Düstere Aussichten für Deutschland: Wirtschaft stärker betroffen als angenommen

Deutschlands Wirtschaftslage zeigt sich düsterer als erwartet, wie das Institut der deutschen Wirtschaft (IW) in seinem neuesten Konjunkturbericht verdeutlicht. Steigende Arbeitslosenzahlen und verminderte Investitionen vertiefen die Sorgen weiter.
Die deutsche Wirtschaft wird nach Einschätzung des Ifo-Instituts dieses Jahr um 0,4 Prozent schrumpfen.
Die Wirtschaftskrise bekommt im Moment vor allem die Baubranche kräftig zu spüren.Foto: Christophe Gateau/dpa
Von 31. August 2023

Das Institut der deutschen Wirtschaft (IW) geht in ihrem jüngst veröffentlichten Konjunkturbericht in diesem Jahr von einem Rückgang des Bruttosozialprodukts (BIP) um 0,5 Prozent aus.

Die neueste Prognose deckt sich mit den Einschätzungen anderer Wirtschaftsinstitute in den letzten Wochen. So hat das Kieler Institut für Weltwirtschaft (IfW) im Juni seine Prognose veröffentlicht. Das Institut ging damals von 0,3 Prozent Rückgang des BIP aus.

IW sieht Wirtschaft tiefer in den Keller gehen als andere Institute

Der Internationale Währungsfonds (IWF), hatte Ende Juli ebenfalls prognostiziert, dass die deutsche Wirtschaft in diesem Jahr schrumpfen wird. Nach damaliger Einschätzung des Währungsfonds wird die Wirtschaft in Deutschland in diesem Jahr um 0,3 Prozent schrumpfen. Die Analysten gaben sich damals deutlich pessimistischer als im April: Damals prognostizierte der Fond noch ein Minus von 0,1 Prozent.

Die Prognosen des IW sind nun noch einmal deutlich nach unten analysiert worden. Dass es mit der Wirtschaft vermutlich noch einmal tiefer in den Keller geht als angenommen, erklären die IW-Experten mit einer „Schockstarre“, in der sich die deutsche Wirtschaft im Moment befinde. Gerade deutsche Unternehmen seien besonders von den globalen Schwankungen betroffen und bekommen daher die momentanen weltweiten Probleme umso härter in diesem Jahr zu spüren. Vor allem hohe Zinsen, teure Energie und der schwache Export wirken sich im Moment geradezu lähmend auf das Wirtschaftswachstum aus.

Zwar sei die Inflation in Deutschland seit Anfang des Jahres zurückgegangen. Trotzdem verharre sie seit Monaten auf hohem Niveau, heißt es im Bericht weiter. Die Menschen gäben daher in diesem Jahr weniger Geld aus, auch trotz beachtlicher Lohnsteigerungen.

Doch nicht nur die Verbraucher sind in ihrem Konsum in Moment zurückhaltend. Aufgrund gestiegener Produktionskosten und hoher Zinsen, so die Einschätzung der Experten, sind Investitionen für Unternehmen erheblich unattraktiver geworden. Dies bekomme im Moment vor allem die Bauindustrie zu spüren. Dort gingen die Investitionen in diesem Jahr voraussichtlich um drei Prozent zurück.

Anstieg der Arbeitslosenzahlen

Das Wirtschaftsinstitut rechnet mit einem Anstieg der Arbeitslosigkeit. Denn, „wo weniger produziert und investiert wird, werden auch weniger Arbeitsplätze gebraucht.“ Daher dürften Unternehmen in diesem Jahr sehr zurückhaltend mit Stellenausschreibungen sein.

Im Jahresdurchschnitt erwartet das Institut 2,58 Millionen Arbeitslose. Das wären 160.000 mehr als im Vorjahr. Die Arbeitslosenquote stiege damit auf gut, 5,5 Prozent. Das wirtschaftsnahe Institut erwartet zwar keine größeren Massenentlassungen, aber die Arbeitslosen hätten es zunehmend schwer, einen neuen Arbeitsplatz zu finden.

Die heute vorgelegten Arbeitslosenzahlen der Bundesagentur für Arbeit (BA) bestätigen die Einschätzungen des Instituts der deutschen Wirtschaft. So sind die Arbeitslosenzahlen im August gestiegen.

„Die Sommerpause und die schwache Konjunktur hinterlassen ihre Spuren auf dem Arbeitsmarkt“, sagte die Vorstandsvorsitzende der BA, Andrea Nahles, am Donnerstag in Nürnberg.

Nach Angaben der Arbeitsagentur gab es im August in Deutschland 2,696 Millionen Arbeitslose. Das seien 79.000 mehr Menschen als im Juli und 148.000 als im Vorjahresvergleich. Die Arbeitslosenquote liegt demnach im August bei 5,8 Prozent und ist im Vormonatsvergleich um 0,1 Prozent gestiegen. Dennoch befinde sich, laut Andrea Nahles, der Arbeitsmarkt weiterhin in einer „soliden Grundverfassung.“

„Die Regierung muss dringend aktiv werden, um diese Wirtschaftsflaute zu beenden“, sagt IW-Konjunkturexperte Prof. Dr. Michael Grömling. Niedrigere Steuerbelastungen und eine attraktive und unbürokratische Förderung von Innovationen und Investitionen würden den Unternehmen helfen, mit den gegenwärtigen Schocks besser zurechtzukommen, resümiert Grömling.



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