main dicht. Wegen „der bestehenden Gefahr für die Erfüllung der Verpflichtungen gegenüber Gläubigern“ erließ die Bafin ein Veräußerungs- und Zahlungsverbot gegenüber der Bank.

Gleichzeitig gab sie Entwarnung „Die Notlage der Silicon Valley Bank Germany Branch stellt keine Bedrohung für die Finanzstabilität dar“.

Das auf Start-up-Finanzierung spezialisierte US-Geldhaus Silicon Valley Bank ist nach einer gescheiterten Notkapitalerhöhung vorübergehend geschlossen und unter staatliche Kontrolle gestellt worden. Das gab die US-Einlagensicherung FDIC am Freitag bekannt. Bei der 1983 gegründeten SVB war es in den Tagen zuvor im Zuge von Liquiditätssorgen zu immensen Mittelabzügen gekommen.

Seit dem 30. Mai 2018 ist die Bank auch in Deutschland ansässig und betreibt hierzulande Kreditgeschäfte.

Sorgen vor Dominoeffekt auch in Europa

In der Finanzbranche grassiert die Angst vor dem Dominoeffekt. Vor allem kleinere Banken in den USA und Europa könnten vor ähnlichen Problemen stehen. Wenn Kunden das Gefühl hätten, ihr Geld sei dort nicht mehr sicher, würden sie es im Rekordtempo abziehen, warnte Hedgefonds-Manager Bill Ackman von Pershing Square.

Insgesamt soll die Bank in Europa nach Angaben von „Handelsblatt“ rund 3.600 Kunden haben. Rund zehn Prozent kämen demnach aus Deutschland. Seit 2018 verfüge sie hierzulande über eine Teilbanklizenz zur Vergabe von Krediten. Die unmittelbaren Auswirkungen gelten als begrenzt, auch weil die Bank in Deutschland nur eine Filiale und keine Tochtergesellschaft betreibt.

In Deutschland seien nach der SVB-Pleite vor allem Sparkassen und Genossenschaftsbanken mit großen Abschreibungen auf ihre Wertpapierbestände konfrontiert. Dabei handele es sich meist um Staatsanleihen. Während das zunächst nur einen Verlust auf dem Papier bedeuten würde, wäre es jedoch dann kritisch, wenn eine Bank kurzfristig Geld aus ihren Anleihebeständen erlösen musste, so die Zeitung.

In Großbritannien würden die Auswirkungen hingegen schwerer wiegen. Dort betreue der SVB-Ableger Konten von Tausenden Geschäftskunden. Obwohl diese zwar durch britisches Recht bis zu einer Höhe von 85.000 Pfund (circa 96.288 Euro) staatlich abgesichert seien, könnte eine verzögerte Auszahlung bei vielen Firmen zu akuten Liquiditätsengpässen führen.

Wie geht es nun nach dem Kollaps weiter?

Wie „Handelsblatt“ aus gut informierten Kreisen erfuhr, dürfte die wahrscheinlichste Option für die SVB in den USA sein, dass sie in Teilen verkauft wird. Doch auch ein Komplettverkauf oder ein Management-Buy-out seien möglich. Die Regulierer der Einlagensicherung FDIC würden demnach versuchen, bis Ende der Woche (Sonntag) eine Lösung parat zu haben.

Garry Tan, Chef der wichtigen Start-up-Schmiede Y Combinator, zufolge werde der Kollaps „vielen Start-ups ihre Existenz kosten.“ Seiner Aussage nach seien viele Firmen nicht mehr in der Lage, ihren Mitarbeitern ihr Gehalt auszuhalten. „Es droht eine Massenentlassung“, warnte er am Freitag. Die Krise der Silicon Valley Bank würde Start-ups und damit Innovationen um eine Dekade zurückwerfen.

Die Silicon Valley Bank war tatsächlich einer der zentralen Finanzierer der Tech-Szene. Die überraschende Pleite hat Start-ups in den USA und in Europa in eine Existenzkrise gebracht. In den USA sind Guthaben nur bis 250.000 Dollar versichert. 97 Prozent der Kunden der Bank lagen indes darüber und kommen derzeit nicht an ihr Geld. (nh)

(Mit Material von dpa)



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