Dirk Müller: Kritik am Merit-Order-Prinzip zur Strompreisbildung

Finanzexperte Dirk Müller erklärt anhand einer SMARD-Grafik der Bundesnetzagentur die Strompreisentwicklung. Er fordert ein Ende des Merit-Order-Systems.
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Dirk Müller.Foto: THOMAS LOHNES/AFP/Getty Images
Von 27. September 2022

Der bekannte Finanzmarktexperte Dirk Müller hat auf YouTube ein Video veröffentlicht, in dem er scharfe Kritik am System „Merit-Order“ an den Strombörsen übt. Der Finanzexperte präsentiert eine Grafik zur Art der Stromerzeugung. Diese zeichne seit Ende des Vormonats auf, welche Energieform für welchen Anteil davon verantwortlich war. Die von jedem Nutzer selbst konfigurierbare Strommarktdaten-Grafik (SMARD) der Bundesnetzagentur macht dies transparent.

Aus der Aufstellung werde nachvollziehbar, dass in den ersten Septemberwochen ausreichend Wind vorhanden war, um Energie daraus zu erzeugen. Der Anteil an Energieerzeugung aus Gas konnte deshalb phasenweise zurückgefahren werden.

Der Stromverbrauch habe sich in dieser Zeit in etwa auf dem Level des vorhandenen Angebots bewegt. Zumindest fielen diese nicht dauerhaft in signifikanter Weise auseinander. Was den Strompreis anbelangt, habe dieser in den Peak-Lagen bis zu 600 Euro pro Megawattstunde erreicht.

Dirk Müller: „Anreiz, Versorgung knappzuhalten“

Diese Ausschläge ins Extreme seien jedes Mal mit jenen Phasen zusammengefallen, in denen die Nachfrage nach Strom etwas höher gelegen habe als das Angebot. Demgegenüber brach der Strompreis jedes Mal ein, wenn ausreichend Strom produziert wurde – zum Teil sogar auf Niedrigstpreise von zwei bis drei Euro.

Müller erklärt, dass es das sogenannte Merit-Order-Prinzip wäre, das für diese extremen Ausschläge verantwortlich sei. Strom-Großhandelspreise errechneten sich jedes Mal nach einem bestimmten Kurs. Und zwar sei dies der höchste, zu welchem der letzte Anbieter seinen Strom auf dem Markt loswerde. Dieser bestimme den Preis für alle. Entsprechend erhielten ihn auch jene Anbieter, die ihren Strom auch zu einem Bruchteil dessen hätten anbieten können.

Aus Sicht des Börsenexperten schafft dies eine nicht tragbare Situation – und falsche Anreize:

Mit diesem zweifelhaften Prinzip haben die Stromerzeuger natürlich ein maximales Interesse, gerade so viel Strom zu produzieren, dass es gerade so nicht reicht.“

Politik oder Strombörsen selbst könnten Merit-Order abschaffen

Es wäre ohne weiteres möglich, permanent etwas höhere Reserven mittels verfügbarer Energieträger wie Gas oder Steinkohle bereitzustellen. Dadurch könnten letztendlich die Strompreise für den gesamten deutschen Markt niedriger gehalten werden.

Stattdessen schaffe das derzeitige Preisbildungssystem einen Anreiz für die Stromkonzerne, Knappheit nicht zu beseitigen, sondern strategisch zu kultivieren. Die Versorgung mit günstigeren Quellen so weit unzureichend zu halten, dass am Ende noch teures Gas eingespielt werden könne, zahle sich aus. Diese Tour zerstöre mittlerweile jedoch innerhalb von nur wenigen Monaten die gesamte deutsche Industrie und Mittelschicht.

Sowohl die Politik als auch die Strombörsen selbst könnten diesen Zustand durch entsprechende Anpassungen ändern. Aber bislang hielten Verantwortungsträger dennoch aus nicht nachvollziehbaren Gründen an Merit-Order fest.

Dieser Beitrag stellt ausschließlich die Meinung des Verfassers dar. Er muss nicht zwangsläufig die Sichtweise der Epoch Times Deutschland wiedergeben.


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