Business Insider: E-Auto-Prämie für deutsche Hersteller mehr Trauma als Traum
Weder Mehrwertsteuersenkung noch E-Auto-Prämie würden in den von Kurzarbeit bedrohten Werken deutscher Automobilhersteller eine einzige Stunde Kurzarbeit einsparen. „Das Trauma Abwrackprämie holt deutsche Autobauer ein: Auch von der E-Prämie profitieren zu einem großen Teil Konkurrenten im Ausland“, titelte das Wirtschaftsmagazin „Business Insider“ Ende August.
In der jüngsten Krise setzt die Bundesregierung nicht auf einen allgemeinen Kaufanreiz, sondern gibt gleichzeitig ein Klima-politisches Statement ab: Wenn schon neu, dann bitte (teil-)elektrisch. Gerade diesen Bereich der Motorenpalette decken die deutschen Automobilbauer weniger ab als ausländische Marken. Das spiegelt sich laut Bundesamt für Wirtschaft und Ausfuhrkontrolle auch in den Zahlen der Förderanträge wider.
„Eigentor Abwrackprämie“
Während 2009 nach Angaben des CAR-Instituts VW 193.000 Autos mehr verkaufte, steht Volkswagen nun trotz ID.3, E-Golf und E-Up! auf der Seite der Verlierer. Insgesamt seien bisher etwa 235.000 Anträge eingegangen. Am beliebtesten bei den Deutschen Antragstellern zeigen sich der Renault Zoe sowie der Nissan Leaf. Auch Teslas „Volkswagen“ Model 3 findet sich unter den Top 5. Deutsche (Premium-)Hersteller sucht man vergeblich – sowohl 2009 als auch 2020.
Laut Berechnung der CAR-Experten hätten Mercedes, BMW und Audi ohne Abwrackprämie knapp 60.000 Autos mehr verkauft. Der Marktanteil der drei ur-deutschen Hersteller sank infolge der Kaufanreize für „ausländische Billigautos“ von 62 Prozent auf unter 58 Prozent. Das entspricht einem Verlust von knapp zwei Millionen Kunden. Ein „klassisches Eigentor“, zitiert Business Insider den Autoexperten Ferdinand Dudenhöffer.
Stefan Randak, Leiter der Fachgruppe Fahrzeuge beim Beratungsunternehmen Atreus, spricht nicht von einem Eigentor, sieht den Sinn und Zweck der E-Auto-Prämie jedoch verfehlt. „Für die deutsche Automobilindustrie bringt [die Corona-Hilfe] nahezu nichts“, sagte er im „Manager-Magazin“.
Soll die Automobilindustrie zielgerichtet gefördert werden, um möglichst viele Arbeitsplätze zu erhalten, müssen die Prioritäten anders gesetzt werden.“
Deutsche E-Autos nicht kostendeckend
Den Corona-bedingten Stillstand der Gesellschaft bekommt die KFZ-Wirtschaft doppelt zu spüren. Durch die Schließung der KFZ-Behörden sanken die Zulassungszahlen im ersten Halbjahr deutlich. Bis Ende Juli wurden etwa 30 Prozent weniger Fahrzeuge – ungefähr 1,5 Millionen Fahrzeuge – neu zugelassen. In den Monaten März, April und Mai waren es sogar bis zu 60 Prozent weniger als im Vorjahreszeitraum.
Während die Hersteller zu Beginn der Krise noch produzieren konnten, müssten Kunden jetzt lange Wartezeiten in Kauf nehmen – oder den Hersteller wechseln.
Auch zehn Jahre nach der Abwrackprämie beruht das Hauptgeschäft deutscher Hersteller auf Verbrennungsmotoren. Sowohl Benzin- als auch Dieselmotoren haben sich in den letzten Jahren spürbar entwickelt und sind sauberer geworden. An die per Definition bereinigten E-Autos kommen aber auch neueste Diesel- oder Gasmotoren nicht heran – und fallen somit aus der Förderung. Ein Versuch der Autolobby, die jüngste Förderung auf das Spezialgebiet der Deutschen – die vermutlich saubersten Verbrennungsmotoren der Welt – auszuweiten, scheiterte.
Bezüglich E-Mobilität müssten sowohl die deutschen Autofahrer als auch -hersteller „dazulernen“. E-Autos gelten noch immer als unpraktisch – und sind deutlich teurer als Verbrenner. Für Kunden und Hersteller. So bestätigte Volkswagen-Chef Herbert Diess laut Insiderinformationen dass, die Verkaufszahlen der elektrischen VW-Modelle noch nicht einmal die angefallenen Kosten decken könnten.
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