Export in Gefahr: Afrikanische Schweinepest kommt Deutschland immer näher
Nach dem Nachweis der Afrikanischen Schweinepest (ASP) bei toten Wildschweinen in einer an Deutschland grenzenden Region Polens ruft der Jagdverband DJV zu höchster Wachsamkeit auf.
„Es ist extrem wichtig, dass Landwirte, Forstwirte, Jäger und Spaziergänger verdächtige Kadaver sowie Tiere mit Blut an Haut oder Schnauze sofort melden“, betonte Torsten Reinwald vom Deutschen Jagdverband.
Aufmerksamkeit sei dabei nicht nur in Brandenburg und den anderen wildschweinreichen Ost-Bundesländern geboten. „Wir wissen nicht, wo das Virus in Deutschland zuschlagen wird“, sagte er. „Es ist aber keine Frage des Ob, sondern nur noch eine des Wann.“
Die Afrikanische Schweinepest war zunächst bei einem Wildschwein festgestellt worden, das am 4. November zwischen den polnischen Ortschaften Nowa Sol und Slawa im Kreis Wschowski gefunden wurde. Anschließend wurden in dem Gebiet weitere tote Tiere entdeckt.
Polen gehört in Europa neben Rumänien, Ungarn und dem Baltikum zu den besonders von ASP betroffenen Regionen, bisher lagen die Ausbruchsherde aber deutlich weiter von der Grenze zu Deutschland entfernt.
DBV in großer Sorge
Es müsse alles dafür getan werden, das Einschleppen der Afrikanischen Schweinepest zu verhindern, betonte Bernhard Krüsken, Generalsekretär des Deutschen Bauernverbandes (DBV). „Wir sind in großer Sorge.“
Die Schweinehalter hätten zwar umfangreiche Biosicherheits-Maßnahmen ergriffen, bereits ein Nachweis bei einem Wildschwein werde aber wegen der damit verbunden Exportbeschränkungen „massive wirtschaftliche Konsequenzen“ haben.
Ab dem ersten Nachweis der ASP bei einem Wild- oder Hausschwein in Deutschland sei der Export in Länder außerhalb der EU nicht mehr möglich, da die Bedingungen der meisten Veterinärzertifikate nicht mehr erfüllt würden, heißt es vom Bauernverband. „Dieser Export ist wichtig, da dorthin vor allem die Teile vom Schwein gehen, die der deutsche Verbraucher nicht verzehrt, wie Pfötchen, Fette oder Specke.“
Anfassen oder gar transportieren solle man tote oder erkrankte Schweine auf keinen Fall, warnte DJV-Experte Reinwald. „Die Körperflüssigkeiten sind hochinfektiös“, betonte er mit Blick auf die Übertragungsgefahr von Schwein zu Schwein. Zudem habe sich gezeigt, dass das Virus in dem Schlamm, der sich in Radkästen sammle, 100 Tage überleben könne.
Das Knochenmark infizierter Tiere, die im Baltikum vergraben wurden, habe auch nach einem harten Winter noch lebende, infektiöse Erreger enthalten, an denen sich weitere Wildschweine ansteckten. Für den Menschen sind die Viren ungefährlich.
Es sei wahnsinnig schwer, den Erreger wieder loszuwerden, wenn er erst einmal eingeschleppt sei. „Wir haben nur eine Chance, wenn wir einen Seuchenherd frühzeitig erkennen“, betonte Reinwald. In Belgien seien seit dem ersten Nachweis Ende 2018 inzwischen mehr als 800 weitere Fälle bei Wildschweinen erfasst worden.
Als einzigem der in Europa betroffenen Länder sei es bisher Tschechien gelungen, Ausbruchsherde hermetisch abzuriegeln und die Seuche wieder loszuwerden, sagte Reinwald.
Von Polen aus über die Oder nach Deutschland zu kommen, stelle für Wildschweine keinerlei Schwierigkeit dar, so Reinwald. „Das sind sehr gute Schwimmer.“
Tod tritt schon nach 48 Stunden ein
Allerdings seien infizierte Tiere rasch geschwächt und einige schon nach 48 Stunden tot – weite Strecken legten sie selten noch zurück. „Die Schuld an neuen Seuchenherden hat meist nicht das Wildschwein, sondern der Mensch.“
Über weggeworfene Brote mit Wurst, die aus infizierten Haus- oder Wildschweinen hergestellt wurde, reise der Erreger vor allem entlang der Transitstrecken. „Auch Räuchern macht dem Virus nichts aus.“
Die Risikobewertung des zuständigen Friedrich-Loeffler-Instituts (FLI) in Greifswald blieb nach den Nachweisen in Polen zunächst unverändert. Die Gefahr einer Einschleppung der Seuche nach Deutschland durch den Menschen oder infizierte Tiere werde weiter als hoch eingeschätzt, sagte die Sprecherin des Instituts, Elke Reinking, am Montag.
Die Risikobewertung war zuletzt im Mai 2019 angepasst worden, nachdem Fälle von ASP in Belgien aufgetreten waren. Dort hatte die Entfernung zur deutschen Grenze 70 Kilometer betragen – bei den aktuellen Nachweisen in Polen sind es etwa 80 Kilometer. (dpa)
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