„Grundlegende Umgestaltung der Finanzwelt“ – BlackRock drängt auf Nachhaltigkeit und droht Unternehmen

"Unternehmen, Anleger und Regierungen müssen sich ... auf eine beträchtliche Umschichtung von Kapital vorbereiten", schreibt Larry Fink in seinem diesjährigen Brief an die Konzernchefs. BlackRock trennt sich von Anlagen, "die ein erhebliches Nachhaltigkeitsrisiko darstellen, wie zum Beispiel Wertpapiere von Kohleproduzenten."
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Der Eingang zum Gebäude von Vermögensverwalter BlackRock in New York.Foto: Justin Lane/EPA/Illustration/dpa
Von 15. Januar 2020

„Jede Regierung, jedes Unternehmen und jeder Anleger muss sich mit dem Klimawandel auseinandersetzen“, fordert BlackRock-Chef Larry Fink in seinem jährlichen Brief an die Konzernchefs weltweit am Dienstag. BlackRock ist weltweit an mehr als 15.000 Unternehmen und Konzernen beteiligt. In Deutschland hat BlackRock allein Anteile an allen 30 Dax-Konzernen im Gesamtwert von 59 Milliarden Euro. Bei acht dieser Unternehmen ist der Vermögensverwalter Blackrock der größte Einzelaktionär, darunter der Allianz, Bayer, E.on, ProSieben, Merck und MunichRe.

Der diesjährige Brief trägt den Titel „Eine grundlegende Umgestaltung der Finanzwelt“ und hat einiges Gewicht. So müssten sich Unternehmen, Anleger und Regierungen mit dem Klimawandel auch finanziell auseinandersetzen:

Selbst wenn nur ein Bruchteil der prognostizierten Auswirkungen tatsächlich eintritt, haben wir es hier mit einer grundlegenderen, langfristigen Krise zu tun. Unternehmen, Anleger und Regierungen müssen sich daher auf eine beträchtliche Umschichtung von Kapital vorbereiten.“

Die Anleger würden durch zunehmende Klimarisiken gezwungen, ihre zentralen Annahmen zur Wirtschaft und Finanzwirtschaft zu überdenken. Das Klimarisiko sei ein Anlagerisiko, welches zu einer grundlegenden Neubewertung von Risiken und Vermögenswerten führt: „Schon bald – und früher als von den meisten erwartet – wird es zu einer erheblichen Umverteilung von Kapital kommen.“

BlackRock habe als Treuhändler des Kundenvermögens die Aufgabe, sie bei dieser Entwicklung zu unterstützen: „Wir sind überzeugt, dass nachhaltige und klimabewusste Portfolios Anlegern bessere risikobereinigte Renditen bieten können“, schreibt Fink. „Und da Nachhaltigkeit die Anlagerenditen immer stärker beeinflusst, glauben wir, dass nachhaltiges Investieren das beste Fundament für die Portfolios unserer Kunden ist.“

BlackRock will sich von Wertpapieren von Kohleproduzenten trennen

Nachhaltigkeit ist daher künftig eine wichtige Position in den Standards für Investitionen von BlackRock:

„Künftig werden wir Nachhaltigkeit zu einem wesentlichen Bestandteil unserer Portfoliokonstruktion und unseres Risikomanagements machen“, schreibt Fink. Und:

Wir werden uns von Anlagen trennen, die ein erhebliches Nachhaltigkeitsrisiko darstellen, wie zum Beispiel Wertpapiere von Kohleproduzenten. Wir werden neue Anlageprodukte auf den Markt bringen, die Investments in fossile Brennstoffe ausschließen, und uns bei unseren Investment-Stewardship-Aktivitäten noch stärker für Nachhaltigkeit und Transparenz einsetzen.“

Offenlegung von Risiken der Unternehmen in puncto Nachhaltigkeit

BlackRock hat, um den Übergang der Energiewende zu gestalten, zusammen mit Anderen den Arbeitskreis für klimabezogene Finanzinformationen (Task Force on Climate-related Financial Disclosures, TCFD) ins Leben gerufen. Der Vermögensverwalter unterstützt die „UN-Prinzipien für verantwortungsbewusstes Investieren“ sowie die Erklärung des Vatikans (in der sich der Papst für eine CO2-Bepreisungsordnung aussprach).

Gemeinsam mit Frankreich, Deutschland und globalen Stiftungen entstand im Hause BlackRock die „Climate Finance Partnership“ als eine von mehreren öffentlich-privaten Partnerschaften. Ziel ist, die Finanzierungsmechanismen von Infrastrukturinvestitionen – beispielsweise für Städte – zu verbessern. Straßen und Kanalisation seien neuen Wetterbedingungen nicht unbedingt gewachsen und müssten sich verändern.

Seit einiger Zeit, so Larry Fink, setzt sich BlackRock für Offenlegungspflichten der Unternehmen ein. Diese Forderungen sollen verstärkt werden:

Angesichts der wachsenden nachhaltigkeitsbezogenen Anlagerisiken sind wir zunehmend geneigt, Vorständen und Aufsichtsräten unsere Zustimmung zu verweigern, wenn ihre Unternehmen bei der Offenlegung von Nachhaltigkeitsinformationen und den ihnen zugrunde liegenden Geschäftspraktiken und -plänen keine ausreichenden Fortschritte machen“, schreibt er.

Und:

Wenn wir der Meinung sind, dass Unternehmen und ihre Führungsgremien keine aussagekräftigen Nachhaltigkeitsinformationen bereitstellen beziehungsweise kein Rahmenwerk für den Umgang mit diesen Themen implementieren, werden wir die Unternehmensführung dafür zur Rechenschaft ziehen“.

Nachhaltigkeit als neuer Standard

Um die Wertigkeit der Nachhaltigkeit bei Anlagen durchzusetzen sind neue Fonds geplant. Bis Ende 2020 sollen alle aktiven Portfolios und Mandatsstrategien Umwelt-, Sozial- und Governance-Faktoren (ESG) umfassend integrieren. Finanzmanager sind dafür verantwortlich, die ESG-Risiken in ihre Portfolios einzubeziehen und zu berücksichtigen.

In Zuge dessen sollen börsennotierte Wertpapiere von Unternehmen, die mehr als 25 Prozent ihrer Umsätze in der Kohleproduktion erwirtschaften, bis Mitte 2020 aus diskretionären aktiven Anlageportfolios eliminiert werden.

BlackRock entwickelt seine eigenen Analysetools in der Risikomanagement- und Investment-Plattform „Aladdin“. Vor allem das ESG-Rating, welches die Umweltfreundlichkeit bewertet (E=Environment), die soziale Verträglichkeit (S= Social) und die Unternehmensführung (G=Corperate Governance) von Unternehmen wird künftig eine Rolle spielen. Neue Erkenntnisse, wie beispielsweise die aus dem Carbon-Beta-Modell Stresstest anhand verschiedener CO2-Preisszenarien, werden in „Aladdin“ eingespeist.

Das Ziel ist, dass in nachhaltigen Anlagen verwaltete Vermögen bis 2030 zu verzehnfachen – von heute 90 Milliarden US-Dollar auf über eine Billion US-Dollar.

Der Brief von Larry Fink (hier der Link zum vollständigen Text) hat einiges Gewicht. Im Jahr 2017 verwaltete BlackRock ein Vermögen von über fünf Billionen US-Dollar, im dritten Quartal 2018 führte BlackRock bereits ein Vermögen in Höhe von 6,44 Billionen US-Dollar – das entspricht dem zwanzigfachen Haushalt Deutschlands.



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