Corona lässt Milchpreise sinken

Die Corona-Krise bringt den Milchmarkt durcheinander - Supermärkte kämpfen mit Rekordnachfrage, gleichzeitig brechen an den internationalen Agrarmärkten die Preise für Milcherzeugnisse ein. Was ist los?
Titelbild
Symbolbild - Frau blickt fragwürdig auf Milchpackung.Foto: iStock
Epoch Times26. März 2020

Die Corona-Krise führt zu Verwerfungen auf dem Milchmarkt. Während die Molkereien Mühe haben, die stark gestiegene Nachfrage in den Supermärkten zu bedienen, stottert der Export, das Geschäft mit der Gastronomie. Die gewerblichen Kunden sind weitgehend zum Erliegen gekommen.

Auf die Milchbauern kommen deswegen sinkende Preise zu, obwohl die Bürger derzeit rekordverdächtige Mengen an Milch und Milchprodukten kaufen, wie in der Branche berichtet wird. „Wir haben eine extreme Änderung der Warenströme innerhalb sehr kurzer Zeit“, sagte Hans-Jürgen Seufferlein, der Direktor des Verbands der Milcherzeuger Bayern.

„Die Aufträge seitens des Lebensmitteleinzelhandels (im Inland) sind aktuell doppelt so hoch wie in einer ‚normalen‘ Woche um diese Zeit“, sagte Oliver Bartelt, der Sprecher des Deutschen Milchkontors (DMK) in Bremen, der größten deutschen Molkereigenossenschaft.

Die Kunden kaufen demnach vor allem haltbare Milch und Sahne sowie Butter und Käse. „Alle weiteren Segmente verzeichnen aber ebenfalls deutliche Anstiege – teilweise wird die dreifache Wochenmenge bestellt“, sagte Bartelt. Die aktuelle Liefermenge bei DMK liegt demnach derzeit 40 Prozent über Durchschnitt.

Gastronomie

Doch die Gastronomie kauft deutschlandweit quasi nichts mehr, und der Verkauf ins Ausland ist derzeit ebenfalls sehr schwierig. „Molkereien mit starkem Exportanteil stehen an den Grenzen, und Spediteure sind deutlich länger unterwegs“, sagte Markus Drexler, der Sprecher des Bayerischen Bauernverbands.

Die Molkereien haben zwar genug Milch, aber nicht alle können komplett ausliefern. „Bei Verpackungen gibt’s wirklich ein Problem“, sagte Seufferlein vom Verband der bayerischen Milcherzeuger. Denn Gastronomie-Großpackungen sind für den Einzelhandel ungeeignet: Fünf- oder Zehn-Liter-Milchtüten würde wohl kaum ein Verbraucher nach Hause schleppen. Große Betriebe wie das Milchkontor wissen sich zu helfen, aber kleineren Molkereien fehlt der Maschinenpark, um die Produktion in kurzer Zeit komplett auf den Einzelhandel zu konzentrieren.

Je nach Kundschaft stehen die Molkereien so vor ganz unterschiedlichen Herausforderungen. Manche Betriebe können die Nachfrage kaum bedienen. Doch in Molkereien, die einen Großteil ihrer Produktion an Gastronomie und Gewerbe verkaufen, geht die Existenzangst um.

Für die leidgewohnten Milchbauern sind das keine guten Nachrichten. Mit Ausnahme von Obst und Gemüse ist Deutschland ein Nettoexporteur vieler Agrarprodukte, insbesondere von Butter, Käse und Milch. Das bedeutet, dass im Inland mehr produziert als verbraucht wird.

Doch die internationalen Warenströme sind derzeit stark gestört. In China – das auf Lebensmitteleinfuhren dringend angewiesen ist – sind die Lebensmittelpreise innerhalb eines Monats um 20 Prozent gestiegen, wie die Pekinger Statistikbehörde Anfang der Woche mitteilte.

An den internationalen Terminbörsen für Agrarprodukte aber sinken derzeit die Preise, weil Exportware nach Übersee kaum noch verschifft werden kann. Das werden die Landwirte in Deutschland über kurz oder lang zu spüren bekommen: „Was die Milchbäuerinnen und Milchbauern auf sich zukommen sehen, sind massive Preisrückgänge“, sagte Hans Foldenauer, der Sprecher des Bunds deutscher Milchviehhalter.

Das Verhältnis zwischen Milchbauern, Molkereien und Einzelhandel ist ohnehin gestört, weil die Bauern am stärksten unter dem Preisdruck leiden. Die Milchviehhalter fordern deshalb eine Begrenzung der Milchproduktion, damit die Preise nicht in den Keller rauschen. (dpa)



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