Siemens bringt seine angeschlagene Kraftwerksparte Gas and Power an die Börse

Der Industriekonzern Siemens spaltet seine angeschlagene Kraftwerkssparte ab. Wie das Unternehmen am Dienstag mitteilte, soll Siemens Gas and Power an die Börse gebracht werden.
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Die wenig rentable Kraftwerkssparte von Siemens wird an die Börse gebracht.Foto: Martin Schutt/dpa
Epoch Times7. Mai 2019

Der Industriekonzern Siemens spaltet seine angeschlagene Kraftwerksparte ab. Wie das Unternehmen am Dienstag mitteilte, soll Siemens Gas and Power an die Börse gebracht werden. Das Geschäft umfasse die Aktivitäten in den Bereichen Öl und Gas, konventionelle Energieerzeugung und Energieübertragung. Außerdem soll der Siemens-Anteil an dem Windkraftwerke-Hersteller Siemens Gamesa an das neue Unternehmen gehen. Nach der Abspaltung soll die neue Firma 80.000 Mitarbeiter haben.

Die Kraftwerkssparte kämpft mit Überkapazitäten wegen der schwachen globalen Nachfrage nach großen Turbinen. Trotz eines 2017 beschlossenen Sparprogramms und neuer Großaufträge blieb die Sparte eines der Sorgenkinder des Vorstands.

Siemens will die Mehrheit an dem neuen Unternehmen an die eigenen Aktionäre abgeben. Allerdings will der Konzern auch langfristig Einfluss behalten. Deshalb soll der eigene Anteil anfänglich bei etwas weniger als 50 Prozent liegen und die Sperrminorität von 25 Prozent nicht unterschreiten.

„An die Stelle von Breite, Größe und Gleichschritt treten Fokus, Geschwindigkeit und Anpassungsfähigkeit“

Über die Abspaltung und spätere Börsennotierung sollen die Aktionäre auf einer außerordentlichen Hauptversammlung entscheiden, voraussichtlich im Juni 2020. Siemens-Chef Joe Kaeser erklärte, er wolle den Konzern schlanker aufstellen. „An die Stelle von Breite, Größe und Gleichschritt treten Fokus, Geschwindigkeit und Anpassungsfähigkeit.“

In den Wachstumsmärkten Automatisierung, industrielle Digitalisierung und intelligente Infrastruktur will Siemens deutlich zulegen. Im Infrastruktur-Geschäft sollen bis 2023 rund 6000 neue Stellen geschaffen werden. Im Bereich der industriellen Digitalisierung will Siemens 7000 neue Arbeitsplätze aufbauen. In der zentralen Verwaltung sollen hingegen 2500 der 12.500 Stellen „sozialverträglich“ gestrichen werden.

Durch den Konzernumbau sollen die Kosten bis 2023 um 2,2 Milliarden Euro gesenkt werden. Aufsichtsratschef Jim Hagemann Snabe sicherte Kaeser ebenso seine Unterstützung zu wie die Vorsitzende des Gesamtbetriebsrates, Birgit Steinborn.

Kraftwerkssparte von Siemens ist die unrentabelste von allen

Im jüngsten Geschäftsjahr, das am 30. September 2018 endete, hatte Siemens einen Umsatz von 83,0 Milliarden Euro und einen Gewinn nach Steuern von 6,1 Milliarden Euro erwirtschaftet. Die Kraftwerkssparte steuerte bei einem Umsatz von 12,4 Milliarden Euro nur 0,4 Milliarden Euro Gewinn bei und war damit die unprofitabelste Einheit des Konzerns. Ende September 2018 hatte das Unternehmen weltweit rund 379.000 Beschäftigte – 44.000 davon bei Power and Gas.

Der Konzern befindet sich schon seit Jahren auf einem Kurs der Verschlankung. Erst vergangenes Jahr brachte Kaeser die Gesundheitssparte Healthineers an die Börse und gliederte die Zugsparte aus. Diese sollte eigentlich mit dem französischen Konkurrenten Alstom fusionieren, was die EU-Kommission aus jedoch wegen Wettbewerbsbedenken verhinderte. Zuvor hatte sich der Konzern bereits aus der Produktion von Haushaltsgeräten, Leuchten, Computern, Mobiltelefonen und Halbleitern zurückgezogen. (afp)



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