Der Schifffahrt drohen Probleme
Mehr als 75 Prozent der Schiffe werden ab 2023 den ESG-Index, also die für die Finanzierung des Schiffsverkehrs wichtigen Kriterien zu Environmental, Social, Governance (Umwelt, Soziales und Unternehmensführung), nicht erfüllen. Darauf macht das Schifffahrtsportal „gCaptain“ aufmerksam.
Die Internationale Schifffahrtsorganisation (IMO) verlangt ab nächstem Jahr, dass Schiffe ihre jährliche Kohlenstoffintensität auf Grundlage der Emissionen für die beförderte Fracht berechnen. Sie müssen zudem im Rahmen der Dekarbonisierung nachweisen, dass die Emissionen schrittweise abnehmen. Die IMO-Regeln werden durch die Environmental-, Social- und Governance-Kritierien mitbestimmt und angetrieben. Die IMO ist eine Sonderorganisation der UN.
Langsam fahren
Eine bessere Effizienz könnte durch neue umweltfreundlichere Schiffe erreicht werden. Um- und Aufrüstungen, der Umstieg auf andere Kraftstoffe wie LNG (verflüssigtes Erdgas) oder eine Halbierung der Reisegeschwindigkeit wären ebenfalls hilfreich. Wenn Schiffe langsamer fahren, sinkt der Kraftstoffverbrauch und damit die Emissionen. Derzeit können nur fünf Prozent aller Schiffe mit Alternativen zu Heizöl betrieben werden.
„Ihnen wird im Grunde gesagt, dass sie entweder das Schiff verbessern oder langsamer fahren sollen“, erklärt Jan Dielemann. Er ist Präsident von Cargill Ocean Transportation. Die Frachtabteilung des Rohstoffhandelshauses Cargill ist einer der weltgrößten Getreidetransporteure und vermietet mehr als 600 Schiffe, die hauptsächlich Lebensmittel und Energieprodukte befördern.
Fahren viele Schiffe langsamer, dann ist zu erwarten, dass die weltweite Flotte und damit der Welthandel erneut stockt. Es droht eine massive Reduzierung der Kapazität.
„Niemand berechnet den Preis für einen guten ESG-Score in Bezug auf Menschenleben“, zitieren die Experten von „gCaptain“ einen globalen Sicherheitsanalysten. Dieser möchte anonym bleiben. „Die Frage ist nicht mehr, ob Menschen aufgrund von IMO-Dekarbonisierungszielen verhungern werden. Die Frage ist, wie viele?“
Viele Besitzer von Tankern zögern wegen den ESG-Regeln, mehr Schiffe zu bauen. Die Anzahl der Rohöl- und Produkttanker schrumpft. Es mangelt bereits jetzt an Schiffen, um beispielsweise die aktuelle Nachfrage nach landwirtschaftlichen Gütern zu decken.
Ratings mit Dominoeffekt
Die Dekabonisierungsziele betreffen alle Schiffe, einschließlich Massengutfrachter, Tanker und Containerschiffe. Die neuen Vorgaben beinhalten, dass die Schiffe ihren Energieeffizienz-Index (EEXI, Energy Efficiency Existing Ship Index) nach technischen Mitteln berechnen müssen, um die Energieeffizienz zu verbessern. Sie sollen unter anderem einen jährlichen CO₂-Intensitätsindikator festlegen.
Dabei wird die Emission von Treibhausgasen mit der Menge der beförderten Ladung und der zurückgelegten Strecke verknüpft. In den Index fließen unter anderem die Geschwindigkeit und die Frachtkapazität ein. Alles wird in einer numerischen Punktzahl erfasst, je höher die Punktzahl, desto energieeffizienter das Schiff.
Schiffe, die entsprechend ihrer Energieeffizienz in die besseren Klassen A oder B eingestuft sind, sollen von Verwaltungen und Hafenbehörden bevorzugt werden. Diejenigen, die in drei aufeinanderfolgenden Jahren in D oder E, den schlechtesten Klassen, eingestuft wurden, müssen Maßnahmenpläne vorlegen, wie sie einen besseren Index (C oder höher) erreichen können.
Die Ratings haben einen Dominoeffekt. Im Jahr 2019 verpflichtete sich eine Gruppe von Banken, mit den sogenannten „Poseidon-Prinzipien“ die CO₂-Emissionen bei der Kreditvergabe an Reedereien in Betracht zu ziehen und zu senken. 28 Banken haben sich bereits angeschlossen, Versicherungen werden nachziehen. Reedereien werden für etwa 2,5 Prozent der weltweiten Kohlenstoffemissionen verantwortlich gemacht.
Dieser Artikel erschien zuerst in der Epoch Times Wochenzeitung, Ausgabe Nr. 55, vom 30. Juli 2022.
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