Deutsche Großkonzerne investieren über 500 Millionen Dollar in das KI-Start-up Aleph Alpha

Eine Investitionsspritze soll das deutsche KI-Start-up Aleph Alpha fit machen für den Wettbewerb mit OpenAI und Großkonzernen wie Microsoft und Google. Das Heidelberger Start-up für Künstliche Intelligenz hat mehr als 500 Millionen Dollar von einem Konsortium aus Industriegiganten und Finanzinvestoren eingesammelt. „KI Made in Germany“ — kann das funktionieren?
Seit dem Start des Chatbots ChatGPT im vergangenen November ist KI in aller Munde.
Deutsche Konkurrenz für Chatbot ChatGPT?Foto: Karl-Josef Hildenbrand/dpa/Illustration
Von 15. November 2023

Die Rekordfinanzierung von über 500 Millionen US-Dollar für das Heidelberger KI-Start-up Aleph Alpha stellt nicht nur einen bedeutenden Meilenstein dar, sondern wird auch als strategische Investition in die Unabhängigkeit der deutschen Wirtschaft interpretiert. Schwarz, Bosch und HPE reihen sich in die Liste der Unternehmensinvestoren ein.

Deutsche Antwort auf ChatGPT

Entsprechend wurde die Finanzierungsrunde inszeniert, sogar Bundeswirtschaftsminister Robert Habeck trat neben Gründer Jonas Andrulis und den Investoren bei der Pressekonferenz auf. Das gab es bislang noch nicht bei einem deutschen Start-up und kann somit getrost als symbolischer Akt der Unterstreichung der Wichtigkeit gesehen werden, einen europäischen Konkurrenten zu den großen Sprachbots von Open AI und Google aufzubauen.

Aleph-Alpha-Gründer Jonas Andrulis kam 2019 aus dem Silicon Valley zurück, wo er für Apple gearbeitet hatte, und gründete zusammen mit Samuel Winbach das Start-up. Aktuell hat die Firma 60 Mitarbeiter.

Halbe Milliarde für Sprach-KI Luminous

Denn Aleph Alpha will durch seine Sprach-KI Luminous Hoffnungsträger für eine „Made in Germany“-KI werden. Der entscheidende Unterschied zur Konkurrenz aus dem Silicon Valley: Die Server befinden sich in Bayern, was die Möglichkeit eröffnet, unabhängig von den gängigen US-Anbietern zu operieren. Die deutsche Antwort von Aleph Alpha auf die Silicon-Valley-Sprachbots verspricht Datenschutz und Sicherheit nach europäischen Standards, im Gegensatz zu beispielsweise ChatGPT.

Die Motivation der Investoren liegt in strategischen Überlegungen begründet. Künstliche Intelligenz gilt als Schlüsseltechnologie für wettbewerbsfähige Wirtschaft, doch das Misstrauen gegenüber US-Anbietern wie OpenAI, Microsoft oder Google ist groß.

Sensible Daten sollen im Lande bleiben

Das zeigt auch der inzwischen zurückhaltende Umgang mit ChatGPT: Viele Dax-Konzerne haben die Sprach-KI des amerikanischen Anbieters OpenAI wieder aus ihren Büros verbannt – offenbar aus Sorge darum, dass sensible Daten abgeschöpft werden. Im Gegensatz zu ChatGPT soll die „Arbeitsweise“ der neuen deutschen Sprach-KI zudem nachvollziehbar und transparent sein.

Die Finanzierungsrunde mit über 500 Millionen US-Dollar ist bereits jetzt eine der größten in Deutschland für das Jahr 2023. Es beteiligten sich fast ausschließlich deutsche Unternehmen, darunter die Schwarz Gruppe (Lidl, Kaufland), Bosch, SAP, Burda und Christ&Company Consulting. Einziger ausländischer Investor war Hewlett Packard.

Aleph Alpha knüpft strategische Allianzen mit Investoren wie seinem größten Geldgeber, der Schwarz Gruppe, die sich zunehmend als Digitalunternehmen positionieren möchte.

Der Neckarsulmer Konzern strebt die Transformation vom Handelsriesen zum Digitalunternehmen an. Inzwischen gibt es mit Schwarz Digits eine eigene Sparte, die Cloud- und Cybersecurity-Lösungen für Industrie und Mittelstand anbieten will. Aber auch innerhalb der unterschiedlichen Bereiche innerhalb des Konzerns wie Verwaltung und in den Handelsprozessen soll mit KI optimiert werden.

Lösungen und Perspektiven für Mittelstand und Industrie

Mit Investor Bosch arbeitet das Start-up Aleph Alpha bereits an einem eigenen Chatbot, BoschGPT, der auf der hauseigenen Wissensdatenbank basiert und Mitarbeitern bei Fragen weiterhelfen soll.

Perspektivisch soll die Aleph-Alphas-KI Industriedaten des Mittelstands nutzen, um Effizienzen zu steigern oder sogar neue Produkte mit den Partnern zu entwickeln. Ein großer Wettbewerbsvorteil, denn die dafür zugrunde liegenden Daten sind nur von den Firmen selbst zu bekommen und nicht einfach aus dem Internet zu ziehen.

Trotz dieser vielversprechenden Entwicklungen stellt sich die Frage, ob die Finanzierung von 500 Millionen US-Dollar ausreicht, um im internationalen Wettbewerb mit den großen Playern wie Microsoft und Google zu bestehen. Microsoft investierte dieses Jahr allein 10 Milliarden Dollar in OpenAI, das Unternehmen, das ChatGPT gestartet hat. Die Diskrepanz zu den finanziellen Ressourcen der amerikanischen Konkurrenz ist also erheblich. Aleph Alpha führt Effizienz ins Feld als Ausgleich für den materiellen Nachteil.



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