US-Gold-Experte: „Es wird einen Wettlauf ums Gold geben“
Epoch Times: Mr. Rickards, bitte erzählen Sie uns etwas über Ihr neues Buch, „The Death of Money“ (Der Tod des Geldes), das im April erscheinen wird.
James Rickards: Es ist sowohl ein Vorspiel als auch ein Nachspiel zu meinem ersten Buch „Currency Wars“ („Währungskriege“). Es ist in dem Sinne ein Vorspiel, als „Currency Wars“ mit zwei Kapiteln eröffnet, die ein finanzielles Kriegsspiel beschreiben, das in einem streng geheimen Waffenlabor im Jahr 2009 stattfand. Das war das erste Mal, dass das Pentagon jemals ein Kriegsspiel laufen ließ, in dem die Waffen nur Finanzinstrumente sein durften – Aktien, Anleihen, Derivate und Währungen.
Wie kam es, dass ich daran beteiligt war? Ich beginne zu erzählen über eine frühere Mitarbeit in nationalen Sicherheitsfragen, die bis zu diesem Kriegsspiel führt. Dieser Teil ist das Vorspiel.
Die Fortsetzung ist, dass ich in „Currency Wars“ auch eine Menge Historisches eingearbeitet hatte. Es gab fünf Kapitel über Geschichte, und ich denke, das war sehr wichtig.
Wenn Sie sich mit dem Leser über Gold unterhalten wollen und dann direkt zum Thema Gold springen, werden Sie häufig für einen Spinner gehalten. Wenn man aber die geschichtlichen Zusammenhänge erzählt, beginnen die Menschen, Gold im Kontext zu sehen. Und wenn man dann darüber redet, ist es nicht mehr ganz so verstörend.
In meinem neuen Buch, „The Death of Money“ gibt es keinen Anlass, die historischen Abläufe nochmal zu wiederholen, – das steht alles in „Currency Wars“ – deshalb blickt es mehr nach vorn und spricht vor allem über die Zukunft des internationalen Währungssystems und einen kommenden Zusammenbruch.
Aber nicht einfach irgendeinen Zusammenbruch! Momentan laufen eine Menge Leute herum, die Untergangsstimmung verbreiten und vom Ende des Dollars und soweiter reden. Ich könnte dem sogar zustimmen, glaube aber nicht, dass dies einen wirklichen Inhalt hat. Ich versuche, mit einer tiefergehenden Analyse zu beschreiben, was als nächstes kommen wird, wie das zukünftige internationale Währungssystem aussehen wird.
Ich zeige auf, dass das internationale Währungssystem innerhalb der letzten 100 Jahre bereits drei Mal kollabiert ist, nämlich 1914, 1939 und 1971. Ein weiterer Zusammenbruch würde da überhaupt nicht ungewöhnlich sein. Aber das ist nicht das Ende der Welt. Es ist nur so, dass die Großmächte sich hinsetzen und die Reform des Systems anpacken werden müssen. Ich rede darüber, wie die Reform aussehen wird.
Also das ist das Nachspiel oder die Fortsetzung der Geschichte, verbunden mit einem Ausblick über den Horizont. Einige paar Sachen, die vor den „Currency Wars“, und ein paar, die danach passieren werden. Die weiteren Inhalte beziehen sich auf die aktuelle Situation in Europa und China, weshalb ich hoffe, dass die Leser es mögen werden.
Epoch Times: Lassen Sie uns über Gold sprechen.
Rickards: Gold hat eine Reihe von Vektoren. Ihm steht praktisch ein großer Wettlauf bevor. Lassen Sie mich das Grundsätzliche von den technischen Vorraussetzungen trennen.
Grundsätzlich liegt mein Kursziel für Gold im Bereich von 7.000 bis 9.000 US-Dollar pro Unze. Das ist nichts, was sofort passieren wird, aber auch keine 10-Jahres-Prognose. Es ist eine Drei- bis Fünf-Jahres-Prognose für einen Preis, der um das Fünf- bis Sechsfache steigen wird.
[–Epoch Times: Worauf stützt sich Ihre Analyse?–]
Rickards: Sie basiert auf dem Zusammenbruch des Vertrauens in den Dollar und andere Formen von Papiergeld. Um das Vertrauen wiederherzustellen, haben Sie zwei Mittel: Entweder überschwemmen Sie die Welt mit Liquidität aus dem Internationalen Währungsfonds in Form von Sonderziehungsrechten [SZR, einer Form von Geld, die vom IWF ausgestellt wird], oder wir kehren zu einem Goldstandard zurück.
Die Überschwemmung des Marktes mit SZRs wäre höchst inflationär, sodass das Gold von selbst auf ein höheres Niveau steigen würde. Wenn sie wieder zum Goldstandard zurück wollen, müssen sie einen nicht-deflationären Preis nehmen.
Die Leute sagen, es gibt nicht genug Gold auf der Welt. Die Antwort ist, es gibt immer genug Gold auf der Welt. Es ist nur eine Frage des Preises. Jetzt, mit 1300 US-Dollar pro Unze, gibt es nicht genug Gold, um den Welthandel und die Finanzen zu stützen. Aber bei 10.000 US-Dollar pro Unze gibt es genug Gold. Es geht nicht ums Gold, sondern um den Preis.
Wenn Sie zu einem Goldstandard zurückkehren, müssen Sie den Fehler vermeiden, den England im Jahr 1925 gemacht hat, als man einen Goldstandard zum falschen Preis einrichtete, der sich als hoch deflationär erwies und zur Großen Depression beitrug.
Ich habe mal alles durchgerechnet, und bin auf einen nicht-deflationären Gold-Standard gekommen, der heute bei rund 9.000 US-Dollar pro Unze läge.
Epoch Times: Was liegt Ihrem Zielpreis zugrunde?
Rickards: Er basiert auf der Deckung der Papiergeldmenge mit Gold. Das wäre eine 40-prozentige Deckung bei M1 als Geldbasis [Papierscheine, Münzen und Girokonten]. Wenn Sie M2 [M1 plus Sparkonten und Geldmarktfonds] mit einer 100-prozentigen Deckung nehmen würden, wären das 40.000 US-Dollar pro Unze.
Epoch Times: Gold-Investoren würden ein Vermögen machen!
Rickards: Das würde nicht heißen, dass Gold tatsächlich mehr Wert wäre – es würde lediglich heißen, dass der Dollar zusammengebrochen ist. Aber ja – man bekommt mehr Dollars pro Unze. Nennen wir das mal die Drei- bis Fünfjahres-Prognose.
Dass sich diese fundamentalen Faktoren schon innerhalb des kommenden Jahres auswirken, ist unwahrscheinlich. Aber die technischen Faktoren könnten eine Wirkung haben. Praktisch betrachtet steht uns ein großer Wettlauf ums Gold bevor, basierend auf dem Rückgang des ständigen Nachschubs.
Epoch Times: Hat das mit dem Gold-Crash von letztem Jahr zu tun?
Rickards: Durch die Goldbanken wurden 500 Tonnen aus den Lagern des Spider Gold Trusts (GLD ETF) entfernt. Was da vom Markt entfernt wurde, war ein massiver physischer Überhang. Die Leute verstehen nicht wirklich, wie der GLD ETF funktioniert. Wenn sie mit GLDs handeln, kaufen oder verkaufen sie kein Gold, sondern lediglich verbriefte Anteile daran.
Das Gold schlummert derweil im Lager und steht seinen autorisierten Teilhabern nicht zur Verfügung. Und wenn Sie sich mal die Liste der autorisierten Teilhaber und die Liste der Goldbanken anschauen, dann sind das ziemlich genau die gleichen Leute: Goldman Sachs, Citigroup, JPMorgan, Morgan Stanley, Deutsche Bank, HSBC, etc.
Diese Banken haben die Möglichkeit, Anteile aufzukaufen, sie einzulösen und dafür das physische Gold zu bekommen. Genau das haben sie gemacht und das Gold nach Shanghai geschickt, um damit den Handel und das Leasing am „Shanghai Gold Exchange“ zu unterstützen.
Wenn man so einfach mal 500 Tonnen auf den Markt wirft, entspricht das 20 Prozent der jährlichen Goldgewinnung. Und das ist eine massive physische Injektion.
Der andere Faktor ist die blanke Manipulation, die an den Comex futures-Preisen sehr deutlich wird. Ich habe ein paar Statistiken gesehen, bei denen es sich zweifellos um nichts anderes als Marktmanipulation handelte.
Epoch Times: Doppeltes Pech …
Rickards: Der Punkt ist der: Während die Zentralbanken die Comex futures manipulieren und die Edelmetallbanken das physische Gold abwerfen, (für das sie das GLD-Lager und das Comex-Lager leer geräumt haben), taucht auf einmal eine riesige Menge Gold am Markt auf, die über und oberhalb des normalen Nachschubs liegt. Das hat auf den Comex natürlich massiven Verkaufsdruck ausgeübt. Es war eine ungünstige Konstellation, das Problem ist nur, dass sich so etwas nicht aufrecht erhalten lässt.
Epoch Times: Was dann?
Rickards: Man kann das Lager ja nicht zweimal plündern. Wenn das Gold erstmal draußen ist, kann man es ja nicht nochmal „abheben“. Es ist Ebbe in den Tresoren von JPMorgan, Comex und GLD.
[–Epoch Times: Wohin geht das Gold?–]
Rickards: Eine der großen Bewegungen ist aktuell, das Gold von Orten wie der UBS, der Credit Suisse und der Deutschen Bank zu privaten Lagerstätten umzuziehen, wie zum Beispiel G4S, ViaMAT, and Brink’s. Das vermehrt den Goldnachschub nicht, aber minimiert den für den Handel vorhandenen Nachschub.
Wenn ich mein Gold bei der UBS habe, hat die UBS normalerweise das Recht, es zu rehypothekisieren. Wenn ich aber mein Gold zu ViaMAT verlege, liegt es dort einfach herum, ohne weiter gehandelt oder rehypothekisiert zu werden.
Falls ich nun mein Gold von der UBS zu ViaMAT verlege, gibt es nicht mehr oder weniger Gold auf der Welt: Ich bin immer noch der Besitzer und es ist die gleiche Menge Gold. Aber aus der Marktperspektive ist der vorhandene Nachschub geschrumpft.
Der größte Player auf diesem Gebiet ist China. China kauft sich derzeit Tausende Tonnen Gold geheim, durch Verschleierungstaktiken und unter Gebrauch von Militär- und Geheimdienst-Vermögen, mit Undercover-Operationen und ähnlichem.
Epoch Times: Warum wird sich Gold also wieder erholen?
Rickards: Es gibt auf der ganzen Welt ein großes Goldangebot. Aber um eine Verknappung auf den Märkten zu erzeugen oder einen Markt zu squeezen, muss man nicht das ganze Gold aufkaufen. Da genügt schon der frei zugängliche Bestand. Denken Sie an all das Gold auf der Welt. Ungefähr 170.000 Tonnen. Stellen Sie sich einen Bruchteil davon als den frei zugänglichen und handelbaren Bestand vor. Gold, das in der Comex, bei JPMorgan oder bei GLD im Tresor liegt, ist für den Handel verfügbar. Gold, das von den Chinesen gekauft wird, wird die nächsten 300 Jahre kein Tageslicht mehr sehen. Es ist daher nicht für den Handel verfügbar. Mit dem Gold, das aus dem Westen in den Osten und vom GLD nach China wandert, hat sich das Gesamtvolumen des Goldes nicht geändert. Aber der frei zugängliche Bestand sinkt rapide.
Das bedeutet, dass Gold-Papiere, die sich auf der Spitze des frei zugänglichen Bestandes befinden, immer instabiler und angreifbarer für einen Short Squeeze werden, weil es nicht genügend physisches Gold gibt, um sie zu stützen. Deshalb wird es sehr wahrscheinlich zu einen Zusammenbruch kommen, mit einem Short Squeeze und großen Käufen.
Epoch Times: Herr Rickards, vielen Dank für das Interview.
James Rickards ist Autor der Bestsellers "Currency Wars" und des in Kürze erscheinenden Buchs "The Death of Money". Er ist Portfoliomanager bei der West Shore Group und Berater für internationale Wirtschafts- und Finanzfragen im Verteidigungsministerium und Geheimdienst der USA.
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