Direktbank ING muss trotz Wachstums Abstriche von ehrgeizigem Ziel machen
Die Direktbank ING muss trotz weiteren Wachstums im ersten Halbjahr 2019 Abstriche an einem ehrgeizigen Ziel machen.
„Wir werden die angepeilte Marke von zehn Millionen Kunden in diesem Jahr wohl nicht ganz erreichen“, sagte Vorstandschef Nick Jue der Deutschen Presse-Agentur in Frankfurt. „Aber dann ist es nächstes Jahr soweit.“
Von Januar bis einschließlich Juni erzielte die ING Deutschland 429 Millionen Euro Gewinn – ein Plus von zwölf Prozent zum Vorjahreszeitraum. Im Gesamtjahr 2018 lag der Überschuss bei 886 Millionen Euro.
Kurz nach seinem Amtsantritt am 1. Juni 2017 hatte Jue sich zum Ziel gesetzt, die Zahl der Privatkunden über zehn Millionen zu steigern. Der Niederländer sagte damals: „Ich werde nicht zufrieden sein, wenn wir nicht in zwei Jahren die zehn Millionen erreicht haben.“
In den ersten sechs Monaten des laufenden Jahres gewann das in Deutschland und Österreich aktive Institut den Angaben zufolge unter dem Strich 150.000 Privatkunden. Damit zählt die ehemalige ING-Diba, die seit November 2018 nur noch unter dem Namen des niederländischen Mutterkonzerns ING auftritt, nun rund 9,5 Millionen Privatkunden.
Dass die Kundenbasis nicht mehr so schnell wächst, liegt nach Jues Angaben auch daran, dass die Bank nicht mehr nur Sparkunden lockt, sondern mehr Geschäft mit einzelnen Kunden machen will. „Wir wollen mehr und mehr Hausbank für unsere Kunden werden“, bekräftigte Jue. Inzwischen zählt die Bank 1,7 Millionen ihrer Kunden zu dieser Kategorie, im ersten Halbjahr kamen 130.000 hinzu.
Es gebe keine Pläne, das kostenlose Konto abzuschaffen
Die Zahl der Girokonten erhöhte sich im Vergleich zum Jahresende 2018 um 200.000 auf 2,7 Millionen Ende Juni. Jue zeigte sich entschlossen, das Girokonto weiterhin kostenlos anzubieten – obwohl die Zinspolitik der Europäischen Zentralbank (EZB) die Geldhäuser unter Druck setzt und sogar eine weitere Verschärfung der Geldpolitik droht.
Es gebe keine Pläne, das kostenlose Konto abzuschaffen, versicherte Jue. „Wir versuchen, neue Einnahmequellen zu erschließen, um so lange wie möglich mit dem kostenlosen Girokonto durchzuhalten. Es wird bei uns möglichst immer ein Kontoangebot ohne Gebühren geben“, sagte der Manager.
Finanzvorstand Norman Tambach betonte jedoch: „Klar ist aber auch: Wir müssen versuchen, noch effizienter zu werden und dabei unsere Kosten verringern. Sollte die EZB die Zinsen weiter senken, wird es sicher nicht einfacher.“
Europas Währungshüter hatten bei ihrer jüngsten Sitzung Ende Juli die Tür für eine weitere Lockerung der Geldpolitik im Euroraum weit geöffnet. Volkswirte rechnen damit, dass die EZB den Strafzins verschärfen wird, den Banken zahlen müssen, wenn sie Geld bei der EZB parken. Derzeit werden dafür 0,4 Prozent Zinsen fällig. Um die Institute nicht zu sehr zu belasten, prüft die Notenbank auch die Möglichkeit einer Staffelung dieses Negativzinses.
„Das niedrige Zinsumfeld macht es nicht einfacher“
„Wenn die EZB einen Staffelzins einführt, wäre das keine wesentliche Entlastung für uns“, sagte Finanzvorstand Tambach. „Noch können wir die meisten Spargelder profitabel umwandeln in Baufinanzierung, Konsumentenkredite, Firmenkundenkredite. Aber das niedrige Zinsumfeld macht es nicht einfacher.“ Tambach und Jue versicherten: „Wir planen nicht, Negativzinsen an Kunden weiterzugeben.“
Mit einem Komplettumbau will die Bank sich in die Lage versetzen, in einer digitalen Welt schneller auf Kundenbedürfnisse zu reagieren. „Ich habe gesagt: Wir werden die erste agile Bank Deutschlands. Am 1. September ist es so weit. Dann haben wir die gesamte Organisation umgebaut“, sagte Jue. „Natürlich hat die Transformation Kraft gekostet und ich verstehe, dass es auch Unsicherheit bei den Mitarbeitern gab. Aber wir im Vorstand sind überzeugt, dass dieser Umbau notwendig ist, damit wir auch in den nächsten Jahren erfolgreich sind.“ (dpa)
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