Biograf: Keine persönlichen Gründe für Piëchs Bruch mit Winterkorn
„Piëch agiert sehr rational und weniger emotional als manche gerne glauben“, sagte der Österreicher der Finanz-Nachrichtenagentur dpa-AFX. „Persönliche Gründe kann man nicht annehmen.“ Stattdessen vermutet Fürweger aktuelle Probleme bei der Hausmarke Volkswagen Pkw als Auslöser. „Es ist schon ein bisschen Stillstand eingetreten“, sagte er.
Die Kernmarke rund um Golf und Passat kann in den USA nicht mit der Konkurrenz mithalten – was Piëch schon deutlich bemängelte. Außerdem liegt ihr Gewinn gemessen am Umsatz weit hinter den Zielen für 2018. Zwar steuert Winterkorn mit einem milliardenschweren Sparkurs gegen, im Sommer gibt er aber die Führung der Kernmarke an den früheren BMW-Manager Herbert Diess ab.
Fürwegers Vermutung: „Vielleicht vermisst Piëch bei Winterkorn die Fähigkeit, einen strategischen Weitblick in die Realität umsetzen zu können.“ In dem Fall könne Winterkorn für Piëch aus fachlicher Sicht nicht nächster Chefaufseher werden. „Das strategische Ziel ist sicherlich zu verhindern, dass Winterkorn der nächste VW-Patriarch wird“, sagte Fürweger.
Piëch ist Großaktionär und Aufsichtsratschef bei VW, Winterkorn sein „Ziehsohn“. Er galt lange Zeit als Nachfolger Piëchs an der Spitze des Aufsichtsrates. Doch der Patriarch (77) entzog Winterkorn (67) öffentlich das Vertrauen. Dem „Spiegel“ sagte Piëch: „Ich bin auf Distanz zu Winterkorn“.
Der konnte sich danach vor Rückendeckung aus dem Aufsichtsrat kaum retten – doch darauf gibt Fürweger nicht viel: „Diese Sympathiebekundungen sind schon fast Ritual geworden.“ Ähnliche Reaktionen habe es auch bei früheren Machtkämpfen zwischen Piëch und Top-Managern gegeben. Hinter Winterkorn stellten sich der oberste Betriebsrat Bernd Osterloh, Piëch-Cousin Wolfgang Porsche und auch Niedersachsens Ministerpräsident Stefan Weil.
Doch dass Piëch in diesem Machtkampf stürzt, kann sich sein Biograf nicht vorstellen. „Ich glaube, da ist bei vielen eher der Wunsch Vater des Gedanken“, sagte er. „Fakt ist: Piech hat ein ‚Er-oder-Ich-Duell‘ noch immer gewonnen.“ Fürweger geht davon aus, dass die Familien Porsche und Piëch eine Lösung finden werden – und die werde „im Sinne von Piëch ausgehen“.
„Was hätte die Porsche-Familie von einem internen Bruch – nur um einen hochbezahlten Manager zu schützen?“, sagte Fürweger. „Am Ende haben sich die Familienbande Porsche-Piëch noch immer durchgesetzt. Es geht ums Geschäft, ums Geld.“
Fürwegers Piëch-Biografie war 2011 erschienen. Einige Jahre zuvor hatte der Journalist eine seltene mehrstündige Privataudienz bei Piëch, in der sie zusammen Fürwegers damaliges Buchprojekt über die Familiengeschichte der Porsches und Piëchs durchgingen.
(dpa)
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