Chase Bank erlässt Kreditkarten-Kunden in Kanada alle Schulden – Apple mit Karte auch für Nichtsolvente

Für die Kunden war es ein besonders schönes Abschiedsgeschenk: Eineinhalb Jahre nach der Beendigung des Kreditkartengeschäfts in Kanada hat die US-amerikanische Chase Bank ihren Kunden per Federstrich alle noch bestehenden Schulden erlassen. Finanzexperten sehen die Sache weniger euphorisch – zumal Apple das künftige Schuldenmachen deutlich erleichtern will.
Titelbild
Chase erlässt den kanadischen Kunden sämtliche Schulden aus Geschäften mit beiden VISA-Karten, die die Bank ihren Kunden in 13 Jahren der Geschäftstätigkeit in Kanada angeboten hatte.Foto: istock
Von 12. August 2019

Mit einem überraschenden Schritt hat sich die US-amerikanische Chase Bank von ihren Kreditkartenkunden in Kanada verabschiedet. Sie erlässt ihren dortigen Kunden ihre Kreditschulden. Dies berichtet „Fox News“.

Die Chase Bank ist Teil der Unternehmensgruppe JPMorgan Chase & Co., im März 2018 hat sie ihr Kreditkartengeschäft in Kanada eingestellt. Die Kunden sollten jedoch ihre noch aushaftenden Kreditverbindlichkeiten zurückbezahlen.

Zwischen Unglauben und Freude

Dies gilt seit Freitag (9.8.) jedoch nicht mehr. An diesem Tag verkündete das Unternehmen seine Entscheidung, seinen Kunden sämtliche Schulden aus Geschäften mit beiden VISA-Karten zu erlassen, die Chase ihren Kunden in 13 Jahren der Geschäftstätigkeit in Kanada angeboten hatte. Chase hatte im Bereich des Kreditkartenwesens in Kanada mit den Unternehmen Marriot und Amazon zusammengearbeitet.

Die Vizechefin für Kommunikation des Kreditkartendienstes, Maria Martinez, bestätigte später die ersten Berichte des Nachrichtenportals CBC.

„Chase hat die Entscheidung getroffen, aus dem kanadischen Kreditkartenmarkt auszusteigen“, erklärt sie auf Medienanfrage. „Als Teil dieses Ausstieges haben wir bis spätestens März 2018 alle Kreditkartenaccounts geschlossen. Eine weitere geschäftliche Entscheidung wurde nun getroffen, alle noch ausstehenden Verbindlichkeiten zu erlassen, um den Ausstieg abzuschließen.“

Kunden in ganz Kanada reagierten mit Unglaube, Fassungslosigkeit und manchmal auch unverhohlener Freude auf die Nachricht, dass ihre Schulden mit einem Schlag ausgelöscht waren.

Douglas Turner aus Ontario schuldete dem Kreditkartenunternehmen noch mehr als 4500 US-Dollar und erklärte: „Ich war komplett durch den Wind gestern Abend und habe vor mich hingelächelt. Ich konnte es nicht glauben.“

„Als würde ich für meine Verantwortungslosigkeit jetzt auch noch belohnt“

Der 43-jährige Paul Adamson dachte erst, er hätte eine Rate versäumt, nachdem er erfahren hatte, dass sein Konto geschlossen worden sei.

„Ich bin ehrlich gesagt immer noch völlig verblüfft. Üblicherweise geht es, wenn man von denen hört, um überraschende Gebühren, außerordentliche Komplikationen, aber definitiv nicht um Schuldenerlass.“

Adamson sprach von einer seltenen guten Nachricht aus dem Kreditwesen. „Normalerweise passen solche Begriffe nicht zusammen.“

Zur Begründung des Schrittes erklärte Martinez, das Unternehmen sei zu dem Schluss gekommen, dass es „die beste Entscheidung für alle Beteiligten, insbesondere unsere Kunden, war, die Schulden zu erlassen“. Wie hoch die noch aushaftende Gesamtsumme insgesamt war, die noch im Raum stand und auf deren Rückzahlung das Bankhaus nun verzichtete, darüber wollte Chase bis dato keine Angaben machen.

Vieles spricht dafür, dass die Kosten für die weitere Betreibung offener Schuldtitel einfach den noch zu erwartenden Ertrag überstiegen hätten.

Einige Kunden äußerten sich gegenüber CBC auch selbstkritisch. Die 24-jährige Studentin Christine Langlois aus Montreal erklärte, sie habe seit fünf Jahren keine Kreditkartenschulden mehr zurückbezahlt. „Irgendwie ist es, als würde ich für meine Verantwortungslosigkeit jetzt auch noch belohnt.“

Apple will Steve Jobs’ spätes Vermächtnis erfüllen

Kreditkartenkunden in den USA werden auf die Nachricht weniger freudig reagieren: Sie müssen ihre Schulden bei Chase aus Kreditkartengeschäften weiter auf Dollar und Cent genau zurückzahlen. Zudem ist man zehn Jahre nach der Subprime-Finanzkrise immer noch skeptisch gegenüber zu laxem Umgang mit Kreditverbindlichkeiten und Bonitäten.

Die jüngst aufgelegte Apple-Card setzt dabei einen weiteren Schritt in eine Richtung, die Experten als problematisch empfinden. Wie mehrere Medien berichten, soll diese auch weniger solventen Kunden offenstehen.

Damit will man einem Wunsch des verstorbenen Apple-Gründer Steve Jobs entsprochen haben, der bereits Ende der 1990er Jahre nach Wegen gesucht habe, eine Kreditkarte zu schaffen, ohne jemanden, der sie haben möchte, abzulehnen. Partner bei dem Vorhaben ist Capital One.



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