Schwarzer Montag an den Börsen

US-Hypothekenkrise trifft nun auch China
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Der deutsche Leitindex DAX verlor am Montag mehr als sieben Prozent. (Foto: Getty Images)
Von 22. Januar 2008

„Blutbad“ – „Börsen im Sinkflug“ – „Schwarzer Montag“: In den Börsenberichten vom Montag, dem 21. Januar 2008, überschlagen sich die Superlative. Dazu fassungslose Gesichter bei den Aktienhändlern am Frankfurter Parkett: Der DAX brach am Montag um mehr als sieben Prozent ein, exakt um 7,16 Prozent auf einen Schlussstand von 6.790,19 Punkten. Die 7.000-Punkte-Marke unterschritt das Börsenbarometer damit im Vorbeigehen. Nur am 11. September 2001 war der Index stärker gefallen – doch damals rasten zwei Flugzeuge ins World Trade Center in New York. „Dass wir heute bluten werden, war nach den Verlusten in Asien und an der Wall Street am Freitag abzusehen. Doch damit hat niemand gerechnet“, sagte ein Marktteilnehmer. In Tokio war der Nikkei-Index um 3,86 Prozent auf 13.325,94 Punkte gefallen. Europaweit konnte sich kein Aktienmarkt dem internationalen Sog entziehen. Der Euro-Stoxx-50 rutschte 7,31 Prozent auf 3.703,05 Zähler ab. An der Wall Street fand am Montag wegen des Martin Luther King-Tages kein Handel statt.

Keine Gnade für die Finanzwerte

Vor allem die Finanzwerte wurden gnadenlos abgestraft. Deutsche Bank-Aktien stürzten um 10,2 Prozent ab, Commerzbank um 10,1 Prozent und Hypo Real Estate gar um 18,5 Prozent. Die US-Hypothekenkrise scheint bei weitem nicht vorbei zu sein, immer wieder melden Kreditinstitute höhere Abschreibungen als erwartet. Erst in der Nacht auf Montag beschlossen die Eigentümer der WestLB in einer Krisensitzung, dem drittgrößten öffentlich-rechtlichen Geldinstitut mit zwei Milliarden Euro unter die Arme zu greifen, um den Fortbestand der Bank überhaupt gewährleisten zu können. Doch auch bei anderen Landesbanken gibt es Probleme. Auch der Landesbank Baden-Württemberg (LBBW) setzt die Immobilienkrise möglicherweise stärker zu als erwartet. Die größte deutsche Landesbank müsse Abschreibungen von 1,7 Milliarden Euro auf Kreditpapiere verkraften, berichtete der „Spiegel“.

US-Hypothekenkrise trifft nun auch China

Die US-Hypothekenkrise könnte auch ein führendes Finanzinstitut des kommunistischen Landes schwer treffen. Die Bank of China (BOC) werde für das vierte Quartal 2007 deutliche Abschreibungen vornehmen müssen, berichtete die „South China Morning Post“ unter Berufung auf Bankenkreise. Die BOC ist eine der vier größten staatlichen chinesischen Banken. Das könne den Gewinn der Bank für das Gesamtjahr aufzehren oder sogar zu einem Verlust führen. Ein Sprecher der Bank nahm zu dem Bericht nicht Stellung. Das Institut hatte sein Subprime-Portfolio im September auf 7,95 Milliarden Dollar von 9,65 Milliarden Dollar im August abgebaut.

Von den übrigen chinesischen Großbanken wie der Industrial and Commercial Bank of China (ICBC) sind noch keine Angaben zu möglichen Auswirkungen der US-Immobilienkrise vorhanden. Es darf jedoch davon ausgegangen werden, dass auch hier ein Engagement vorhanden ist. Insider des chinesischen Bankensystems sprechen auch schon lange von einer möglichen Kreditblase in Chinas Bankenlandschaft. Weiterhin dubiose Kreditvergaben und immer wieder durchsickernde Hiobsbotschaften über ein ungeahntes Ausmaß an faulen Krediten bei Banken wie der ICBC – man erinnere sich nur an den Ernst&Young-Bericht vom Mai 2006, der dem Konzern Non Performing Loans (NPLs oder faule Kredite) in Höhe von 900 Mrd. Dollar bescheinigte – könnten hier zu einem bösen Erwachen führen. Die Rücknahme des Berichtswurde in den Medien klar mit der Tätigkeit von Ernst & Young als Wirtschaftsprüfer der ICBC in Verbindung gebracht. Für Insider ist dies jedoch ein Zeichen dafür, dass die Zahlen hohen Wahrheitsgehalt besaßen… Doch von einer chinesischen Kredit-Krise wollen die ohnehin Albtraum-geplagten westlichen Analysten und Börsianer derzeit wenig hören – man hat so schon genug Sorgen.

Wie es weitergeht? Optimismus verbreiten derzeit nur wenige. Zu tief sitzen die immer neuen Horrormeldungen von der US-Hypothekenkrise und die Angst vor einer Rezession in der Verbraucher-getriebenen US-Wirtschaft. Die Märkte, die seit Jahresbeginn kaum einen Tag in der Gewinnzone beendet haben, dürften weiter nach unten gehen, so die mehrheitliche Meinung. Das große Zittern an den Weltbörsen dürfte also weitergehen.



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