BMW-Chef nennt Verbrenner-Verbot „brandgefährlich“
In ihrer Rede zur „Lage der Union“ hat EU-Kommissionspräsidentin Ursula von der Leyen am Mittwoch, 13. September, die Klimapolitik der Staatengemeinschaft gelobt. Zu dieser zählt auch das geplante Verbrenner-Verbot im Straßenverkehr bis 2035. Gleichzeitig hat sie China eine Untersuchung wegen der Subventionspraktiken von E-Autos in Aussicht gestellt. Kritiker warnen: Dies könnte nicht nur das Angebot von E-Autos in Europa verringern, sondern auch die Versorgung mit Rohstoffen. Vor beidem hatte BMW-Chef Oliver Zipse eine Woche zuvor eindringlich gewarnt.
BMW-Chef geht von Boom für Verbrenner-Autos aus
In einem Interview mit „Bild“ hatte Zipse der Politik in Deutschland und der EU vorgeworfen, eine Verkehrswende mit der Brechstange voranzutreiben – ohne deren Machbarkeit zu beachten. Dies beginne bereits mit der Vorgabe, bis 2030 nicht weniger als 15 Millionen E-Autos auf die Straßen zu bringen. Die Automobilbranche in Deutschland hält derzeit maximal die Hälfte davon für realistisch.
Darüber hinaus soll ab 2035 das Verbrenner-Verbot greifen. In der EU dürfte es dann keine Neuzulassungen mehr für Pkw oder Kleintransporter geben, die mit Benzin oder Diesel betrieben werden.
Der BMW-Chef hält das Verbrenner-Verbot für kontraproduktiv und gefährlich. Gleichzeitig warnt er vor einer einseitigen Förderung von E-Autos als einzig erwünschter Antriebsart. Neben vergebenen Chancen für andere Technologien könnte dies nämlich zu einem bösen Erwachen beitragen.
„Das geht ziemlich in die Hose“
Zipse geht davon aus, dass das Verbrenner-Verbot in den kommenden Jahren zu einem enormen Nachfrageboom für Benziner und Dieselmodelle führen wird. Bürger würden sich in letzter Minute neue Autos mit Verbrennungsmotor zulegen, bevor das Verbot greife.
Dann könnte es sein, dass eines Tages 60 Millionen Fahrzeuge weiterhin mit Benzin betrieben würden, ohne dass man überhaupt E-Fuels gefördert hätte. Es werde einen Verbrenner-Boom geben, so der BMW-Chef:
Es wäre das Gegenteil von dem, was wir alle wollen. Als Klima-Aktivist müsste man sagen: Das geht ziemlich in die Hose.“
Exit aus dem Verbrenner ohne gleichwertigen Ersatz
Im „Handelsblatt“ legte der Spitzenmanager noch einmal nach. Er warf Berlin und Brüssel vor, einen Umstieg auf E-Autos erzwingen zu wollen, ohne eine Strategie zu haben, falls die eigenen Prognosen nicht eintreten sollten:
Wir können nicht einfach sagen, E-Autos sind die einzige Technologie. Was tun wir, wenn die Rahmenbedingungen für die E-Mobilität nicht eintreten? Sind wir dann überrascht?“
Es sei „brandgefährlich“, einen Exit aus dem Verbrenner vorantreiben zu wollen, ohne eine anderweitige Entry-Strategie zu haben. Darauf zu setzen, dass sich der Markt bis dahin auf das E-Auto eingerichtet habe, sei fahrlässig.
Rohstoffe zur Herstellung von E-Autos nicht in Europa verfügbar
Zum einen, so Zipse, sei nicht erkennbar, dass es in absehbarer Zeit eine ausreichende Ladestruktur für die E-Autos geben werde. „Und wo laden die Menschen all die E-Autos?“, fragt der BMW-Chef, und er trägt damit der Erkenntnis Rechnung, dass der Ausbau von Ladestationen dem Ziel deutlich hinterherhinkt.
Dabei spricht er noch nicht einmal die Frage an, ob das Stromnetz für eine flächendeckende Versorgung überhaupt ausreichen würde. Dies bezweifeln beispielsweise Kritiker wie der Grazer Energiewende-Vordenker Georg Brasseur.
Ein anderes Problem sei jenes der Versorgung mit Rohstoffen. Von den Rohstoffen, die zur Fertigung von E-Autos und deren Batterien erforderlich seien, befänden sich kaum welche in Europa. Zipse wirft weitere Fragen auf:
Was passiert, wenn die Rohstoffe für Batterien in Europa mal nicht mehr gesichert sind? Wann ist in Europa die letzte Mine eröffnet worden? Gäbe es dafür überhaupt noch eine Akzeptanz?“
BMW-Chef Zipse: „Verbote schaffen keine Innovation“
Als Kontinent mit einer starken Industrie, aber ohne eigenen Zugang zu essenziellen Batterierohstoffen sei es unklug, nur diese eine Technologie zu fördern, so Zipse. Der BMW-Chef plädiert stattdessen dafür, Technologien wie die Wasserstoff-Brennstoffzelle zu fördern.
Autos auf dieser Grundlage könnte man in Europa sogar verhältnismäßig autark herstellen. Gleichzeitig solle es eine Regulierung geben, die „jedes Jahr CO₂ aus dem Markt nimmt, ohne einen Endpunkt zu setzen“. Dann könnten sich auch Markt und Verbraucher auf veränderte Formen der Mobilität einstellen. Zudem könnten schärfere CO₂-Vorgaben auch konventionelle Antriebe klimafreundlicher machen.
Es sei jedoch, so Zipse, „ein Irrglaube, man müsse nur den Verbrennungsmotor verbieten und der Rest richte sich von allein“. Innovation entstehe durch Anreize und Ziele. Verbote, die Mobilität für einen Teil der Bevölkerung unerschwinglich machten, führten hingegen zu gesellschaftlicher Spaltung. Dazu komme Europas Erpressbarkeit infolge der Abhängigkeit von Rohstoffen:
Deshalb halte ich die politische Vorgabe zum Verbrenner-Aus für fahrlässig. Eine Exit-Entscheidung ohne gleichzeitige Entry-Strategie.“
vielen Dank, dass Sie unseren Kommentar-Bereich nutzen.
Bitte verzichten Sie auf Unterstellungen, Schimpfworte, aggressive Formulierungen und Werbe-Links. Solche Kommentare werden wir nicht veröffentlichen. Dies umfasst ebenso abschweifende Kommentare, die keinen konkreten Bezug zum jeweiligen Artikel haben. Viele Kommentare waren bisher schon anregend und auf die Themen bezogen. Wir bitten Sie um eine Qualität, die den Artikeln entspricht, so haben wir alle etwas davon.
Da wir die Verantwortung für jeden veröffentlichten Kommentar tragen, geben wir Kommentare erst nach einer Prüfung frei. Je nach Aufkommen kann es deswegen zu zeitlichen Verzögerungen kommen.
Ihre Epoch Times - Redaktion